Fünf▪Jungkook

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Ich vergrub die Finger tiefer in meiner Bettdecke und starrte sie an. In meinem linken Handrücken steckte eine Kanüle, durch die eine helle Flüssigkeit in meine Blutbahn gelangte, und die jedes Mal furchtbar spannte, wenn ich etwas in die Hand nahm oder, wie jetzt, meine Bettdecke umklammerte.

Kurz nachdem ich gestern aufgewacht war, hatte der Arzt mir gesagt, dass meine Freunde in der Empfangshalle warten würden, sie aber noch nicht zu mir durften, solange die restlichen Untersuchungen noch nicht vollständig abgeschlossen waren. Sobald dies jedoch der Fall war, würde er ihnen Bescheid geben.

Ich war froh gewesen, sie erst einmal nicht sehen zu müssen und hatte um ehrlich zu sein Angst davor, wie sie reagierten, wenn sie demnächst in das Zimmer kommen würden. Als der Arzt vorhin gesagt hatte, er würde sie jetzt holen, da sie ihn wohl schon seit meiner Ankunft hier belagert hatten, war mir das Herz in die Nähe meines Magens gerutscht. Seitdem saß ich hier, starrte auf meine Hände und die weißen Verbände, die um meine kompletten Unterarme gewickelt worden waren, um die frischen Nähte der Wunden zu schützen.

Sie schienen in Neonfarben zu leuchten. Seht her. Seht her, was ich getan habe.

Meine Unterlippe begann zu beben und bevor mir ein unkontrolliertes Schluchzen entweichen konnte, grub ich meine Zähne hinein, in der Hoffnung, das Zittern stoppen zu können. Doch wie so oft, war es vergeblich.

Meine Sicht verschwamm; zitternd, mit rasendem Herzen beugte ich mich vornüber und vergrub das Gesicht in den Händen, den Schmerz in der linken ignorierend.

Schau dich an. Du verdienst es doch gar nicht, dass man dich gerettet hat. Jetzt sitzt du hier und heulst schon wieder rum. Willst du tatsächlich, dass sie dich so sehen? Was meinst du, was sie nach der Aktion von dir denken? Hast du wirklich die Hoffnung, dass sie hier sind, um dich zu sehen? Dir zu helfen? Du bist so dumm. So unglaublich blind. Nach all den Lügen und dem Schmerz, den du ihnen zugefügt hast, glaubst du wirklich, dass sie bei dir bleiben werden? Du wirst immer ein Egoist bleiben...

„H-hör e-endli-ich a-a-auf", schluchzte ich heiser und biss mir auf die Lippe, sodass ich Blut schmeckte.

Ich wollte das nicht mehr, es sollte endlich aufhören. Es sollte doch einfach nur wieder so sein wie früher... Doch ich wusste, dass sie Recht hatte, mal wieder. Ich hatte sie alle unglaublich verletzt, Taehyung wahrscheinlich am Meisten, schließlich hatte er das selbst zugegeben, als er vor meiner Zimmertür saß.

„Weißt du, wie weh es tut, von seinem besten Freund ausgeschlossen und ignoriert zu werden?"

Ich konnte nicht erwarten, dass sie mir meine Lügen und mein egoistisches Verhalten ihnen gegenüber verziehen, doch die Vorstellung, dass sie mich womöglich mit anderen Augen sahen, schmerzte mehr, als ich es mir jemals hätte vorstellen können.

Krampfhaft atmete ich ein und hatte das Gefühl, als würde mich die einströmende Luft ersticken, anstatt, wie erhofft, ein wenig zur Linderung des drückenden Schmerzes in meiner Brust beitragen.

Ich lehnte mich nach hinten in mein Kissen und versuchte mit in den Nacken gelegtem Kopf wieder zu Atem zu kommen und meine Tränen zu stoppen, doch sie flossen unaufhörlich. So wie davor auch schon.

Was dachtest du, ändert sich jetzt?

Nichts und das war es, was zusätzlich wehtat. Das Wissen darum, dass sich nichts, aber auch überhaupt nichts ändern würde. Die Anderen würden mich nur mit mitleidigen Blicken ansehen und sich öfter als normal nach meinem Befinden erkundigen, doch ich würde weiter mit mir leben müssen, mit der Tatsache in Taehyung verliebt zu sein und zu wissen, dass es nichts weiter als einseitige Liebe war.

pain | vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt