Vier▪Taehyung

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Bunte Farben wirbelten vor meinen Augen in Spiralen und anderen merkwürdigen Mustern umher und der Druck meiner Handballen, die ich auf meine Augen gepresst hielt, wurde mit der Zeit etwas schmerzhaft. Doch es war egal, es war nichts im Vergleich zu den Schmerzen in meiner Brust, die mich wieder an den Rand des Erstickens brachten.

„Tae." Ich erhielt einen Stups gegen die Schulter, der mich kurz vor Überraschung aus dem Gleichgewicht brachte und mich zwang, die Hände aus meinem Gesicht zu nehmen.

Ich blinzelte und es dauerte eine Weile, bis die bunten Farbschleier sich lichteten. Statt ihnen stach nun gleißendes weißes Licht in meinen Augen.

Krankenhauslicht.

Ich seufzte. Fast zwei Tage. Zwei Tage, in denen ich Kookie nicht hatte sehen können und dementsprechend auch nicht wirklich wusste, wie es ihm ging.

Ich wusste das, was die Ärzte mir und den Jungs erzählt hatten, aber etwas zu hören oder sich selbst davon zu überzeugen, waren zwei grundverschiedene Dinge.

So wusste ich, dass es Kookie den Umständen entsprechend gut ging, er aber noch zu erschöpft war, um Besuch zu empfangen. Doch ich wollte es selbst sehen, meinem Gehirn klar machen, dass mein Keks immer noch da war und ich vorerst keine Angst zu haben brauchte, denn mein Kopf stellte sich immer noch alle möglichen Ausgänge der Situation in Kookies Zimmer vor und keiner von ihnen war besonders aufbauend.

Ich hatte immer noch unglaubliche Angst davor, einer der Ärzte würde um die Ecke kommen und uns mit trauriger Miene mitteilen, dass Kookie es nicht geschafft hatte.

Allein bei der Vorstellung wurde meine Brust wieder eng und ließ mich krampfhaft nach Luft schnappen.

Herrgott! Ich drehte noch durch, wenn ich nicht endlich zu ihm durfte!

„Hey, Tae." Ich erhielt einen erneuten Stups und sah auf in das besorgte Gesicht von Jin.

„Hm?", machte ich, da ich meiner Stimme kein Stück über den Weg traute und ich wollte nicht schon wieder weinen. Meine Augen fühlten sich schon ganz wund an, genauso wie meine Nase vom ständigen Nase putzen.

„Komm, ich fahr dich nach Hause. Du musst mal wieder schlafen." Er hielt mir die Hand hin um mich vom Stuhl hochziehen zu können, doch ich schüttelte nur den Kopf und wandte den Blick von ihm ab.

Er erwartete doch nicht ernsthaft von mir, dass ich jetzt nach Hause gehen und schlafen würde. Ich konnte hier schon kein Auge zu machen, ohne die schrecklichsten Bilder zu sehen, wie sollte das erst bei uns zuhause sein, wenn ich nicht einmal mehr in Kookies Nähe sein konnte.

„Tae, du musst-" „Gar nichts muss ich", unterbrach ich ihn leise mit gebrochener Stimme und biss mir auf die Lippe. Ich wusste, dass er sich nur Sorgen um mich machte, doch ich machte mir Sorgen um Kookie und das war für mich im Moment tausendmal wichtiger als ich selbst.

„Tae...", versuchte Jin es erneut, wurde jedoch erneut unterbrochen, dieses Mal von Jimin.

„Lass es gut sein, wir sollten es akzeptieren, wenn er hierbleiben will. Ich will auch nicht gehen."

„Es war doch nicht böse gemeint", murmelte Jin niedergeschlagen und sah auf den Boden. Namjoon, der mit Jimin zusammen aufgetaucht war, stellte sich neben Jin, schlang ihm die Arme um die Hüfte und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Das wissen wir. Wir sind nur alle fertig mit den Nerven." Er lächelte Jin aufmunternd zu, welcher sich etwas enger an seinen Freund kuschelte.

Ich seufzte und sah von den beiden weg, auf den Boden unter meinen Füßen. Was würde ich dafür geben Jungkook jetzt so in den Arm nehmen zu können, ihn zu küssen und vor allem Negativen in der Welt und in seinem Kopf zu beschützen.

pain | vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt