Eine Nacht in der Schule

Kapitel 5

In der dunklen Halle war kaum etwas zu sehen, weshalb einige ihre Handys aus ihren Taschen holten und so für Licht sorgten. Nehemias Handy leuchtete als erstens auf und der Lichtstrahl traf direkt auf Emilys lebloses Gesicht. Ihre Kehle war aufgeschlitzt und auch an ihren Oberarmen waren einige Messerspuren zu sehen.
Sima und Nora liessen beinahe gleichzeitig einen leisen Schrei aus und Tina, die neben Sima stand, zitterte am ganzen Körper.

"Leute? Da steht was an dem Spiegel.", sagte Julia kurz bevor ihre Stimme brach. Kathy legte ihr einen Arm um die Schultern. Einige Handys richteten sich auf den Spiegel und fast alle stolperten ein paar Schritte zurück. Derjenige, der für das verantwortlich war, hatte mit Emilys Blut eine Nachricht hinterlassen. Es war ihre Schuld.

"Was war ihre Schuld?", fragte Eszter leise. Vanessa atmete hörbar aus.

"Er..Er meint Anja.", sagte sie. Jonas trat vor.

"Und was jetzt?", fragte er und blickte verzweifelt in die Runde. Leo zuckte mit den Schultern. Sie mussten Emily auch zurücklassen, genau wie Anja. Aber wohin sollten sie gehen? Florian, der eher am Rand gestanden hatte, meldete sich zu Wort.

"Wir können doch von diesem Stock aus in die Mensa und dort ist ja auch der Ausgang vom Neubau. Dort sollten wir hingehen.", meinte er und Thomas nickte zustimmend. Einige waren schon fast aus der Tür raus, Anna und Nora zögerten aber ein wenig. Sie gingen zu Emily und knieten vor ihrer Leiche, Kathy und Vanessa sahen besorgt zu den beiden hinüber. Eszter ging zu den beiden rüber und holte aus ihrer Jackentasche eine Packung Taschentücher heraus. Sie gab beiden ein Taschentuch und sie wischten sich schnell die Tränen weg, bevor sie den anderen folgten. Es herrschte eine angespannte Stille zwischen den Mädchen. Alle zitterten und Eszter und Tina verteilten Taschentücher an alle. Die Jungs sahen dem Ganzen ein wenig nervös zu. Während sie die Treppe runterliefen, die den Neubau und den Altbau miteinander verband, hatten alle das Gefühl, dass die Luft um sie herum kälter wurde. Linus lief vor den anderen her, wahrscheinlich war er einfach daran gewöhnt, ein bisschen schneller durch diese Gänge zu laufen, da er in der Pause zwischen der dritten und vierten Stunde immer so schnell wie möglich in die Mensa ging, um sich was zu essen zu holen. Die Schritte hallten in der leeren Schule extrem laut. Endlich standen sie in der Mensa. Fabian überholte Linus und Marc folgte ihm. Sie liefen geradewegs zum Ausgang, der sich eigentlich automatisch  öffnen sollte. Doch das passierte nicht. Die beiden versuchten, die Türen gewaltsam zu öffnen und Marlon kam ihnen zur Hilfe herbei. Fabio seufzte leise.

"Das bringt doch nichts.", murmelte er und Leonardo, der neben ihm stand, nickte ergeben. Enttäuscht liess Fabian von der Tür ab und setzte sich auf den Boden. Alle schwiegen, nur das leise Rütteln an der Tür war noch zu hören. Nach und nach sanken auch die anderen runter und setzten sich auf den kalten Steinboden. Leicht agressiv schlug Marlon gegen das Glas, bevor er sich auch setzte. Die Stille wurde nur durch ein unruhiges Atmen von Anna aus unterbrochen, die durch ihr Asthma schnell ausser Atem war. Plötzlich stand Denis auf.

"Hört ihr das auch?", fragte er leise. Marco runzelte die Stirn.

"Was meinst-", wollte er fragen, aber Denis bedeutete ihm mit einem Handzeichen zum schweigen zu bringen. Leise Schritte waren zu hören und alle standen auf. Cyril versuchte die merkwürdige Spannung zu lockern.

"Ja hallo, wer auch immer du bist. Ich bin Cy-", begann er, aber Martin schlug ihm auf den Hinterkopf. Ein leises Lachen war von den Treppen hinter ihnen zu hören und alle drehten sich erschrocken um, aber niemand war zu sehen.

"Was zur Hölle?", murmelte Leonardo leise.