Kapitel 9

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Müde und erschöpft öffnete ich meine schweren Augenlieder. Ich brauchte eine Weile um zu realisieren, dass ich gestern Abend tatsächlich was mit einem Popstar hatte. Aber nicht irgendein Popstar. Michael war für mich was besonderes. Ich war mir nicht Sicher, ob er mich nicht nur ausnutzte, für sein eigenes Vergnügen. Aber ich konnte mir das bei ihm einfach nicht vorstellen. Er war so schüchtern und herzlich, niemals würde er sowas tun.

Ich richtete mich vorsichtig auf um Michael nicht zu wecken und sah ihm eine Weile beim schlafen zu. Er war echt in jeder Situation hübsch. Ich habe mich hingegen wie ein stinkendes, hässliches Walross gefühlt. Und um mich nicht länger selbst zu verabscheuen, machte ich mich leise auf den Weg in die Dusche. Ich nahm mir Kleidung mit, und hoffte nicht seinem Personal zu begegnen, denn im Moment war ich nackt und das war mir ziehmlich unangenehm.
Ich schlich schnell über den Flur. Gott sei Dank ist das Bad - Naja, oder besser gesagt eins seiner vielen Bäder - nicht weit von seinem Schlafzimmer entfernt.
Ich duschte mich, und machte mich so weit es nur ging fertig.
Die meisten meiner Sachen waren noch in der Wohnung, die mir immernoch Sorgen bereitete.
So sehr ich auch meine Mutter zur Zeit vermisste, wollte ich nicht das sie zurück kommt. Zumindest nicht jetzt. Sie würde mir eine fette Ansage machen, wenn sie das Chaos in der Wohnung sehen würde und momentan fehlten mir einfach die Nerven für sowas.

Ich ging die Treppen runter und machte mich auf den Weg in die Küche. Ich hatte großen Hunger, aber ich wollte einfach nicht seinen Kühlschrank plündern. Schließlich war ich ja nur zu Gast und außerdem rettet er ja gerade mein Haus. Ich nahm also einfach eine etwas braune Banane, die im Obstkorb nur so vor sich hin schimmelte. Und braun war wirklich noch unterschätzt... Ich würde es eher schwarz nennen. Aber ich war es nicht anders gewöhnt. Mit dem Geld, was meine Mutter verdiente kamen wir zwei ja noch ganz gut über die Runden, aber jetzt wo ich allein war und mich selbst über Wasser halten musste, um nicht in den Schulden zu versinken, war es auf jeden Fall einen großen Ticken schwerer. Ich musste außerdem noch irgendwie die Putzaktion von Michael zahlen. Vielleicht konnte ich ja mit Sex bezahlen. Ich fühlte mich bei dem Gedanken zwar wie eine Schlampe und hasste mich dafür aber was sollte ich tun? Ich habe wenig Geld und irgendwie muss ich ja überleben und alles zurück zahlen.
Bevor ich mich jedoch noch weiter in meine Gedanken vertiefen konnte, kam auch schon Michael mit einem lauten gähnen die Treppen runter gelaufen.

"Guten Morgen... Hä, was willst du denn mit dieser verotteten Banane?", lachte er mich schon fast aus.

"Hey, Ich wollte nichts aus deinem Kühlschrank nehmen, deshalb die Banane..", sagte ich und spürte dabei wie heiß mir wurde.

"Du machst doch Witze hahah, nimm dir was gescheites....
oder warte, ich mach uns Spiegeleier."

Ich saß mich auf den Stuhl und sah ihm zu, wie er zwei Eier und eine Pfanne aus seinen Regalen holte.

"Weißt du denn schon wie es mit meinem Haus aussieht?", fragte ich neugierig und sah ihn dabei erwartungsvoll an.

"So schnell lass ich dich nicht gehn"

Und was genau meinte er damit jetzt?

