The I-love-you

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POV. JK

Hätte mir vor einer Woche jemand gesagt, dass ich innerhalb eines Tages meine Freundin verlassen und schwul werden würde, hätte ich denjenigen vermutlich in eine Psychiatrische Klinik einliefern lassen. Doch wird mir bewusst, ich bereue nichts! Kein einziges Wort, welches ich dieser Schnepfe an den Kopf geworfen habe!
Sie hat es verdient endlich die Wahrheit -die sie ohnehin schon ahnte- zu erfahren und allem Anschein nach, reagierte sie nicht so, wegen ihrer noch vorhandenen Liebe zu mir, sondern weil sie nun keinen Vorzeigefreund mehr hatte.
Während ich über den Verlauf meines weiterführenden Lebens nachdachte und wie ich meinen homophoben Eltern erklären könnte das ich, Jeon Jungkook, nun auf Männer stehe, schlich sich eine ganz andere Person in meinen Kopf. Meine Gedanken wanderten zu dem Jungen, der so fremd schien, und doch so vertraut, als wären wir seit Jahren beste Freunde, vielleicht sogar mehr als das.
Aber lag es tatsächlich im Rahmen des Möglichen, dass ich gerademal innerhalb eines Tages schwul geworden bin, und mich zu allem Überfluss auch noch verliebt habe?
Verliebt in den mir eigentlich völlig Fremden aus der kleinen, kalten, dunklen Gasse?
War ich tatsächlich in Taehyung verliebt?
Den Jungen, dem ich vermutlich das Leben gerettet hatte.
Den Jungen, der mein Leben innerhalb eines Tages komplett auf den Kopf gestellt hatte.
Den Jungen, dessen Augen, wenn ich in sie blicke, ein unbeschreiblich gutes Gefühl durch meinen gesamten Körper fahren lassen.
Den Jungen, dessen Wärme ich am liebsten den ganzen Tag spüren wollte.
Ich musste es wohl oder übel zugeben. Mein Herz und mein Körper wollten und brauchten Tae.
Seufzend lehnte ich mich gegen die, ich schätze mal, Badezimmertür und ließ mich langsam an dem kühlen Holz zu Boden gleiten.
Ich hätte wirklich gerne meine Reaktion gesehen, wenn ich gewusst hätte, dass Tae und ich quasi Rücken an Rücken dasaßen und nur von einem Stück in Form gebrachten Holz voneinander getrennt wurden.
Bevor ich jedoch noch einen weiteren Gedanken fassen konnte, wurde meine Rückenlehne ruckartig weggerissen und ich verlor wohl oder übel das Gleichgewicht. Meine Augen zusammenkneifen, erwartete ich schon gleich den harten, kalten Boden an meinem Rücken zu spüren, doch da war nichts.
Als ich meine Augen erneut öffnete, schaute ich in Taes schöne, dunkelbraune Augen. Ein kleines Lächeln hatte sich auf seine Lippen geschlichen und unter dem hellen Licht an der Decke hinter ihm, sah Taehyung aus, wie ein Engel.
Nun bemerkte ich auch meine Lage und spürte das heiße Blut in meine Wangen fließen. Ich lag mit meinem Kopf auf Taes Schoß und dieser hatte mein Gesicht mit seinen Händen umschlungen.
"H-Hast du Hunger?", frage ich stotternd um die Stimmung etwas aufzulockern, aber könnte mir sofort selbst eine Ohrfeige verpassen.
Eine dümmere Frage ist dir jetzt auch nicht eingefallen, Jungkook?
Taehyung findet diese Frage wohl sehr amüsant, da kurze Zeit später sein wunderschönes Lachen den Flur erfüllt.
"Ich frage mich wirklich wie du jetzt auf Essen gekommen bist", schmunzelt Tae.
"Du solltest öfter lachen", murmle ich, sein Kommentar ignorierend, und hebe meine Hand um kurz über Taes weiche Wange zu streicheln.
"Das steht dir."
Diese Aussage treibt auch meinem Crush die Rote ins Gesicht und er schaut verlegen zu Boden, sodass wir gefühlte 20 Minuten in dieser Position verweilen, bis Tae endlich die Stille bricht.
"Um zu deiner vorherigen Frage zurück zu kommen, ja ich habe Hunger", antwortete er und konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen.
"Ach TaeTae", seufzte ich und richtete mich schweren Herzens auf.
Kaum war ich die ersten Schritte gegangen, fehlte mir schon die von Tae ausgehende Wärme.
In der Küche angekommen, musste ich enttäuscht feststellen, dass mein Kühlschrank, bis auf ein paar Staubmilben, komplett leer war.
"Tae, ist es in Ordnung, wenn ich Essen bestelle ?", rufe ich laut durch die Wohnung.
"Wieso schreist du? Ich stehe doch direkt hinter dir", flüsterte mir plötzlich seine tiefe Stimme ins Ohr, während mein armes Herz sich so anfühlt, als würde es gleich aufhören zu schlagen. Erschrocken drücke ich mir die Hand auf die Brust, in der Hoffnung damit mein Herz zu beruhigen, jedoch hilft dies nichts und der warme Körper hinter mir macht es mir auch nicht leichter. Als Taehyung dann auch noch langsam seine Finger, die ein leichtes Kribbeln auf meiner Haut hervorriefen, zu meiner Hüfte gleiten ließ und sich noch etwas näher an mich presste, war es um mich geschehen.
Macht er das mit Absicht?
Weiß er wie abnormal schnell mein Herz gerade schlägt?
"Hab ich dich erschreckt, Jungkookie", säuselt er ironisch in mein Ohr und will sich von mir lösen, als ich wie selbstverständlich seine Hände mit meinen umschlinge und sie noch fester um meinen Bauch drücke. Entspannt lehne ich meinen Kopf zurück und ein langer Seufzer entkommt meiner Kehle und ich höre ein leises Kichern neben meinem rechten Ohr. Taehyungs Atem streifte meinen Nacken, was ich mit einem angenehmen Laut quittiere.
In diesem Moment war ich einfach glücklich. Komplett glücklich. Ich hätte ewig in dieser Position verweilen können, doch hatte Tae wohl andere Pläne. Ohne Vorwarnung nahm er meine Hand, drehte mich um und drückte mich gegen die Küchentheke.
Seit wann war er denn der dominantere von uns Beiden?
Okay, jetzt war definitiv der falsche Zeitpunkt darüber nachzudenken.
Gerade wollte der Ältere zum sprechen ansetzen, als ich meinen Finger auf seine Lippen legte.
"Bevor du jetzt etwas sagst, möchte auch ich etwas loswerden, Teahyung. Du bist mir so ans Herz gewachsen. In dieser kurzen Zeit. Halt mich für verrückt, aber ich habe Gefühle für dich, die ich noch nie so intensiv für jemanden empfunden habe. Wahrscheinlich fühlst du nicht so, aber...
Taehyung... I-Ich
Ich liebe dich..."
Zum Ende hin war meine Stimme nur noch ein Flüstern, doch Taes geschocktem Gesicht nach zu urteilen, hatte er es sehr wohl verstanden.
Als nach mehreren Minuten keine Antwort seinerseits kam, spürte ich die Tränen in meinen Augen.
Natürlich liebt er mich nicht.
Wieso sollte er auch?
Tae kennt mich einen Tag lang, das ist
doch krank!
"Tae... hör zu es-"
Mein Satz wurde von zwei rauen Lippen unterbrochen, die sich liebevoll an meine eigenen schmiegten. Bald hatten wir den perfekten Rhytmus gefunden und bewegten unsere Lippen synchron gegeneinander. So klischeehaft das jetzt klingen mag, aber ich spürte jede Sekunde, die wir in dieser Position verbrachten, kleine Stromschläge durch meinen Körper fahren.
Eine gefühlte Ewigkeit später löste er den Kuss, nur um dann seine Stirn gegen meine zu lehnen und mir die wohl schönsten Worte zuzuflüstern, die ich mir aus seinem Mund nur vorstellen konnte.
"Ich liebe dich auch Jungkook."

Beggar ♤ J.jk & K.th ♤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt