12. Kapitel

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Ein erneutes Klopfen an seiner Tür ließ Felix aus seinen Gedanken hoch schrecken.
Ziemlich zögerlich schleppte sich Felix zur Tür und öffnete diese.
Ziemlich überrascht erblickte er Stefan Kunz höchstpersönlich, der ihn mit seinen Blicken zu durchbohren wollen schien.
,,Kann ich kurz mit dir reden?", fragte der Trainer auch schon fast direkt und Felix , den das plötzliche Erscheknen seines Trainers vor seiner, bzw. Davies Zimmertür ziemlich verunsicherte, nickte leicht, bevor der Trainer auch schon an ihm vorbei ins Zimmer marschierte.
Er setzte sich ohne überhaupt mal zu fragen und als hätte es Felix ihm schon beim eintreten erlaubt auf Felix Bett, ganz als wäre eine Einladung dazu überflüssig, da es selbstverständlich war.
Felix tat es ihm gleich und setzte sich, ein Stück von seinem Trainer entfernt ebenfalls auf sein Bett. Etwas verunsichert und auch ein wenig nervös sah Felix zu ihm rüber und zog unbewusst leicht Schultern und Kopf ein.
,,Also gut Felix, kannst du mir mal bitte erklären, was in letzter Zeit mit dir los ist?", kam Stefan Kunz dann auch gleich zur Sache und sah ihn direkt an.
Felix senkte den Blick auf seine Knie und schwieg. Ihm war es verdammt unangenehm, dass Stefan Kunz ihn so direkt ansah und warum er sich momentan so "merkwürdig" verhielt, dass konnte er seinem Trainer ja wohl kaum sagen!
,,Okay, dann anders: Ich hab dich in den Kader geholt, weil du ein hervorragender Stürmer bist! Du hast Talent, klar, sonst hättest du es nicht so weit geschafft, aber du kannst deine Leistungen natürlich trotzdem noch steigern.
Wenn du den Leuten da draußen beweisen willst, was du drauf hast, dann ist dir die Nominierung zur Nationalmannschaft dabei sicherlich eine große Hilfe. Ich setzte auf dich, aber dazu musst du auch mir auch beweisen, was du kannst und das du zuverlässig bist. Du musst deine Leistung bringen und genug Ehrgeiz und Motivation haben, um dich selbst noch zu steigern

Ich muss dir vertrauen können und dazu gehört auch, das du pünktlich beim Training erscheinst, verstanden?", durch dringlich sah er Felix an, welcher erneut leicht nickte.
,,Gut! Und eben ging es dir nicht so gut, hab ich gehört? Ist es denn jetzt besser, oder willst du das Training heute lieber ausfallen lassen?", fragend sah Stefan Kunz ihn an. ,,Ne ne, geht schon wieder!", brachte Felix hastig heraus.
,,Super, dann sehen wir uns in ca. ner Stunde beim Training!", sagte der Trainer und wollte gerade gehen, als ihm noch etwas wichtiges einfiel und der sich noch ein mal zu Felix umdrehte: ,,Ach und Felix, ... wenn du irgendwas auf dem Herzen hast, dann sag mir bitte bescheid! Du kannst jeder Zeit mit mir, den anderen Trainern, den Ärzte oder selbstverständlich auch den Teampsychologen sprechen, wir haben immer ein offenes Ohr Für dich!"
Damit verließ er den Raum und ließ einen nachdenklichen Felix zurück.
Sein Trainer hatte zwar gesagt, das er es einfach sagen sollte, wenn er etwas auf dem Herzen habe, doch so einfach wie es klang, war das gar nicht!
Felix hatte schon immer große Probleme gehabt, mit anderen Leuten über seine Gefühle, oder Probleme zu sprechen, sich anderen gegenüber zu öffnen, denn sie würden ihn ja trotzdem nicht verstehen.
Und nun sollte er seinem Trainer sagen, das die gesamte Mannschaft ihn hasste, seit sie heraus gefunden hatten, das er schwul war?
Sollte er ihm sagen, das Davie ihm drohte, ihn beleidigte, ihn schlug, ihn trat und seit neustem sogar vergewaltigen wollte?
Sollte er überhaupt erwähnen, dass er schwul war, oder würde er damit nur noch mehr Probleme bekommen? Nicht vorstellbar, würde Stefan Kunz ihn selbst zurück nach Hause schicken und ihn auch nicht mehr in den Kader zu nominieren.
War das wirklich das, was er seinem Trainer erzählen und anvertrauen konnte, oder würde er ihn einfach nur auslachen und das ganze für einen schlechten Scherz halten?
Felix wusste es nicht, doch er war sich sicher, dass er auch erst gar nicht herausfinden wollte, ob sein Trainer ihn auslachen würde.
Und ein Psychologe, war das sein Ernst? Glaubte Stefan Kunz jetzt auch noch, dass er psychisch krank war?
Gut, leichte psychische Markel hatte doch jeder, aber es rannte ja auch damit niemand direkt zum Psychologen oder?
Felix war geschockt und auch enttäuscht, dass ihm direkt so etwas nahegelegt wurde, wenn er mal nicht zum Frühstück erschien.
Gut, wenn er ehrlich war gab es denn Mannschaftspsychologen auch nicht um sonst, es wurden regelmäßig Gespräche mit ihm geführt und die meisten davon standen fest im Programm, allein um die Spieler auf psychischer Ebene gesund und zufrieden zu halten, aber Felix gefiel das ganz und gar nicht!
Warum sollte er auch einem Menschen, den er kaum kannte und zu dessen Gesprächen er nicht mal freiwillig erschien, vertrauen? Warum sollte er so jemandem seine größten Geheimnisse offenbaren?

Gefühlschaos [U21 - EM 2017]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt