Dóragons Idee funktionierte sogar.
Als Trenox auf den Rücken seines Falkenschreiters stieg und Ethridas so bequem wie möglich setzte, sah es so aus, als würde der bewusstlose Magier die Arme um ihn legen und seinen Kopf an seine Schulter betten.
"Passt doch." Shiura schwang sich, lebhaft wie immer, auf ihren schwarzen Falkenschreiter und streichelte ihn.
Der Falkenschreiter klapperte mit dem Schnabel und lächelte fast. Aber auch nur fast.
Khean, Draenian und Dóragon saßen bereits auf ihren farbenfrohen Schreitern und Sanaai lag schlafend in Kheans Armen.
"Dann haben wir zwei Falkenschreiter zu führen...", seufzte Dóragon und nahm die Zügel von Sanaais Falkenschreiter, Shiura nahm den von Ethridas.
"Gehen wir.", beschloss Trenox und bedeutete seinem Reittier mit einer sanften Geste, dass es losgehen sollte.❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄❄
In Morgenluft angekommen stand die Sonne bereits so gut wie im Zenit.
Trenox rutschte vorsichtig von seinem Falkenschreiter, darauf bedacht, Ethridas nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen.
Shiura ging in Vertretung für ihn zu der Gastwirtin, die nickend ein Säckchen Silber von der Schurkin annahm und mit ihr ein paar Worte wechselte.
Dann nickte die Wirtin Trenox zu und er sah es als Aufforderung, in das Turmzimmer gehen zu dürfen.
In dem großen Zimmer angelangt suchte sich Trenox ein Bett in einer Nische aus und legte Ethridas auf das königsblaue Bett.
Seine langen schwarzen Haare, die noch immer in einem unordentlichen Zopf zusammengebunden waren, verschmolzen fast mit den Schatten der Falten in dem dunkelblauen Stoff.
Trenox betrachtete ihn lange.
Er war wieder einen Tucken blasser geworden und die Adern an seinem Hals hatten eine grünliche Färbung genommen.
Der Paladin sprach wieder diese Worte, die er jede Nacht fast fünfzig mal sagte.
Die grünliche Färbung ging ein wenig zurück, jedenfalls konnte Trenox nicht genau sagen, bis wohin, da die Ader, die er betrachtet hatte, unter Ethridas' Kleidung verschwand.
Nach einem wenig hin- und herüberlegen beschloss er, Ethridas' Rüstung wenigstens so weit abzulegen, dass man seinen Oberkörper prüfen konnte.
Zuerst machte er sich an die Schulterstücke des Magiers.
Das war mit Abstand das leichteste, doch dann ging es daran, den Wappenrock von den Dunkelspeeren über seinen Kopf zu ziehen, was dann nach einem wilden Wirrwarr aus Armen und Stoff dann doch geschafft wurde.
Das Hemd war wieder einfach.
Aufknöpfen und schon konnte Trenox Ethridas' gesamten Oberkörper auf die grünen Adern prüfen.
Wie erwartet gingen alle von der Stichwunde auf seiner Brust aus.
Trenox wiederholte seinen Spruch ein paar Mal und sah zu, wie die Färbung sich wieder auf die Wunde beschränkte.
Seufzend ließ Trenox sich auf den Bettrand und behielt Ethridas im Auge.
Wenn er nicht aufwachte...
"Da sind wir..." Die anderen Fünf ließen sich von Draenian anmelden.
"Gut. Habt ihr irgendetwas für Ethridas?" Trenox sah zu ihnen.
"Ja, die Gastwirtin gab mir dies." Shiura trat näher und legte ihm ein paar Blätter in die Hand. "Gegengift, meinte sie. Wir sollen Tee daraus machen. Wenn das Gift den Körper komplett verlassen hat, heilt die Wunde offenbar von allein."
"Aber er wird Schmerzen haben.", prophezeite ihnen Draenian. "Ich kenn mich da aus."
"Wenn Schmerzen wirklich unser einzigstes Problem sind, warum fangen wir dann nicht an?" Trenox stand auf und beschwor einen Kessel mit Wasser über dem Feuer im Raum.
Als das Wasser leicht brodelte, warf er die Blätter hinein.
Sofort nahm das Wasser einen goldenen Ton an.
Dennoch wartete Trenox noch ein paar Minuten, bis er von dem Wasser etwas in einen Becher füllte. Dann wieder ein paar Minuten, damit kalt genug war, dann nahm Trenox den Becher und ging zu Ethridas.
"Ich muss dich bitten, seine Gedanken zu kontrollieren, Draenian." Trenox wandte sich an die Schattenpriesterin. "Sonst erstickt er womöglich noch."
"Immer gern." Draenian trat neben Ethridas' Kopf und malte eine Rune auf seine Stirn.
Dann fing sie an, sich in seine Gedanken einzuklinken.
Sie nickte, als sie es geschafft hatte.
Ethridas schwächlich grün glühende Augen öffneten sich und Trenox legte eine Hand unter seinen Kopf, hob ihn an und legte ihm dann den Becher an die Lippen.
Ethridas trank und leerte den Becher schnell, doch dann zersplitterte die Rune auf seiner Stirn und Draenian stolperte überrascht zurück.
Eine Eisschicht entstand auf Draenians Händen.
Offenbar wollte Ethridas nicht kontrollieren lassen.
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Not gonna die tonight
Fanfiction~Wieder flossen Worte des Lichts über seine Lippen und ein kleiner Regenbogen erschien um den Magier. Für den Moment entspannten sich Ethridas' Gesichtszüge. Für den Moment. "Stirb ja nicht...", wisperte Trenox leise und zog die Decke ein wenig weit...