Kapitel 4 | Wenn es einmal ruhig wäre

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Die Stille herrschte noch immer.
Ethridas sagte nichts, dennoch sah man ihm an, wie dankbar er dafür war, noch am Leben zu sein.
"Na ja, wenigstens bist du aufgewacht." Trenox stand auf und gähnte.
"Ich denke, ich übernehme heute die Nachtwache." Dóragon legte ihm eine Hand auf den Arm. "Du hast es eine Woche lang getan. Ich werde dich wecken, sollten wir das Licht brauchen. Aber schlaf du erst mal."
"Eine Nacht Ruhe solltest du dir wirklich gönnen.", grinste Khean. "Ich will gar nicht wissen, was für Augenringe du hast..."
"Nicht?" Trenox setzte seinen Helm ab und grinste ebenfalls. "So schlimm sehe ich bestimmt nicht aus."
"Beim Sonnenbrunnen, leg dich sofort hin!", keuchte Ethridas und starrte ihn besorgt an.
"Erst die Rüstung." Trenox stellte den Helm auf den Boden und machte sich an seine Plattenrüstung.
"Komm, lass mich dir helfen." Dóragon schnallte die Schulterstücke mit Leichtigkeit ab und legte sie neben den Helm.
So arbeiteten sie sich durch, bis Trenox gesamte Rüstung auf dem Boden lag und der Paladin nur noch in einer leichten Stoffhose vor ihnen stand.
Draenian, Sanaai und Khean hatten längst weggeguckt und Shiura hatte beschlossen, zurück zu Ethridas zu gehen, sodass nur Dóragon den durchtrainierten Körper des Kämpfers des Lichts betrachten konnte.
Trenox lächelte amüsiert, als er Dóragons Blick bemerkte.
Die Jägerin lief rot an und sah zur Seite, doch der Paladin legte ein paar Finger unter ihr Kinn, hob es leicht an und küsste sie.
"Guck doch hin, wenn es dir gefällt.", grinste er und sie lief noch röter an.
Dann legte er sich auf ein anderes Bett und zog die samtene Decke über sich.
Es dauerte nicht lange, bis er schlief.
"Ohoooo...", kam es leise von den drei Jüngsten und Dóragon schnappte sich ihre Waffen und verließ eilig das Zimmer.

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Der Pfeil traf das Ziel.
Ein weiterer ihrer Pfeile gehälftet.
Seufzend ging Dóragon zu dem Baum und zog ihre noch heilen Pfeile heraus und steckte sie in den Köcher, bevor sie sich dazu entschied, nach Morgenluft zurückzukehren.
Normalerweise konnte sie Unannehmlichkeiten mithilfe ihres Bogens und ihrer Pfeile aus ihren Gedanken bannen, doch diesmal gelang es ihr nicht.
Irgendwie schaffte der Paladin es, sich in ihrem Kopf festzusetzen.
Besonders das Bild seines muskulösen Körpers...
Dóragon schüttelte den Kopf und stapfte weiter, bis sich etwas auf ihre Schulter legte...

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Draenian hielt inne und sah hoch.
Als Schattenpriesterin hatte sie sehr empfindliche Wahrnehmungen über Veränderungen und diese spürte sie gerade.
Ein lauter Ruf ließ sie zusammenzucken.
"Was war das denn?" Kheans geübte Ohren ließen ihn hochfahren.
Seine Hand bewegte sich zu seinem Köcher.
"Am besten, wir sehen nach." Sanaai stand auf. "Draenian, bleib hier und pass mit Shiura auf die beiden auf, ja?"
Die Priesterin nickte und zog sich ein wenig ängstlich in die große Nische mit den drei Betten zurück.
"Ist etwas?" Shiura hob ein wenig verschlafen den Kopf. Ethridas' Hand drückte ihren Kopf zurück an seine Brust, obwohl der Frostmagier halb am Schlafen war.
"Nur etwas merkwürdiges. Khean und Sanaai gehen gucken.", berichtete Draenian ihr leise lächelnd. "Schlaft ruhig weiter."
Shiura lächelte müde und schlief wenig später wieder.

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Morgenlufts Wachen waren fast alle zu dem Ort des Rufs gelaufen.
Als Khean und Sanaai an einer kleinen Wehr ankamen, hinter der noch verkohlte Bäume lagen oder standen, war bereits ein wildes Getummel von Wachen, Waldläufern und...anderen Wesen zugange.
Eine Waldläuferin kniete neben einer anderen, die schwer verletzt auf dem Boden lag.
Blut floss aus unzähligen Wunden.
Wahrscheinlich wurde deswegen der Alarm ausgelöst.
"Helfen wir erst den anderen.", beschloss Sanaai und zischte unsichtbar in die Gruppe ihrer Gegner, wobei sie angstschaudernd feststellen musste, dass ein paar Untote aus der Todesschneise zu der Wehr gelaufen waren.
Und offenbar war die Waldläuferin diesen Untoten zum Opfer gefallen.

Not gonna die tonightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt