Kapitel 2

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Die miesen Gedanken über den baldigen Abschied hatten die beiden Frauen während ihrer Fahrt in Richtung des Clubs verdrängt. Die Nacht war zum Feiern da, dies war zumindest Miras Einstellung. Vor dem Club trafen sie dann auch auf ihren Freund. Phillipp. Ein großer, schwarz haariger Kerl mit stählernen blauen Augen. Wenn Lanie eine Person auf diesem Planeten hasste, dann auf jeden Fall ihn. Sie pflegte es, ihn in ihren Gedanken ein mieses Arschloch zu nennen, ihre Freundin jedoch hatte sich damals Hals über Kopf in ihn verliebt gehabt und so blieb ihr nichts anderes übrig, als sich mit dieser Situation abzufinden. Obwohl sie Mira schon mehrmals den Hinweis gegeben hatte, dass dieser Typ es gar nicht so ernst meinen konnte wie er tat. Ihre Freundin ließ sich allerdings nicht so einfach belehren. Sie betraten also zu dritt den Club und ein gleichmäßiges Wummern umhüllte sie. Der Club füllte sich in den nächsten Stunden rasant und man hätte meinen können die halbe Stadt war heute hier.

Es wurde immer lauter und stickiger und irgendwann war es einfach zu viel. Lanie gab ihrer Freundin ein kurzes Zeichen und bahnte sich dann einen Weg zum Ausgang. Vor dem Eingang empfang sie die kühle Nachtluft, jedoch schienen hier draußen nicht gerade weniger Menschen als drinnen zu sein und so beschloss sie sich in den wenige Meter entfernten Park zurück zu ziehen. Tod...Tod...Tod Ihre Gedanken hatten sie heute eingeholt. Dies war schon sehr lange nicht mehr geschehen und etwas an all dem beunruhigte sie irgendwie. Nicht mal der Alkohol hatte ihren Trübsinn eindämmen können.

Sie setzte sich auf eine kleine Grasfläche, die Geräusche des Clubs drangen jetzt nur noch sehr leise an ihr Ohr, umso lauter jedoch schien ihr Atem zu sein und ihr Herz zu schlagen. Sie schaute in den Himmel hinauf. Die Nacht war klar und bald verloren sich ihre Gedanken zwischen den unendlichen Weiten über ihr. Sie wusste nicht wie lange sie so da saß, aber plötzlich holte eine Stimme sie zum zweiten Mal heute aus dieser unendlichen Spirale.

„Eine so hübsche Lady wie Sie sollte nicht alleine in einem dunklen Park sitzen" Lanie drehte ihren Kopf ein Stück nach hinten und blickte in das Gesicht eines jungen Mannes mit braunen Haaren und einem einfachen schwarzen T-shirt am Körper.

Den Gedanken an ihre Familie durch den Schock der neuen Stimme bereits abgeschüttelt, gab sie ein gekonntes „Und ein Mann wie Sie sollte wohl kaum hier draußen umher laufen und Frauen erschrecken oder?" Ein kleines Lächeln huschte über das Gesicht des Fremden und ohne vorher zu fragen ließ er sich neben Lanie auf dem Gras nieder.

„Ich habe nicht gesagt, dass Sie sich setzen dürfen", murmelte sie und starrte nach vorne. Ihr war eigentlich fast klar um welche Art von Typ es sich hier handelte. Ihre Freundin Mira neigte eigentlich eher dazu solche Typen an zu ziehen – irgendwelche Arschlöcher die jeden Abend aufs Neue umherlaufen, sich betrinken und versuchen irgendwelche Frauen ins Bett zu bekommen. Er musste ihren Einwand gehört haben und trotzdem machte er keine Anstalten wieder zu verschwinden. Sie wandte ihren Kopf wieder nach links und bemerkte wie Abwesend der Fremde plötzlich wirkte. Plötzlich wandte auch er seinen Kopf um schaute er ihr in die Augen. In dem schwachen Licht des Nachthimmels und hier unter den Bäumen konnte sie ihn kaum erkennen. „Leonard McCoy", murmelte er, wohl sein Name.

„Was machen Sie hier?", war das einzige was Lanie erwiderte, wohl etwas zu abweisend, jedoch hatte sie nicht wirklich das Bedürfnis nach Gesellschaft gehabt und auch jetzt war ihr immer noch unwohl in der Gesellschaft des Fremden.

„Ich brauchte eine Auszeit von der Party", erwiderte er mit einem nicken in Richtung des Clubs und in seinen Worten konnte man plötzlich einen Hauch von Erschöpfung heraushören. Wie ich schoss es ihr durch den Kopf. „Eigentlich wollte ich nicht mal dort sein" ergänzte er.

„Wieso gehen sie auf eine Party wenn sie gar nicht dort sein wollen?", die Frage war ihr einfach raus gerutscht und ohne auf die Antwort des Mannes warten zu müssen, vielen ihr doch gleich selbst ein paar Gründe ein. Schließlich war es bei ihr oft nicht anders gewesen, als sie anfangs mit Mira ausgegangen war.

„Das gleiche könnte ich Sie wohl auch Fragen... Ich denke zumindest nicht, dass Sie einfach so Mitten in der Nacht in so einem Outfit in einem Park sitzen würden", er deutete auf Lanie.

„Etwas kalt oder nicht?"

Sie hatte bis jetzt noch gar nicht bemerkt wie kühl die Nacht um sie geworden war. Sie sagte jedoch nichts dazu, sondern erwiderte nur „Ich brauchte nur eine kurze Pause".

Eine kurze Pause... mittlerweile musste sie wohl schon eine ganze Weile weg sein, ob Mira sich schon Sorgen machte? - Sicherlich nicht immerhin war sie bestimmt reichlich mit Phillip beschäftigt. Solche Abende endeten für die beiden sowieso meistens mit einem Streit... noch etwas wofür Lanie ihn hasste.

„Ich muss auf einen Kumpel aufpassen." kam es plötzlich von der Stimme neben ihr. Sie hatte doch tatsächlich kurz vergessen, dass er da war.

„Er heißt Jim. Wir fliegen morgen wieder und sagen wir es so: Er hat in den letzten Jahren nicht viel dazu gelernt... zumindest was Partys angeht. Ich will nur sicher gehen, dass er morgen dort auftaucht wo er sein muss."

Etwas in dem Satz hatte Luna hellhörig werden lassen. Sie bemerkte, dass sie ihren Gegenüber falsch eingeschätzt hatte, denn er schien alles andere als unverantwortlich zu sein, auch sein Blick verriet etwas von einer bedrückenden Besorgnis. Trotzdem entschied sie sich etwas anderes zu fragen: „Sie arbeiten für die Sternenflotte?"

„Das ist das einzige was sie dazu zu sagen haben?" murmelte er sarkastisch

„Nein, also... Ja" Ihre Worte überschlugen sich fast. Plötzlich hatte der Fremde ihr Interesse geweckt. Vielleicht lag es bloß an ihrer eigenen Aufregung, da es auch für sie morgen endlich soweit sein würde, dass ihr Traum endlich wahr werden würde... Immerhin hatte sie, außer bei einigen Testflügen auf einem Schulschiff, noch nicht viel mehr von den Welten außerhalb der Erde gesehen.

„Grinsen sie nicht so dumm", murmelte der junge Mann neben ihr, aber auch auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.

„Es muss wunderbar sein", ihr Blick wanderte zum Sternenhimmel welche zwischen den Ästen der Bäume über ihr hervorlugte. „Diese unendlichen Weiten zu erforschen, all diese Welten und so viele neue Dinge, all das"

„Ohja wundervoll", in seiner Stimme lag wieder eine Spur von Sarkasmus „ein Haufen unentdeckte Gefahren, Krankheiten und tausend Möglichkeiten drauf zu gehen"

„Das ist nicht ihr Ernst?!", empört wandte sie sich nun noch ein Stück weiter zu ihm um und schaute ihm direkt in die Augen, soweit dies in dem dämmrigen Licht möglich war.

„Wenn sie so denken, wieso machen sie den Job dann überhaupt?"

„Naja lange Geschichte... meine Frau und ich haben uns getrennt und..." bevor er seinen Satz beenden konnte musste Lanie laut los prusten. Schnell verstummte sie wieder. „Tschuldigung", murmelte sie, wobei sie selbst nicht so ganz wusste wie dieser Gefühlsausbruch gerade zu Stande gekommen war.

„Was ist so lustig?", erwiderte er empört, jedoch immer noch erfreut darüber, welche Wendung das Gespräch mit der hübschen Fremden genommen hatte.

„Nunja, ich dachte nicht das jemand wie Sie schon mal verheiratet gewesen ist"

„Jemand wie ich? Was macht die Sache denn so unglaubwürdig für Sie?" erwiderte er mit einem grinsen

„Ach nein, es tut mir leid. So war es wirklich nicht gemeint", verlegen blickte sie zu Boden, glücklich darüber, dass er ihr Gesicht in der Dunkelheit nicht so genau sehen konnte, denn es lief jetzt sicherlich purpurrot an. Sie spürte wie er ein wenig näher an sie heranrückte. Der Geruch seines Parfüms kitzelte ihre Nase und vermischte sich mit einem Hauch von Alkohol in der klaren Luft der Nacht.

Plötzlich fühlte er sich nicht mehr wie ein Fremder an, sondern wie ein langer vergessener Freund und doch gleichzeitig noch mehr. Auch McCoy ging es nicht anders. Er fühlte eine sonderbare Energie, den Zauber eines einzigen Augenblicks. Solche, die man festhalten sollte, selbst wenn eine tiefgreifende Erinnerung das einzige ist was bleibt.

Langsam beugte er sich vor um sie zu küssen, als plötzlich ein schrilles Geräusch die Abendluft zerriss. „Scheiße mein Handy", murmelte Lanie, rappelte sich auf und zog es aus ihrer Hosentasche. Auf dem grell leuchtenden Bildschirm prangte Miras Name. Schnell drückte sie auf den grünen Hörer. „Mira?" Vom anderen Ende der Leitung hörte sie nur ein lautes schluchzen, keine Geräusche der Party, nichts. „Mira was ist los?" Das schluchzen schwoll an und ein leises wimmern war zu hören. „Verdammte scheiße Mira rede mit mir", sie schrie nun fast in den Hörer. „Du musst nach Hause kommen, bitte. Sofort.", ertönte es nun immer noch laut schluchzend.

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