Gedanken

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Ich schließe meine Augen. Ruhig bleiben. Nur ruhig bleiben. Nach einer Weile stehe ich wieder auf. Ich gehe auf meinen Schreibtisch zu und setze mich auf meinen schwarzen Drehstuhl. Mit einem Knopfdruck schalte ich meinen Computer an. Er fährt hoch. Ich starre auf meine Hände, dann fährt mir ein Schauer über den Rücken. Dieser Vampir... das hatte ich nicht so in Erinnerung. So vieles war gleich, aber ich habe ein anderes Gefühl. Dieser Gefühl hatte ich bis heute verdrengt. Wenn ich an meine erste Begegnung mit einen von ihnen denke, fühlt es sich plötzlich an, wie eine Art Märchen, oder eine Geschichte, die mir mal jemand erzählt hat. Es war angsteinflößend, aber ich wusste, dass er tot ist. Das er niemanden mehr schaden würde. Außerdem war er in einer anderen Altersklasse als ich. Der von damals war erwachsen und ich ein Kind. Aber heute... er war höchstens 18. Das kommt mir viel näher. Und das ganze Blut... "ugh..." Ich halte meinen Kopf und schaue auf den Bildschirm. Ich öffne Google und suche nach Bildern von Vampiren. Es ist ähnlich... aber nicht dasselbe. Jeder kann sich das hier ansehen und denken 'Es muss gruselig sein, einem zu begegnen' , aber erst wenn man wirklich einem begegnet ist, weiß man wie grauenhaft es echt ist. Er musste mich nichtmal angreifen und ich konnte mich trotzdem schon nicht wehren. Seufzend fahre ich meinen PC runter. Ich denke es ist wohl doch jetzt Zeit, ins Bett zu gehen. Ich stehe auf und nehme das schwarze T-shirt und die graue Jogginghose, die ich über die Lehne meines Drehstuhls gelegt hatte, und tausche die Kleidung, die ich heute an hatte, damit. Daraufhin mache ich das Licht aus und lege mich ins Bett. Wie sehr ich auch versuche einzuschlafen; es kommt mir einfach nicht aus dem Sinn. Diese roten Augen. Er sah einem Menschen so ähnlich und trotzdem war er null menschlich.

- Am nächsten Tag -

Ich sitze im Unterricht. In der ersten Stunde haben wir heute Biologie. Meine Lehrerin spricht. Es tut mir leid - so gerne ich ihr auch zuhören würde - meine Augen fallen immer wieder zu. Ich habe es gestern einfach nicht geschafft richtig einzuschlafen. Mein Kopf war voll mit der Gestalt unter der Straßenlaterne. Plötzlich merke ich, wie mich etwas am Hinterkopf trifft. Ich drehe mich um. 2 Plätze hinter mir sitzt Flo, welcher mich mit ein Paar Handbewegungen darauf aufmerksam machen will, dass ich den Zettel lesen soll, welchen er gerade gegen meinen Schädel geworfen hat. Mit den Augen rollend drehe ich mich um und nehme den Zettel, welcher auf den Boden gefallen ist, dabei mit. Ich öffne ihn, um darin ein zwinkerndes Strichmännchen und den Satz "Lief glatt mit Yan-yi" vorzufinden. Ich verknüddel den Zettel wieder und werfe ihn zurück gegen Flos Kopf. Dann hole ich vorsichtig mein Handy aus der Tasche. 'Schön, dass es so toll bei dir lief' schreibe ich an Flo. Als Antwort bekomme ich ein 'Nicht wahr?~' Etwas mürrisch schreibe ich ihm zurück 'Ich hab was krasses erlebt.' - 'Ja? Was denn?' Bevor ich zurückschreiben kann werde ich von meiner Lehrerin unterbrochen, welche mich und Flo stinkig dazu auffordert, undere Handys wegzupacken und uns dem Unterricht zu widmen.

Im Licht der Straßenlaterne (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt