Am späten Abend wurde es für Aleksa allmählich Zeit zu gehen. Charlotte war schon bei Otto und die zwei ‚Kleinen' mussten nun auch endlich ins Bett. Es war ein sehr vergnüglicher Abend gewesen und so richtig Lust hatte Aleksa auch nicht zurück in ihre kleine Ein-Zimmer-Wohnung zu gehen.
Aleksa zog sich ihre Jacke über und griff nach ihrer Tasche, dabei schweifte ihr Blick aus dem Fenster nach Draußen. Es regnete in Strömen und von der Ferne hörte man ein Grollen. Ein Gewitter war im Anmarsch. Aleksa hasste Gewitter, sie waren so laut – und jedes mal erschrak sie ganz fürchterlich sobald es krachte. Sie hoffte es noch rechtzeitig nach Hause zu schaffen, bevor es noch schlimmer wurde. Pia kam die Treppen hinunter und sah ebenfalls, dass das Wetter umgeschlagen hatte. „Bei dem Wetter ist Fahrradfahren vielleicht nicht das Richtige. Jakob, du kannst doch Aleksa schnell nach Hause fahren.", sie sah ihren Spross an und lächelte lieb. Pia hielt es für eine gute Idee, wenn er mal ein wenig raus kommt und wenn es nur wenige Kilometer sind, er durfte sich nicht nur im Haus verkrauchen.
Jakob schien aber nicht sonderlich erfreut über diesen Auftrag zu sein, er wollte lieber runter in sein Zimmer und schmollen. Genervt griff er nach den Autoschlüsseln, die Pia ihm vor die Nase hielt.
„Nur keine Umstände.", murmelte Aleksa ihm zu als er sich vor ihr auf die Knie begab um seine Turnschuhe anzuziehen. „Ich kann auch mit dem Rad fahren, das ist überhaupt kein Problem.", versuchte sich Aleksa aus der Sache zu retten, sie hatte keine Lust als Last dazustehen, schließlich hatte der Sonderling Heilmann etwas Besseres zu tun. „Ach was. Jakob macht das doch gern.", sagte Pia und legte die Hände auf ihre Schultern, „Ich habe mich sehr gefreut, dass du da warst." Mit diesen Worten verabschiedete sich Pia von ihr. „Vielen Dank für die Einladung Frau Heilmann, das Essen war super. Tschüß.", Aleksa lächelte ehrlich und ging dann mit Jakob hinaus in den Regen.
Von der Haustür bis zum Auto, welches am Straßenrand stand waren es keine hundert Meter und trotzdem waren beide klatschnass geworden.
Aleksa ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. Jakob stieg auf der Fahrerseite ein und fuhr sogleich los. Von der Seite her schaute sie immer mal wieder zu ihm rüber. Ein komischer Kauz dieser Typ. Was habe ich ihm denn getan, dass er so genervt von mir ist? Bin ich so abstoßend? Selbstzweifel machten sich in ihr breit. Sie sah ihn einen langen Moment von der Seite her an. Jakob war tief in seinen Gedanken versunken, er starrte nur gerade aus auf die Straße, kein Blick nach rechts oder links, nur strikt geradeaus.
„Sag mal, weißt du überhaupt wo du hinfährst? Das ist die falsche Richtung, du hättest an der letzten Ampel nach rechts gemusst.", begann Aleksa. Jakob erwachte aus seiner Trance, „Was?", er schaute sich um. „Oh.", in der nächsten kleineren Straße wendete er mit einem Zug ohne vom Gas zu gehen, Aleksa krallte sich panisch in den Sitz. „Ich mag mein Leben, ich will es nicht so schnell verlieren.", presste Aleksa heraus, mit zugekniffenen Augen. „Wenn dir mein Fahrstil nicht gefällt, dann geh doch zu Fuß.", motzte Jakob zurück und das war nun gar nicht seine Art, aber das konnte Aleksa ja nicht wissen. „Halt an!", befahl sie und klang dabei sehr kühl, aber gefasst. „Wieso?" „Ich steige aus. Das ist mir hier echt zu blöd. Werd' erwachsen und zick mich nicht so an – ich habe dir rein gar nichts getan" Jakob tat wie ihm gesagt wurde. „Das war doch nicht so gemeint, entschuldige.", murmelte er. Aleksa begriff nun endgültig, dass sie bei ihm nicht erwünscht war. Sie warf ihm einen fiesen Blick zu und verschwand aus dem Auto. Sie stapfte durch den Regen und erwischte dabei mindestens jede zweite Pfütze. Bis sie zu Hause ankam, hatte sie sich garantiert eine heftige Erkältung eingefangen. Jakob sah ihr nach, er hätte ihr hinterher fahren sollen, sie bitten wieder einzusteigen oder ihr nachlaufen sollen, aber er tat nichts von alle dem. Sein Kopf war einfach nur brechend voll mit zu vielen Gedanken und Sorgen, er trat stattdessen die Gaspedale durch und fuhr mit durchdrehenden Reifen von dannen.
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In aller Freundschaft. Herzklopfen
FanfictionJakob Heilmann hat es schon nicht einfach mit den Frauen, die eine lässt ihn komplett im Stich und die andere hat irgendwie einen Schuss weg. Die Story stammt aus dem Jahr 2013.