"Dein Haus wird gerade von meinen Angestellten gesäubert und einwenig neu renoviert, keine Sorge. In mindestens einer Woche kannst du wieder gehen."

Er stellte zwei Teller und Gläser auf den Tisch.

"Ist für dich Orangensaft okay? Oder lieber Apfelsaft?"

"Orangensaft bitte, Apfelsaft mag ich nicht so..", meinte ich und lächelte ihn schüchtern an.

Ich hasste Apfelsaft um genau zu sein. Im Kindergarten gab es immer nur Apfelsaft und damals hat er mir auch geschmeckt, aber mittlerweile fand ich ihn einfach nur wiederlich.

"Ich mag auch keinen Apfelsaft.", sagte er und beruhigte mich damit einbisschen.
Er stellte die restlichen Frühstücks Sachen auf den Tisch und setzte sich zu mir. Er begann auch gleich zu essen, während ich ihn dabei nur in Gedanken versunken beobachtete.

"Ist was?", fragte er und sah mich nun wieder aufmerksam an.

"Ja.. Ich wollte mit dir noch über was reden..", erwiederte ich hilflos.

Er schenkte sich Orangensaft in sein Glas ein und sah mich dann ernst an.

"Schieß los, ich hör zu."

Okay Rose. Wie sagst du ihm das jetzt am besten. Ich interessiere ihn doch bestimmt nicht und somit hatte er mit meinem Geldmangel auch nichts am Hut. Aber irgendwie muss ich ja an Geld kommen, da muss man eben Opfer bringen. Ich weiß noch wie ich damals mein Geld ausgegeben hab. Nur für Drogen und Alkohol. Der Tot meiner Schwester muss wohl ein Geistesblitz gewesen sein. Wie waren wir überhaupt auf die schiefe Bahn gekommen?

"Ja ehm.. Ich hab momentan wenig Geld, und du hast ja viel Geld aber.. Ich will es dir auch nicht ohne etwas dafür zu geben nehmen oder so und.. also.. ich weiß nicht wie ich das jetzt sagen soll.."

Was war mit mir los? Gestern bin ich noch über ihn hergefallen und heute brachte ich in seiner nähe nichtmal einen normalen Satz zustande.
Er sah mich verwirrt an.
Super Rose.. Peinlicher gehts echt nicht.

"Also willst du etwas tun für was ich dich bezahlen soll oder wie?"

"Ja, so in etwa.. Nur weiß ich nicht wie und wollte dich nach einer Idee fragen"

Puh, gerade so gerettet. Von meiner Idee wäre er sowieso nicht begeistert und würde mich wahrscheinlich für verrückt erklären.

"Und für was brauchst du das Geld?"

"Naja, irgendwie muss ich dir ja was für deine Arbeit an meiner Wohnung zurück geben.", sagte ich ohne ihn dabei anzusehen und stocherte in meinem Ei rum.

"Wer hat das gesagt?", lachte er und ich verstand die Welt nichtmehr.

"Naja, ich will das so, sonst hab ich ein schlechtes Gewissen."

Er stand von seinem Stuhl auf und reichte mir die Hand. Ich nahm sie an und nun standen mir beide.

"Kannst du tanzen?"

"Weiß ich nicht, aber was hat das denn mit unserem Gespräch zu tun?"

"Na, wenn ich dich als 'the way you make me feel' Tänzerin auf der Bühne bezahlen würde, würdest du dann zustimmen und die Rolle übernehmen?"

"Bitte was? Das macht doch keinen Sinn, dann würde doch für dich wieder nichts rausspringen?"

"Doch, denn ich brauche dringend eine Tänzerin und du kommst mir gerade gelegen."

"Ich weiß nicht Michael..", sagte ich unsicher.

"Überlegs dir Rose, ich kann dich wirklich gut gebrauchen"

Er wich langsam zurück und ging die Treppen hoch.
Sollte ich das Angebot annehmen?...

This Won't Hurt You..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt