Teil2

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Jakob bemerkte nichts um sich herum als er den Weg zu seiner Arbeit antrat. Noch immer lief er mit geneigtem Kopf. Der Wind zerzauste ihm sein kurzes Haar. Der Frühling stand zwar vor der Tür, aber noch behielt die kühle Brise die Oberhand. Jakob zog sich den Kragen seiner Jacke etwas höher und hing seinen Gedanken nach als er ganz plötzlich vor zwei Beinen zum Stehen kam. Er schaute auf, biss die Zähne kräftig zusammen und schluckte schwer. Sein Gesicht wurde zur Faust. Caro stand vor ihm, seine EX-Freundin. „Lass mich endlich in Ruhe!", zischte er ihr zu und wollte an ihr vorbei gehen, doch sie hielt ihn an der Schulter auf. „Hör mir doch bitte zu! Ich wollte das doch nicht. Das wollte ich alles nicht." Und wieder stiegen Caro die Tränen in die Augen, aber dieses Mal kämpfte sie nicht mehr dagegen an. Sie ließ ihren Gefühlen das aller erste Mal freien Lauf und das mitten in der Öffentlichkeit. Einen langen Moment schauten sie sich tief in die Augen, Jakob spürte wie sich sein Magen verkrampfte. Er konnte sie nicht ansehen, geschweige denn ihr zuhören oder ihr verzeihen. Nicht jetzt.

Jakob ging weiter, seine Schritte waren fest und stark. Er ignorierte Caros Rufe nach ihm, er wurde immer schneller, bis er schließlich die letzten Meter durch den „Clara-Zetkin-Park" rannte, bis hin zu dem Restaurant, in dem er arbeitete und schon seit zehn Minuten in der Küche hätte stehen müssen.

Caro ließ er zurück, sie schaute ihm nach, ging zu einer nahe stehenden Bank, setzte sich, zog die Knie an ihren Körper und umschlang diese fest mit ihren Armen. Die sonst so starke und taffe Caro konnte nicht mehr an sich halten und weinte bitterlich.

Im fast zeitgleichen Augenblick rannte eine junge Frau ebenfalls durch den Eingang des Parks, fast wäre sie noch mit Jakob zusammengestoßen, der wie blind sprintete. Aleksa war schon wieder zu spät. Aber dieses Mal konnte sie wirklich nichts dafür, der Bus kam zwei Minuten eher als sonst. Was konnte sie also dafür? Ausgerechnet heute sollte sie mal einen Einblick in die Notaufnahme bekommen.

Nach wenigen Metern ging ihr aber die Luft aus, sie bekam Seitenstechen und verlangsamte ihren Schritt. Von weitem sah sie Caro dort auf der Bank hocken, als sie in ihre Reichweite kam, hörte sie sie auch weinen. Skeptisch schaute sie aus den Augenwinkeln zu ihr rüber. Jetzt bin ich ja eh schon zu spät. Sie drehte auf dem Absatz um und ging vorsichtig an Caro heran. „Hallo. Ist alles in Ordnung? Kann ich Dir vielleicht helfen?", fragte sie sorgenvoll. Caro schaute auf, war einen Moment lang still, sie war überrascht, sie hatte niemanden mitbekommen. Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Aleksa holte ein Taschentuch aus ihrer Tasche und hielt es ihr hin. Caro nahm es leicht lächelnd an. „Danke!"

In aller Freundschaft. HerzklopfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt