„Also bestand er auch jene Gefahr, mit Kühnheit und Gleichmut, In dem gezimmerten Rosse, worin wir Fürsten der Griechen Alle saßen, und Tod und Verderben gen Ilion brachten" ()„Fahre nun fort, und singe des hölzernen Rosses Erfindung, Welches Epeios baute mit Hilfe der Pallas Athene, Und zum Betrug in die Burg einführte der edle Odysseus" ()
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Im trojanischen Palast herrschte Hektik. Die Bediensteten liefen herum auf der Suche nach Aufgaben um ja nicht unbeschäftigt auszusehen. Sie alle fürchteten sich vor dem Aufseher, der dafür zuständig war, dass alle arbeiteten und niemand untätig den anderen zusah. Ich dachte, dass jeder vor ihm Angst hatte außer seiner Frau.
Das griechische Schloss von König Menebos war nichts im Gegensatz zu dem Palast der Trojaner. Der trojanische Palast war mindestens doppelt so groß und genauso herrlich. Aber für mich waren beide diese Orte dasselbe: Ein goldener Käfig. Erst von dem griechischen König Menebos verschleppt und zwangsverheiratet, danach von dem trojanischen Prinzen Paris entführt.
Meine beiden Zofen, Antianeira und Klea, suchten gerade alles zusammen um mir eine Frisur zu zaubern. Sie unterhielten sich im schnellen Altgriechisch, aber ich verstand nichts von dem was sie sprachen. Ich erinnerte mich an alles wie durch Watte. Wie viele Zofen hatte ich schon eigentlich gehabt außer den beiden? Ich glaubte, ich erinnerte mich an eine Zofe, aber ich war mir nicht sicher... Manchmal, da dachte ich meine Seele würde sich daran erinnern, wer ich im früheren Leben war. Aber ich verwarf immer wieder diesen lächerlichen Gedanken.
Mich interessierte mehr wie ich hier entkommen konnte. Eines Tages ging ich mit der Schwester von Paris spazieren, da sie mich eingeladen hatte. Hier im Palast ist Kassandra meine beste Freundin geworden. Wir hatten uns sehr gut verstanden und sie versuchte mir meinen Aufenthalt zu verschönern. Im Park spazierten wir inmitten der Zitronenbäume. Kassandra rannte wie eine Verrückte und genoß die frische Brise, die uns umwehte. Ihre langen braunen Locken wehten im Wind, da sie sie offen gelassen hatte. Gemeinsam tollten wir herum, schmissen uns dann auf das weiche, grüne Gras und betrachteten für eine Weile stillschweigend den strahlend blauen Himmel. Dann begann Kassandra von ihrer Kindheit zu erzählen, wie sie im Palast aufgewachsen war.
Wir blieben den ganzen Tag, bis spät in die Nacht, draußen. Als wir auf dem Rückweg waren, kam uns ein großer, sehr attraktiver Mann mit dem goldenen Haaren, die ihm immer wieder ins Gesicht fielen. Er lief uns forschen Schrittes entgegen. Wir beachteten ihn nicht, da Kassandra und ich in ein Gespräch vertieft waren. Doch plötzlich blieb er heftig stehen, als wäre er vom Blitz getroffen und staarte Kassandra fasziniert an. Sein Blick wurde weicher und seine Augen nahmen einen ebenfalls goldenen Ton an. Dies sah ich sogar noch im Halbdunkel. Kassandra jedoch bemerkte gar nicht seine Reaktion, geschweige nahm Notiz von ihm. Sie ging einfach nichts ahnend an ihm vorbei und ich folgte ihr. Der, in meinen Augen gutaussehende, Mann verschwand plötzlich, was mich aufkeuchen ließ.
Meine Reaktion ließ Kassandra aufhorchen: "Ist was passiert? Was ist los?" Sie drehte sich erst zu mir, dann schaute sie gerade aus und erschrak. Derselbe Mann stand an einer Säule angelehnt und wartete. Da er jetzt unser beider Aufmerksamkeit hatte, stieß er sich von der Säule ab und kam auf Kassandra zu. Er nahm ihre kleinen, zierlichen Hände in seine großen, rauen und sah sie warm an. "Ich habe dich endlich gefunden" waren seine einzigen Worte, die er verlor. Kassandra sah ihn mit einem sehr verwirrten Gesichtsausdruck an und fixierte einen Punkt in der Ferne. Dann entriss sie ihm plötzlich ihre Hände und wich ein, zwei Schritte zurück. "Ich fasse es nicht." Ungläubigkeit machte sich in ihrem Gesicht breit und sie glaubte offentsichtlich ihren Augen nicht.
,,Ganz recht meine Liebste. Ich bin Apollon, der Gott des Lichts, der Heilkunst, der Weissagung und der Künste. Ich habe viele Namen, bevorzuge aber Apollon" Er verbeugte sich scherzhaft und strahlte Kassandra selbstgefällig an. Wir beide taten es ihm nach, verbeugten uns und Kassandra lächelte ihn an. ,,Was beschert uns die Ehre?", fragte sie.
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Damnare- Nur Magie vergisst nicht #JulyAward2019 #HolidayAward2019
Historische Romane„In allen Straßen und auf allen Plätzen waren Berge abgeschlagener Köpfe, Hände und Beine zu sehen. Die Menschen liefen über die Leichen und Pferdekadaver. Aber ich habe bis jetzt nur die kleineren Schrecken beschrieben [...] beschreibe ich, was ich...