The Get-to-know

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POV. JK

Erleichtert darüber, endlich mein durchnässtes Sweatshirt ausziehen zu können, streifte ich meine weißen Sneaker ab und vergaß kurz den Fremden in meinem Flur. Im Bad angekommen, griff ich zuerst nach dem weißen T-shirt, welches ich mir heute Morgen schon rausgelegt hatte und wechselte noch schnell meine Socken. Zuletzt holte ich den Erste-Hilfe-Koffer aus meinem Spiegelschrank, um Taehyungs blaue Flecken zu versorgen, bevor ich zurück du dem verloren aussehenden Jungen in meinem Flur ging. Taehyung stand mit dem Rücken zu mir und schien wohl in einem Tagtraum versunken. Trotz das ich meine Hand ganz sachte auf meine seine Schulter legte, zuckte er zusammen, als wäre gerade eine Bombe neben ihm explodiert. Dieser plötzlich ängstliche, verstörte Ausdruck in seinen Augen, ließ mich ebenfalls aufschrecken.

"Hey Taehyung, alles in Ordnung. Ich bin's nur", versuchte ich ihn leise zu beruhigen. Zu meinem Glück schaffte ich dies auch schnell und sein Atem normalisierte sich. Ehrlich gesagt war ich kurz davor ihn zu umarmen, jedoch konnte ich diesen Drang letzten Endes noch unterdrücken. Deshalb nahm ich nur seine Hand, führte ihn ins Wohnzimmer und platzierte ihn auf meinem grauen Sofa. Den Erste-Hilfe-Koffer legte ich auf dem Couchtisch ab und fing wieder damit an, Tae zu mustern, jedoch hielt er meinem Blick stand und wendete sich nicht wie erwartet ab.
Gefühlte Stunden vergingen, in denen wir uns einfach nur in die Augen schauten, bis ich mich endlich zusammenriss und meinen Blick von seinen tiefbraunen Augen zu seiner blutig geschlagenen Nase drehte.
"Tut es sehr weh?", fragte ich mit einem besorgten Unterton und deutete auf sein wohl angebrochenes Nasenbein.
"E-Es geht schon. War ja nicht das erste Mal", murmelte Taehyung leise.
Ersschrocken riss ich meine Augen auf.
"Wie 'nicht das erste Mal'?"
"Ich wurde schon öfter von Junkies verprügelt", nuschelte er mit gesenktem Kopf und schaute erneut zu Boden.
"Ach Tae...", setzte ich an, doch er unterbrach mich.
"Tae? Wieso Tae?"
Verwundert und überrascht musterte er mich. Das Schulterzucken meinerseits irritierte ihn bloß noch mehr.
"Tae ist jetzt dein Spitzname. Taehyung war mir zu lang, also dachte ich an Tae. Ich kann dich aber auch wieder mit vollem Namen ansprechen, wenn es dir sonst unangenehm ist", erklärte ich schnell. Mein Gegenüber schüttelte nur den Kopf und antwortete :"Nein schon in Ordnung. Tae hört sich schön an. Entschuldige meine Verwirrung es ist nur so, dass mir vor dir noch niemand einen Spitznamen gegeben hat."
"Nicht mal deine Eltern?", wollte ich ohne nachzudenken sofort wissen.
Seine Augen wurden kurz glasig und man konnte Verletztlichkeit in ihnen sehen. Einen Augenblick später fing er auch schon an herzzerreißend zu schluchzen.
Super Jungkook, du hast gerade einen fremden Jungen, den du vielleicht seit 15 Minuten kennst, zum Weinen gebracht. Applaus!
Etwas ratlos schaute ich dem viel zu dürren Körper dabei zu, wie er seinen Kopf in den Händen vergrub. Weitere Schluchzer verließen seine Kehle.
Nach ein paar Sekunden entschied ich mich endlich dazu ihn in meine Arme zu ziehen. Ich meine, eigentlich mag doch fast jeder Umarmungen und meine Mutter hatte mich, als ich früher weinte, auch immer in den Arm genommen.
Toll Jungkook, jetzt vergleicht du dich auch schon mit einer Mutter, was wohl als nächstes kommt?
Ich schob diesen Gedanken beiseite und strich beruhigend mit der Hand über Taes nassen Rücken. Vielleicht sollte ich ihm auch frische Kleidung geben, wenn wir mit dem verarzten fertig sind.
In meinen Armen spürte ich, wie der Körper langsam aufhörte zu beben und zog ihn noch ein wenig fester an mich. Zu meiner Verwunderng schlang er nun ebenfalls seine Arme um mich und legte seinen Kopf vorsichtig in meine Halsbeuge. Immer wieder spürte ich die heiße, ausgeatmete Luft an meinem Nacken, was dazu führte, dass sich die kleinen Härchen aufstellten und eine Gänsehaut meinen halben Rücken bedeckte. Meiner Meinung nach viel zu schnell, löste er sich wieder von mir und blickte mich mit rotunterlaufenen, verweinten, aber wunderschönen Augen an. Der traurige Ausdruck, welcher in diesen lag, brachte mein Herz fast zum zerreißen und obwohl ich es zu verhindern versuchte, stieg auch mir allmählich die salzige Flüssigkeit in die Augen. Allerdings wichte ich mir schnell mit dem Saum des T-shirts über mein Gesicht, bevor die Tränen anfangen konnten, meine Wamgen hinab zu fließen.

Ach Tae, ich kenne dich nichtmal eine halbe Stunde und du hast schon so eine Wirkung auf mich. Was stellst du bloß mit mir an?
"Jungkook?", hörte ich Taehyungs schöne Stimme leise flüstern. Mit einem interessierten Laut vermittelte ich ihm weiter zu sprechen.
"D-Danke", kam zögernd von ihm und wieder umarmten wir uns, nur das er es diesmal war, der diese Zärtlichkeit began.

Als ich dann eine Stunde später endlich damit fertig war seine Wunden zu desinfizieren, und er hatte wirklich mehr als ich dachte, entschied ich, uns etwas Essbares zu bestellen.
Zuerst lehnte Taehyung, mit dem Vorwand 'er wolle mich nicht belästigen' wieder verschwinden, doch ich überzeugte ihn recht schnell davon, hier zu bleiben.
Ich sag nur so, jeder mag Burger. Fast Food war wohl die beste Erfindung der Amerikaner.
Jetzt sitze ich auf dem Boden neben Tae, der friedlich mit einem meiner zu großen Hoodies und einer frischen Jogginghose auf meinem Sofa schläft, und warte auf das Essen.
Ich weiß nicht warum, aber irgendwie bin ich wunschlos glücklich.
Eins steht auf jeden Fall fest.
Ich war froh darüber, dass es geregnet hatte.
Ich war froh darüber, durch diese verdreckte Gasse gegangen zu sein und vorallem war ich froh darüber, dass ich mich umgedreht hatte, als ich den Schrei des Jungen neben mir hörte.
Mit einem Dauergrinsen auf den Lippen, fuhr ich sachte durch Taehyungs weiche Haare.
"Ach, Tae. Was machst du nur mit mir?", fragte ich mich zum 2. Mal an diesem Tag, bevor ich die penetrante Klingel hörte, mir das Geld auf dem kleinen Tisch vor der Couch schnappte und überglücklich zur Wohnungstür ging, um unsere Bestellung anzunehmen...

Beggar ♤ J.jk & K.th ♤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt