1 | The Arrival

113 8 3
                                    

Sie stand

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Sie stand. Umgeben von kalter Dunkelheit und staubiger Luft.

Metall knirschte auf Metall. Eine abrupte Anfahrbewegung brachte den Boden unter ihren Füßen zum schwanken. Es geschah so plötzlich, dass sie hinfiel. Mit den Händen auf den kalten Boden aufkam und den aufkommenden Schmerz hinunterschluckend. Sie krabbelte rückwärts. Schweiß rann ihr die Stirn hinunter, trotz der kalten Luft. Plötzlich stieß sie mit ihrem Rücken an die Wand, ruschte an dieser hinunter und kauerte sich in ihre sichere Ecke, in der Hoffnung dass ihre Augen sich so schnell wie möglich an die Dunkelheit gewöhnen würden.

Ein weiterer Ruck. Der Raum fuhr wie ein Aufzug nach oben. Schwankend, sodass ihr langsam schlecht wurde.

Hartes Knirschen von Ketten und Flaschenzügen erfüllte den Raum. Hallte mit einem blechernen Echo von den Wänden. Sie roch verbranntes Öl. Das sowieso schon vorhandene Würggefühl breitete sich weiter in ihrem Magen aus. Sie hätte gern geweint, doch sie riss sich zusammen. Wer weiß, vielleicht wurde sie beobachtet.

Ich heiße Elizabeth, dachte sie.

Aber das war so ziemlich das einzige was sie über sich selbst wusste.

Sie legte vorsichtig ihren Kopf auf die angewinkelten Knie ab und schloss die Augen, in der Hoffnung das Schwindelgefühl loszuwerden. Warum konnte sie sich an nichts mehr erinnern außer ihren Namen. Ihr Gehirn funktionierte wie jedes andere wahrscheinlich auch. Sie wusste in welcher Lage sie sich befand, obwohl sie nicht verstand warum. Fakten, Bilder, Einzelheiten, Erinnerungen an die Welt und wie sie funktionierte; das wusste sie noch. Schnee, Essen, Bäume, Laub, der Mond wie er in ein Zimmer scheint.

Aber warum wusste sie nichts mehr über sich selbst. Woher sie kam, wie sie in den dunklen Aufzug gekommen war oder wie ihre Eltern waren und ob sie Geschwister gehabt hatte. Bilder in ihren Kopf, aber sie konnte keine Namen oder Eigenschaften zuordnen. Nicht einmal den Bezug, den sie zu dieser Person gehabt hatte. Statt Gesichtern sah sie nur Farbkleckse. Es war wie ausradiert.

Der Raum hörte nicht auf weiter nach oben zu fahren. Jede Sekunde, die sie hier saß erschien ihr länger als die davor. In ihrem Kopf schwirrten tausend Gedanken und tat ihr allmählich weh. Auch das Rasseln der Ketten war ein Grund für ihre plötzlichen Kopfschmerzen. Ihr Magen rumorte und das Schwindelgefühl wurde nicht weniger.

Mit einem Ächzen, einen lauten Scheppern, kam der Raum zum Stehen und sie wurde unsanft aus ihrer Ecke in die Mitte des Raumes geschleudert. Auf den harten Boden. Ihr schmerzte alles. Sie rappelte sich wieder auf. Der Raum fing allmählich an richtig zum Stehen zu kommen. Das Schwanken hörte langsam auf. Danach war es totenstill.

Die Angst packte sie. Erfüllte ihre aufgeschwürften Glieder, ihren brummenden Kopf und sie schluckte brav das was gerade hochgekommen war wieder herunter. Sie wollte nicht wissen, was da draußen war.

Eine Minute verstrich. Zwei. Sie sah sich ängstlich um, drehte sich im Kreis um alles im Blick zu haben. Aber da war immer noch diese Dunkelheit, die sie umgab und verschlucken wollte. Sie wartete ab. Aber da war nichts.

Stille.

Unentschlossenheit machte sich in ihr breit. Sollte sie nach Hilfe rufen.

"Hilfe!" Sie bekam keine Antwort. "HILFE!", schrie sie aus Leibeskräften und sah nach oben.

Wieder nichts.

