Kapitel 5 - Jeff the Killer

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Er verschwindet wieder über die herrlich knarzende Treppe nach oben und ich vermute, dann hinter der Tür mit der Aufschrift 'Jeff'. Ich warte hier und mir wird von Slenderman angeboten, ihn doch gerne auch 'Slendy' zu nennen, während dieser sich eine Schürze umbindet und Essen macht. Auf besagter pinker Schürze steht geschrieben: 'No eyes, always watches...the food' Ha. Ha. Ha. Bald kommt Candy wieder herunter, diesmal in mir noch unbekannter Begleitung. Candy Pop bleibt vor mir stehen und stellt sie mir vor. "John, das ist Jeffrey Woods." Er wird von selbigem unterbrochen, der einwirft: "Ich bin Jeff. Jeff the Killer, aber nenn mich Jeff. Du bist also dieser Möchtegern-Killer?" Es sieht lustig aus, wie er mit verschränkten Armen zu mir hochschaut, er ist nämlich eineinhalb Köpfe kleiner als ich und wahrscheinlich drei Jahre jünger. Er trägt einen weißen Hoodie und schwarze Jeans. Auf beidem klebt eingetrocknetes Blut. Seine schwarzen Haare sind etwas kürzer als schulterlang und irgendwie Emo. Seine Haut sieht ledrig aus und unnatürlich bleich. Vervollständigt wird dieser Look durch die fehlenden Augenlider - wie viele Fläschchen Augentropfen der wohl in seinem Zimmer hat? - und den Mund, dessen Winkel aufgeschnitten wurden und Jeff ein jokerähnliches Aussehen verleihen. "Ja, genau", erwidere ich kichernd. "Ich bin dieser Möchtegern-Killer." "Na dann...", meint Jeff und lächelt. Naja, er hat mit seinem aufgeschnittenen Mund nicht wirklich eine Wahl. "Lass uns mal sehen, was du wirklich draufhast." Er ist so niedlich - auf eine seltsame Weise -, dass ich lachen muss. "Gern." Er geht mir voran in den Wald und zumindest seinen Orientierungssinn muss ich bewundern. Im Versuch, die peinliche Stille, die sich während wir gehen wie eine Wolldecke zwischen uns ausbreitet, zu durchbrechen, frage ich: "Und? Was ist da passiert?" Ich deute in einer schwammigen Bewegung auf sein Gesicht. "Ach das", meint er gelassen. "Ein paar Rowdys haben mir Vodka und Bleichmittel übergekippt und es dann angezündet." Er lächelt. "Vorher waren meine Haare hellbraun." Zur Veranschaulichung hält Jeff einige Haare hoch. "Oh" "Mach dir nichts draus! Jetzt bin ich ja schön!", meint der Killer und seine Augen weiten sich ein wenig. Sofort zieht er ein kleines Fläschchen Augentropfen aus der Tasche seines weißen Hoodies und tropft sich jeweils einen Tropfen in die Augen. Wusste ich's doch. "Ja", antworte ich ihm. "Meine Geschichte ist nicht so spannend: Ich bin einfach ein Soziopath." Jeff lacht. An einer Wegbiegung fragt er dann: "Stadt oder Wald?" Ich entscheide mich für die Stadt. Da kenne ich mich aus. Er zuckt mit den Schultern und geht weiter. Ich folge ihm. "Okay, gern. Welche?" Ich traue meinen Ohren nicht. "Was?" Jeff the Killer kichert. "Das ist Slendermans Wald. Der ist überall, wo Wald ist, in den man tief genug hinein gehen kann." Oh Gott. Der Mörder legt noch einen drauf: "Damit sich genug Opfer drin verlaufen." Er sieht mich an. "Oder Neuzugänge." Ich nicke. "Ist anscheinend noch nicht so oft passiert. Ticci-Toby hat sich total erschreckt." "Ach, du kennst Toby?", fragt Jeff interessiert. "Er ist ein Proxy von Slenderman, wie Masky und Hoodie." Krass. Verschwörerisch beugt sich der Vierzehnjährige zu mir: "Hast du ihn ohne Maske gesehen?" "Ja, warum?" "Wie sieht er aus?!", drängt Jeff. "Wiewiewiewiewie?" "Äh naja, ganz normal halt... Nur... Seine Wangen sind... durchgekaut..." Jeffs Augen werden vor Interesse ganz groß. Wieder die Augentropfen. Wieder weggesteckt. "Du musst wissen, keiner weiß, wie T-T-Toby unter seiner Maske aussieht." "Ach so. Und ich würde gern mal nach New York." "Klar", sagt Jeff und biegt in eine der vielen Abzweigungen ein. Ich folge ihm und nach einem Marsch von nicht ganz vierundzwanzig Minuten - sagt zumindest meine Uhr - lichtet sich der Wald. Wir stehen vor einem nicht sehr großen See. Als ich aufschaue und meine Augen die riesigen Hochhäuser erfassen, von denen ich so viel gehört, die ich aber noch nie gesehen habe, klappt meine Kinnlade nach unten und ich stehe mit offenem Mund staunend da.

Wow. Es ist wunderschön. Jeff beeindruckt es aber nicht sonderlich, er drängt mich nämlich Richtung Stadt, raus aus dem Central Park und meint, ich solle jetzt meine Künste unter Beweis stellen - damit er mich nicht für immer Möchtegern-Killer nennt.

John Cleaver/Creepypasta Fanfiction (German) [discontinued] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt