Ich hatte immer Bock Oneshots zu schreiben. Also; dieses Buch wird nur geupdatet, wenn ich ne Idee für einen Oneshot habe. Mal gucken was ich draus mache.
Diese Geschichte ist eher traurig, also...
!! Trigger warning: Homophobe Bemerkungen, Selbstmord Erwähnungen !!
P.s.: Das Lied ist so traurig, aber es passt einfach perfekt hierzu.
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Ich hatte immer gewusst, dass es eines Tages so sein würde.Wie ein Spiegel.
Wenn man sich etwas brach tat es weh. Man musste ins Krankenhaus, wurde eventuell operiert, bekam einen Gips. Man hatte schmerzen. Es war nicht schön, es war furchtbar, doch es heilte. Man bekam Hilfe. Man wurde getröstet und verstanden. Die Menschen waren Nett.
Wie der Frühling.
Wenn man eine Trennung durchmachte tat es weh, wahrscheinlich mehr als ein Knochenbruch, aber anders.
Man wurde getröstet, abgelenkt, gepflegt und nach und nach wieder aufgebaut, regeneriert. Man wurde verstanden.Wie ein Messer.
Wenn jemand starb, war der Schmerz, die Trauer unbeschreiblich. Die leere. Die Trauer. Die Tränen. Alles war furchtbar. Man weinte zusammen, wurde getröstet, gepflegt, aufgebaut und der Schmerz wurde erträglicher.
Wie eine zweite Seele.
Jetzt stell die all das zusammen vor. Der körperliche Schmerz eines Knochenbruches. Der Liebeskummer nach einer Trennung. Der Schmerz wenn jemand geliebtes stirbt. All das zusammen und du bist allein. Unverstanden. Ungetröstet. Gebrochen. Ungepflegt. Verlassen und gehasst. Ja, das alles nur noch viel schlimmer.
Das war es, was ich spürte. Das war es, was die Taubheit doch nicht einzunehmen vermochte.Wasser spritzte mir ins Gesicht als ein Auto durch eine Pfütze fuhr. Ich wischte es nicht weg. Egal. Dachte ich.
Mein Handy klingelte. Mama stand auf dem Display.
„Ich wollte Enkelkinder! Ich wollte eine Schwiegertochter! Ich wollte auf die Traumhochzeit meines Sohnes gehen!" hörte ich es in meinem Kopf.
Ich!
Was ist mit ihm?! Wer hat ihn gerettet?Wie ein Spiegel.
Das Loch in meiner Brust ging auf und ich spürte den dumpfen Schmerz, der sich durch meinen Körper fraß wie eine Säure. Meine Augen brannten und ich konnte nicht mehr richtig sehen. Meine Wangen wurden nass. Regnete es? Nein, ich weinte. Dumm. Ich wollte nicht weinen. Dumm, dumm, dumm.
Ob er geweint hatte?
Bestimmt nicht. Er war stark gewesen.
Fröhlich...
Wieder fuhr ein Auto an mir vorbei, doch das Wasser aus der Pfütze erreichte mich nicht. Sind Regentropfen nicht so etwas wie Gottes Tränen? Gott weinte auch. Wenn sie das wüsste. Ich seufzte. Ich zitterte. Es war kalt geworden. Meine Jacke lag noch dort. Vielleicht hatte meine Mutt- Kelly sie mitgenommen.
„Du bist eine Schande für die ganze Familie!"Wie ein Messer.
Ob Gott uns hasste? Hasste Gott überhaupt? Gab es, wenn Gott nicht hassen würde, überhaupt so etwas wie Sünden? Konnte irgendjemand ihn ernsthaft hassen? Ja. Wer? Deine Mutter. Sie ist nicht meine Mutter. Doch. Wer bist du?
Wie eine zweite Seele.
„Hallo? Geht es ihnen nicht gut?"
Langsam hob ich den Kopf. Es tat weh, aber ich tat es trotzdem. Vielleicht verdiente ich es ja.
Eine alte Frau sah mich mitfühlend an. Ihr schrumpeliges Gesicht sah freundlich aus.
Ich schüttelte vorsichtig den Kopf.
„Kommen sie, ich werden ihnen etwas zu essen und zu trinken geben."Wieder erreichte mich das Wasser nicht. Es war seltsam doch ich wollte die kühle des Wassers spüren. Ich wollte die wärme vertreiben die ihre Suppe in mir verbreitet hatte. Vielleicht hasste sie mich ja.
„Das ist eine Sünde!"
Wahrscheinlich schon, so wie jeder andere auch.Wie der Frühling.
Ich seufzte. Nein, es gab keine Sünden. Sünden waren Erfindungen der Menschen. Es gab nicht das Böse und das Gute. Es gab die Menschen, mehr nicht.
„Das ist nicht von Gott gewollt. Ich kann das nicht, geh."Ja, wie der Frühling.
„Dann sag es ihnen nicht. Das ist unser Geheimnis."
So glücklich. So schmerzhaft. Vergangenheit. Ja, es war vergangen. Wieder spürte ich den dumpfen Schmerz der meine Brust zu zerfressen schien. Aber Gott hasst mich nicht. Gott hasst nicht. Gott ist enttäuscht, oder? Vielleicht sollte ich ihn fragen?
Warum tust du uns das an? Warum hasst meine Mutter uns? Warum ist er tot? Warum lebe ich noch? Habe ich dich enttäuscht? Habe ich das verdient?
Wieder ein Auto.
„Geh, Tyler. Du bist nicht mein Sohn."Und wenn es doch Sünden gibt? Ist Lügen eine Sünde? Sind Geheimnisse, gleich Lügen?
„Söhne lügen ihre Mütter nicht an! Söhne erzählen ihren Müttern von einer Beziehung!"Kommt man in die Hölle wenn man lügt? Kommt man in die Hölle wenn man Geheimnisse hat? Verdiene ich die Hölle? Verdient irgendein Mensch die Hölle?
„Mein Sohn wäre keine Schwuchtel!"Ist Homosexualität eine Sünde? Kommt man dafür in die Hölle? Ob er auch in der Hölle ist?
Ich zog mir meinen Kragen hoch. Ich zitterte. Mein Magen knurrte und ich war müde. Ob ich hier einschlafen würde?
„Warum heulst du? Er hat dich verdorben! Er hat es verdient!"Ob es eine Sünde war jemandem den Tod zu wünschen? Ich wusste es nicht. Ich würde es Gott fragen müssen. Vorausgesetzt ich kam in den Himmel, sonst würde ich den Teufel mal fragen.
Ich kicherte und verschluckte mich kurz danach an einem Schluchzen. Der Tod war besser als das Leben das ich führte. Das Leben das ich ohne ich zu leben versuchte. Warum hatten seine Eltern uns akzeptiert aber meine Mutter nicht? Warum waren Menschen immer gegen etwas, was anders war? Was war falsch daran ihn zu lieben? Sie war Schuld daran, dass ich es ihr nicht gesagt hatte. Ich hatte Angst vor ihr gehabt, hatte ihn beschützen wollen.Wie ein Messer.
Aber egal, dachte ich. Jetzt war sowieso alles egal. Ich glaube er hätte niemals jemanden wirklich hassen können. Er war eine gute Seele gewesen. Zu gut. Zu gut für mich. Ich konnte ihn mir nirgendwo anders als im Himmel vorstellen. Dort gehörte er hin. Jetzt war er ein Engel.
Es war ein bittersüßer Gedanke, der ein lächeln jedoch auch Schmerz mit sich brachte.
Das Bild kam mir wieder in den Sinn. Wie er dort lag, in seinem eigenen Blut, kreidebleich...
Schmerz. Alles tat mir weh. Nicht nur mein Körper, sondern auch meine Seele schmerzte. Als wäre meine Seele mit einem Messer traktiert worden. Ich wollte ihn zurück haben. Ich wollte zu ihm.
Er war wie ich gewesen, hatte mich verstanden, war wie mein Spiegelbild gewesen, doch unser Spiegel war zerbrochen. Alles war zerbrochen. Unsere Beziehung, unser Leben, das Verständnis der Menschen. Es war wie der Frühling gewesen. Wunderschön, zart, frisch, zeitlich begrenzt. So, wie das Verständnis der Menschen es auch war.
Ich seufzte schwer. Eine einsame Träne kullerte meine Wange hinunter. Ich schmeckte sie salzig auf meinen Lippen.
Meine Seele, war Josh gewesen und mit seinem Tod, wurde sie mir entrissen.In der Ferne tauchten erneut Scheinwerfer auf. Langsam rappelte ich mich auf. Könnte ich auch ein Engel sein?
Ich musste ihn sehen. Die Entscheidung war schnell, doch nicht schwer. Eine süße Schwere legte sich über mich, als mich das Licht der Scheinwerfer mitnahm. Zu Josh, meinem Engel, meiner Seele.