Die Tempelanlage erstreckte sich meilenweit entlang des Nils. Die Sonne wanderte vom Westen und ging im Osten auf. Sie wachte auf und küsste meine Haut und schmeichelte mir. Ich streckte mich ausgiebig und öffnete gähnend die Augen. Diese suchten das Zimmer verschlafen nach dem Gewand ab, dass ich heute anziehen wollte. Myra, meine Kammerzofe, hatte es mir auf die Truhe, die neben dem Bett stand, gelegt, bereit zum Anziehen.
Ich streckte meine Glieder weit von mir und drehte mich genüsslich auf der Liege um. Die leichte, weiche Leinendecke legte ich unter meinen Kopf, um diese als Kopfkissen zu benutzen. Sich aufraffen um aufzustehen? Dazu hatte ich keine Lust. Wieso auch? Mein König Tutanchamun hält sein tägliches Zeremoniell erst bei Hochstand der Sonne ab. Eigentlich wollte ich mich jetzt in den großen Waschräumen baden, aber die wohlig warme Liege behielt mich in ihrem Bann.
Nach einer Stunde ständigen Rumdösens, zwang ich mich dazu aufzustehen und mich in die Terme zu begeben. Ich griff nach dem Gewand und zog mir die leicht transparente Tunika an, die mir Myra bereit gelegt hatte und gähnte dabei noch ein letztes Mal ausgiebig. Auf dem Weg zu den Termen begegnete ich meiner Zofe Myra. Die schwarzhaarige Schönheit blieb stehen, verbeugte sich tief und ging mit gesenkten, unterwürfigen Blick weiter. Sie hatte eine lange,lockige und wallende Mähne, die ihr bis zur Mitte des Rückens ging. Ihre braunen Augen funkelten, wenn sie sich mit mir über ein Thema unterhielt ,das sie mochte. Wir waren gut befreundet.
In den Termen wusch ich mich und zog dann eine weiße Tunika an, die mit glänzenden Edelsteinverzierungen am Ausschnitt geschmückt waren. Ich drehte mich lächelnd und betrachtete mich selbstgefällig im Spiegel, der an der Wand stand. Ich war so sehr von mir fasziniert, dass ich die Person nicht bemerkte. "Hélène. Der König lässt sie zum Zeremoniell rufen." Der königliche Wächter, der mich bewachen sollte, stand in der geöffneten Tür und bedeutete mir mit einer Kopfbewegung ihm zu folgen. Ich kannte mich im Palast nicht gut aus, daher folgte mir der Wächter auf Schritt und Tritt. Erst seit einer Woche durfte ich die Zeremonien besuchen. Heute stand was besonderes vor, deswegen hatte ich das schöne, luftige Kleid an.
"Das Kleid steht dir", machte mir der Wächter ein Kompliment. Ich bedankte mich höflich und hoffte das er meine roten Wangen nicht sah. Dann nickte ich ihm zu. Den Rest des Weges schwiegen wir. So hatte ich Zeit etwas nachzudenken. Er machte mir immer Komplimente, hielt danach aber die Klappe uns starrte stur geradeaus. Ich machte mir bei sowas eigentlich keine Gedanken, aber eindeutiger ging es nicht...
Die Türen gingen auf. Vor mir erstreckte sich der prächtige Thronsaal. Alles war in Blau und Gold gehalten, den Farben Ägyptens. In der Mitte des großen Saals befand sich das Podest auf dem der herrliche Thron stand. Der Thron selbst wurde aus einem riesigen Block puren Golds hergestellt.
Überraschenderweise saß darauf niemand. Ich schaute mich um, doch ich sah nur die Diener und unter ihnen meine Zofe Myra. Doch sie benahm sich eigenartig. Myra wirkte nervös, ihre Augen huschten ungeduldig von einer Person zur anderen und lief an mir vorbei ohne sich zu verbeugen. Ich möchte nicht arrogant wirken, aber Myra verbeugte sich immer, obwohl ich das nicht wollte. Aber gerade hatte sie es nicht gemacht. Seltsam...
Plötzlich stürmte der Großwesir in den Raum und rief panisch: "Der König wurde ermordet!"
Zeugen wurden befragt, Motive wurden untersucht, Tatverdächtige festgenommen. Der Prozess lief. Tage waren vergangen bis der Schuldige gefasst wurde. Beziehungsweise die Schuldige.
Eines Nachts, ich lag gemütlich auf meiner Liege mit einer Papyrusrolle in der Hand, stürmten die Leibwächter des Großwesirs in mein Gemach. Ich erschrak, sprang von meiner Liege und verschränkte die Arme vor der Brust. Diese zeichnete sich unter dem Nachthemd genau ab. "Was tun Sie in meinem Gemach?", rief ich aufgebracht. Ich sprach mit niemandem bestimmten. Ich wollte die Antwort wissen. Egal von wem.
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Damnare- Nur Magie vergisst nicht #JulyAward2019 #HolidayAward2019
Fiksi Sejarah„In allen Straßen und auf allen Plätzen waren Berge abgeschlagener Köpfe, Hände und Beine zu sehen. Die Menschen liefen über die Leichen und Pferdekadaver. Aber ich habe bis jetzt nur die kleineren Schrecken beschrieben [...] beschreibe ich, was ich...