Dann schepperte es. Über ihr, vermutete sie. Erschrocken taumelte sie zu Seite. Stützte sich an die kalte, metallene Wand. Sie sah ängstlich nach oben. An der Decke des Raumes erschien eine gerade helle Linie, die immer breiter wurde. Ein schabendes Geräusch. Vermutlich wurden zwei schwere Türen gewaltsam auseinandergezogen. Sie schloss die Augen und drehte sich weg. Das Licht tat ihr weh.

Über ihr hörte sie Geräusche - Stimmen, wenn man es genau nahm - und sie wollte wieder zurück. Egal wohin. Dieser Ort war sicher schlimmer als jeder andere.

"Ich sehe niemanden."

"Ich auch nicht."

"Neppdeppen. Da muss ein Frischling sein."

"Es stinkt immer noch nach Thomas da unten!"

"Haha, du Strunk."

"Da! Ein Mädchen!"

"Was? Das kann nicht sein. Du redest Klonk!"

"Nein! Sie doch genau hin!"

Panik. Verwirrung. Die Stimmen machten ihr Angst. Die Wörter verwirrten sie. Sie drückte sich weiter an die Wand und blinzelte kurz. Sie wollte nicht da hoch. Vielleicht war das eine Irrenanstalt. Sie wollte nicht verrückt sein.

Dann blickte sie in Licht. Blinzelte ein paar Mal und versuchte irgendwas zu erkennen. Zuerst erkannte sie nur Schatten. Dann auch sich bewegende Körper. Und schließlich Gesichter, die sie neugierig anblickten. Sie schluckte. Manche zogen sie mit ihren Blicken aus. Ihr war das unangenehm. Zum Glück, wie sie bemerkte, waren es nur Jugendliche und keine alten Knacker...

Von oben wurde ein Seil hinunter gelassen, an dessen Ende war eine Schlaufe. Sie zögerte, trat aber mit einem Fuß hinein und hielt sich mit dem Händen oberhalb des Knotens fest. Sie würde sowieso keine andere Wahl haben. Dann wurde sie nach oben gezogen und ihr Magen drehte sich wieder um. Ihr war immer noch schlecht von dem Aufzug. Ein paar Hände streckten sich ihr entgegen, hielt sie vorsichtig an ihren Klamotten fest. Ihr Magen rebellierte weiter. Sie wollte schreien, weinen, sich übergeben. Die Jungen verschwammen vor ihren Augen. Das Flüstern, was durch die Menge ging hörte sie nicht mehr. Nur noch die eine Stimme erreichte ihre Worte als sie über die Kante des dunklen Kastens ins Freie gezogen wurde.

"Auch wenn die uns scheinbar nur verarschen wollen: Willkommen auf der Lichtung, Mädchen."

Es drehte sich alles und sie konnte kaum stehen. Die Hände der Jungen hielten sie auf den Beinen. Neue Hände kamen dazu, versuchten sie zu stützen.

Dann, ohne Vorwarnung, erbrach sie sich. Hustete und stürzte zu Boden, wo sie sich auf allen Vieren abstützend wieder erbrach. Die Jungen über ihr verzogen das Gesicht, gingen einen Schritt zurück, aber das interessierte sie herzlich wenig. Sie hustete weiter, hoffte somit den Schmerzen in Kopf- und Magengegend zu entkommen, aber es half nicht. Das Schwindelgefühl ließ nicht nach, der Schweiß rann über ihre Stirn, verklebte ihre rötlichen Haare.

"Bringt sie am besten ins Gehöft, Sanis!", sagte die Stimme, dessen Klang sie für immer an den ersten Tag hier erinnern würde.

"Lass mich das lieber machen, Gally", sagte eine zweite Stimme, aber viel mehr bekam sie nicht mit. Es drehte sich immer noch alles. Schmerz erfüllte sie jetzt schon fast überall. "Aber er hat Recht! Bringt sie ins Gehöft!"

Dann wurde alles schwarz. Das letzte was sie spürte, waren vier starke Hände, die sie packten und hochhoben.

________

Heyyy!

Erstes Kapitel geschafft. Ich würde mich über Feedback freuen!

Elizabeth - im LabyrinthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt