11 Kapitel

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Der Regen hatte aufgehört und die Sonne schien. Lichtjunges kauerte sich hin. Langsam schlich sie sich an und sprang. Sie landete auf einem Blatt, das sie mit ihren Krallen bearbeitete. "Wo ist Silberjunges?", miaute Kuhfell. Das Junge prüfte die Luft und folgte der Spur ihrer Schwester. Vor dem Farnwedeln, die in den Heilerbau führten, blieb sie stehen und blickte hinein. Der weiß-grau gefleckte Pelz ihrer Schwester stand neben Kirschblatt. "Sie ist bei Kirschblatt!", rief Lichtjunges. Würde ihre Schwester Heilerin werden? Würde Silberjunges lieber ihr Leben lang im Lager bei den verletzten und kranken Katzen bleiben, nie jagen gehen oder für den Clan kämpfen? Dann stürmten Katzen ins Lager. Lichtjunges wirbelte herum und sah Blumenfell, Krallenherz und ihren Vater. Er sprang auf den Hochfelsen und rief alle Katzen zusammen. "Der SternenClan hat mir meine 9 Leben gegeben und meinen Namen! Nun bin ich Eisstern!", begann er, als alle Katzen sich versammelt haben. "Eisstern!", wiederholte der Clan. "Stachelherz! Du bist ein starker, kluger Krieger. Du sollst der Zweite Anführer des SeeClans sein!", rief Eisstern. Der Clan wiederholte seinen Namen. Stachelherz neigte ehrend den Kopf.

"Alle Katzen, die alt genug sind ihre eigene Beute zu fangen, versammeln sich zu einem Clan Treffen!", freudig sprang Lichtjunges aus der Kinderstube. Ihre Mutter und ihre Schwester folgten ihr. Auf der Seite setzten sie sich hin. Eisstern stand selbstbewusst auf dem Hochfelsen und sprang dann herunter. Mit dem Schwanz winkte er den Jungen zu. Mit zitternden Pfoten trabte sie zu ihrem Vater. "Tigerfell! Du bist stark und klug! Gib das deiner Schülerin weiter! Du bekommst Lichtpfote als Schülerin!", rief der Anführer. Ihr Fell sträubte sich. Streifenkralle war sein Vater. Dieser hatte Laubstern, den früheren Anführer getötet. Tigerfell trat vor. Lichtpfote berührte seine Nase mit ihrer. Auch wenn ihr Pelz vor Unbehagen kribbelte. "Silberpfote! Deine Mentorin wird Kirschblatt sein! Du schlägst den Weg der Heilerin ein!", rief Eisstern. Silberpfote berührte die Nase von der Heilerin. "Lichtpfote! Silberpfote!", schrie der Clan. "Wir werden kämpfen trainieren", meinte Tigerfell und trottete zum Lagereingang. Sie folgte ihm. Der getigerte Kater stürmte aus dem Lager. Lichtpfote hatte Mühe ihm zu folgen, aber hielt Schritt mit ihm.

An einer Kuhle mit Sand blieben sie stehen. Langsam trotten sie in die Mitte. "Wenn wir trainieren, werden die Krallen eingezogen!", warnte der Kater. "Schau zu!", der Kater trat einen Schritt zurück. Tigerfell sprang in die Höhe, landete eine Schwanzlänge daneben, drehte sich um und schnellte nach vorne. "Probier's mal aus!", miaute der Kater. Lichtpfote sprang hoch, landete eine Schwanzlänge daneben, drehte sich um und schnellte nach vorne. "Gut! Gleich beim ersten Versuch!", lobte Tigerfell. Von dir brauch ich kein Lob! "Versuch es mal bei mir. Vergiss aber nicht hoch zu springen", maunzte der Getigerte. Lichtpfote spannte die Muskeln an. Sie würde ihm zeigen, wie gut sie war. Sie sprang hoch und landete eine Mauslänge vor seinem Hinterbein. Die Kätzin drehte sich um, schnellte nach vorne und biss ihm leicht ins Hinterbein. Dann ließ sie los. "Du bist ein Naturtalent!", schnurrte er. "Du kannst gut kämpfen!", miaute eine Stimme hinter ihr. Sie drehte sich um und sah eine dunkle Gestalt. Ein grau getigerte Gestalt stand nun vor ihr. Streifenkralle! "Ich kann dich zur besten Kriegerin des SeeClans machen!", hauchte er und seine rauchähnliche Gestalt verschwand. "Ich brauch deine Hilfe nicht!", knurrte sie leise. "Ist was?", fragte Tigerfell. Sie drehte sich um. "Ich hätte gedacht, ich hätte etwas gehört", murmelte Lichtpfote. "Ich zeig dir wie man jagt. Am Weg zurück zum Lager können wir jagen gehen", meinte der Kater. Er kauerte sich hin und schlich geräuschlos vorwärts. Eine Pfote vor die andere und sprang. "Ich hoffe, du hast dir das gemerkt", Tigerfell rannte aus der Kuhle in den Wald. Lichtpfote sauste ihm hinterher. Dann blieb ihr Mentor stehen. Die weiß-braun getigerte Kätzin prüfte die Luft und roch Maus. Sie entdeckte das Tier. Er knabberte an einer Maus und drehte ihr den Rücken zu. Der Wind war günstig für die Schülerin. Sie ließ sich ins Jagdkauern fallen und schlich vorsichtig vorwärts. Eine Schnurrhaarlänge vor der Maus blieb sie stehen und sprang. Mit einem Biss ins Genick tötete sie die Beute. "Gut gemacht!", lobte Tigerfell. "Mach weiter so!", hauchte Streifenkralle. "Komm gehen wir nach Hause", schlug ihr Mentor vor. Lichtpfote nickte. Sie mochte Tigerfell nicht, weil er der Sohn von Streifenkralle war, aber Streifenkralle verabscheute sie über alles.

"Soll ich die Maus Federsee bringen?", fragte Lichtpfote bevor die beiden ins Lager gingen. "Ja, wenn sie noch nichts gegessen hat. Du kannst auch gleich ihr Nestmaterial wechseln. Frisches kann dir Kirschblatt geben", miaute Tigerfell. Toll! Kann ich die Nester sauber machen! Sie traten ins Lager. Lichtpfote trottete zum Ältestenbau. Die Maus legte sie der Ältesten vor die Pfoten. "Danke!", krächzte Federsee. Die Schülerin verließ den Bau und ging in die Heilerhöhle. Ihre Schwester sortierte Kräuter. "Ich soll frisches Nestmaterial holen", mauzte die Getigerte. "Hallo! Sie liegen dort in der Ecke!", Silberpfote schaute auf und deutete mit der Pfote auf einen Haufen Moos. Sie trabte dort hin und nahm sich einen Teil. "Wie ist es so Schülerin zu sein?", fragte die grau-weiß gefleckte Kätzin. "Toll, wenn man nicht gerade das Nestmaterial tauschen muss", knurrte sie und verließen den Heilerbau. Die Schülerin trottete wieder zurück zu Federsee. Die braune Kätzin mit den weißen Streifen sortiert die alten, übel riechenden Stücke aus und gab neues Moss dazu. Das alte brachte sie zum Schmutzplatz und setzte sich mit einem Wühler vor dem Schülerbau. Sie verschlang das Tier. Wolfpfote gesellte sich zu ihr. Sein graues Fell streifte ihres. "Hat dich Tigerfell sehr gehetzt?", lachte der Kater. "Ist es etwas anderes mit Krallenherz?", fragte sie mürrisch und müde. "Der erste Tag ist immer schwer", Hellpfote setzte sich zu den beiden. "Ich lege mich schlafen", murmelte sie. Tigerfell kam herüber gesprungen. "Wir werden mit Nachtsee die Morgenpatrouille übernehmen und nach Sonnenhoch sind wir mit Hellpfote und Farnlicht in der Trainingskuhle", erklärte ihr Mentor. Sie brummte etwas zur Zustimmung und trotteten den Schülerbau. Sie rollte sich in einem Nest zusammen. Die Schülerin vermisste den warmen Körper ihrer Schwester. Doch die schläft mit Kirschblatt im Heilerbau.

Lichtpfote streckte sich und öffnete die Augen doch sie lag nicht neben Hellpfote oder Wolfpfote im Schülerbau. Sie war in einem Wald. Alles war dunkel und düster. Nur Pilze gaben ein Licht, das bedrohlich wirkte. Ein grau getigerter Kater trat aus dem Schatten. "Streifenkralle!", fauchte sie. Das Fell auf ihren Schultern stellte sich auf und sie fuhr die Krallen aus. "Wo bin ich?", zischte sie. "Das ist der Wald der Finsternis. Hier langen alle Katzen, die böse sind, nach dem Tod", miaute der Kater ruhig. "Du bist tot?", ihr Fell legte sich wieder. "Als ich den Wald verlassen habe, haben mich danach zwei Hunde verfolgt und in eine Gasse gedrängt. Einen konnte ich in die Flucht schlagen, doch der andere hat mich getötet", meinte der Kater kühl. "Und was willst du?", Lichtpfote fuhr wieder ihre Krallen aus, die sie gerade eingezogen hatte. "Ich mache sich stark!", mauzte er. "Greif mich an!", befahl er. "Liebend gern!", fauchte sie. Sie wandte den Trick an, den sie heute gelernt hatte. Die Schülerin sprang über ihn, landete neben ihn, drehte sich um, schnellte noch vorne und biss in sein Bein. "Gut, aber sei immer auf alles gefast!", ordnete er. Lichtpfote ließ von seinem Bein los und stürmte nach vorne, mit seinem Kopf, auf seine Vorderpfote. Streifenkralle verlor den Halt und flog um. "Gut!", knurrte der Kater zufrieden. "Ich will nie wie du werden!", fauchte sie. "Feiges Hauskätzchen!", er legte die Ohren an. Streifenkralle stand auf und machte sich groß vor ihr. Lichtpfote wich aber nicht zurück. Stattdessen sprang sie und packte ihn an den Schultern mit den Krallen. Voller Wut biss die Kätzin in sein Genick. Seine Gestalt wurde zu Rauch und die braun-weiß Getigerte fiel zu Boden. "Gut!", zischte er und verschwand vollkommen. "Mäusedung!", fauchte sie. Alles wurde schwarz.

Lichtpfote öffnete die Augen und schlich aus dem Bau. Die Sonne war noch nicht aufgegangen. Leicht milchig war der Himmel gefärbt. Tigerfell kam aus dem Bau. "Du bist schon wach?", fragte er. "Ja", murmelte die Schülerin. Nachtsee trat auch aus dem Kriegerbau. "Gehen wir!", miaute die schwarze Kätzin. Die drei verließen den Kessel.

Tigerfell markierte die Grenzen und vor Sonnenhoch war die Patrouille wieder zurück. Lichtpfote saß am Eingang und wartete. Farnlicht und Hellpfote trabten zu ihr. "Wo ist Tigerfell?", fragte Farnlicht. "Ich bin hier!", der getigerte Kater sprang zu den dreien. Die Mentoren stürmten los, während die Schüler die Nachhut bildeten.

Warrior Cats - Die PrüfungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt