***No. 6***

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Diese grauenhafte Einöde. Es war wie eine rote Wüste die sich immer weiter ausbreitet. Aus irgendeinem Grund war es mir, als käme ich nie wieder ans Ende der Wüste. Die Flunixie die unbeirrbar neben mir schwebte dirigierte mich durch die Wüste. Mir kam es zwar vor als würden wir im Kreis laufen behielt dies aber für mich. Tja, was wollte ich mehr? Hier ist es doch nicht so schlimm wie zuvor angenommen ... Aber was rede ich da? Ich will zurück zu Ailis und nicht hier in der Welt der Jelosier schmoren bis mich alle vergessen haben! "Weisst du eigentlich wo wir hin müssen?", wagte ich die Flunixie zu fragen. Sie starrte mich empört an und machte eine undeutbare Kopfbewegung. Ich sah nun in die gleiche Richtung wie Myrsi und erblickte den blutroten Fluss. "Wir müssen da rüber ...", sagte Myrthis. Nun wurde mir klar wieso wir im Kreis gelaufen sind ... Myrsi wollte mir das durchschwimmen des Flusses ersparen und suchte vergebens nach einer Brücke. "Früher", begann sie, " gab es hier eine prunkvolle Brücke. Aber mein letzter Besuch hier Unten liegt schon Jahrtausende zurück." Ihr Blick wurde glasig und sie sagte mehr zu sich selbst als zu mir: "Es hat sich viel geändert ..." Ich setzte mich ans Ufer des Flusses und musste mit ansehen wie darin eine Leiche von drei anderen angeknabbert wurde. Angewidert wandte ich den Blick ab und begann zu grübeln. Dadurch muss ich schwimmen? Durch eine Brühe die vermutlich Blut wahr, in der es nur so von todeshungrigen Toten wimmelte? Das musste schlicht ein Witz der Flunixie sein, oder? Meine Hoffnung wurde schlagartig zerstört, als ich sah wie die Flunixie begann ins Wasser (es sah mehr aus wie Blut)  zu waten. Da mir zwar dabei nicht wohl war, aber mir nichts anderes übrig blieb folgte ich ihr in die zähe Brühe. "Pass auf in der Mitte geht es ziemlich rasch nach unten pass also auf das du nicht zu Tief runter rutschst", ermahnte mich Myrsi. Ich nickte.

Als ich zum ersten Mal eine dieser Berührungen eines nun ... sagen wir halb toten erlebt hatte war es bei jemandem den ich kannte oder zumindest gekannt hatte. Diese Berührung war trotz der Kälte vertraut gewesen. Diese hier die ich jetzt erlebt hatte war weder vertraut noch kannte ich die Leiche. Die Berührung war stechend, eiskalt, unglaublich, erschreckend, Angst einflössende aber für diese Berührung reicht mein übersichtlicher Wortschatz von Adjektiven nicht aus ... aber versuchen wir es mal so die Berührung war Schräksslich, das passt glaube ich ganz gut.

Mein Herz sank so tief wie noch nie. Ich wagte es nicht nach unten zu sehen. Einen unglaublich langen Moment lang stand ich wie angewurzelt da. Als ich dann doch zum Schluss kam, dass ich nach unten sehen müsse war es schon fast zu spät. Ich brach in Schweiss aus. Es dauerte beinahe ewig bis mir mein Kopf zu gehorchen begann. Meine Augen brauchten eine Weile bis sie etwas erkennen konnte. An meinem Bein hing eine dieser nicht ganz toten Leichen. Sie hatte sich fest in mein Bein verbissen. Das merkte ich daran, dass ich sie nicht mehr von  meinem Bein los brachte. Was ich aber nicht merkte war, dass dieses Ungeheuer mich immer mehr in die Mitte des Flusses zog. Doch auf einmal war ich ganz in der brühe abgetaucht und jeder Ton, jeder Laut, jeder Mucks war verschwunden. Mir wurde schwarz vor Augen und wusste, dass ich drauf und dran war mit leben aufzuhören. Weshalb sollte ich mir die  Mühe machen wieder zurück in die manifestierte Welt zu gehen? Am Ende würde ich so oder so wieder hierher  zurück kommen, oder nicht? Hatte ich das Ganze nicht schon zu meiner Lebzeit satt? Hier gab es keine Rarötken, keine Fallen, keine Bestien, keine Gefahren, keine Angst mehr es war einfach ruhig ... Ich fühlte immer mehr wie sich mein Überlebenswille von mir verabschiedet und mir war es erstaunlich gleich gültig. Und doch irgendwas in meinem Kopf schien mich davon abzuhalten mich ganz von meinem Willen zu verabschieden. Wieso nochmal wollte ich zurück in die andere Welt? Ich hatte den Grund vergessen und die Stimme die mich vom aufgeben abhalten wollte wurde immer leiser. Bis ich einen Namen hörte der mir die Haare zu Berge stehen liess. Die Erinnerungen die an ihn geknüpft waren, belebten meinen Überlebenswillen wieder. Ich begann mich gegen die Dunkelheit in meinem Kopf zu wehren und siegte. Erschöpft öffnete ich die Augen und sah in die braunen Pupillen von Ailis ...

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