6. Kapitel

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Ella:

Eine kurze Zeit herrschte eine Stille in dem Raum, die ich nicht aushielt. Ich musste sie unterbrechen. „ Ich schäme mich“, begann ich, „du … dein Körper… er ist so perfekt und meiner sollte es auch sein.“

Kit kam zu mir und legte einen Arm um mich. Er zog mich langsam hoch, sodass ich neben ihm saß. „Für mich bist du die perfekteste Person der Welt“, flüsterte er mir tröstend zu und sah mir in die Augen. Ich senkte den Blick, weil ich spürte, wie ich rot wurde und musste unwillkürlich lächeln. Kit nahm meine Hand und streichelte sanft mit seinem Daumen darüber. „Ella, du musst mir vertrauen. Es ist ganz einfach, wie bei unserem Tanz. Ich weiß, du kannst es“, sagte er und ich  erhob schüchtern den Kopf. Ich sah ihn an und die Zuversicht in seinem Gesicht machte mir wieder Hoffnung. Kit hauchte einen Kuss auf meine Hand, die in seiner lag. Dann ließ er sie aus seiner Hand gleiten, streifte an meinen Seiten hinab und zog mich an der Taille etwas weiter zu sich heran. Kits Hände ruhten dort noch eine kurze Zeit, bevor er einen neuen Versuch startete, mir das Kleid auszuziehen, weil ich es noch immer festhielt.

Er öffnete den Reißverschluss weiter, wobei ich die Luft anhielt, den Stoff aber immer noch nicht ganz losließ. Kit verteilte nun viele zarte Küsse auf meiner Haut – meinem Hals, meinem Schlüsselbein, meinem Dekolleté. Und dadurch fühlte ich mich so geborgen, dass ich nicht anders konnte und die Hände vom Kleid nahm.

Das Oberteil fiel mir in den Schoß und Kit betrachtete meinen Körper, als wäre er das Wunderschönste, was er je gesehen hatte. Er fuhr mit seinen Fingern über meinen glatten Bauch und meine Taille nach oben, sodass ich den Rücken nach hinten durchbog, um seinen wundervollen Bewegungen zu folgen.

Kit hob mich in die Mitte des Bettes und bedeutete mir, mich hinzulegen, indem er mich vorsichtig nach hinten drückte. Wieder strich er an meinen Seiten nach unten, um mir das Kleid auszuziehen und mir entwich ein leises Seufzen, woraufhin Kit verschmitzt lächelte. Er nahm das blaue Ballkleid und legte es behutsam über das Fußteil des Bettes.

Plötzlich erklang ein lautes Klopfen, die Tür wurde aufgerissen und ein dunkelhäutiger junger Mann kam hereingestürmt. Kit drehte sich blitzschnell um und sprang vom Bett. Auch ich riss meinen Kopf hoch und das wohlige Gefühl, welches mich eben noch umgeben hatte, war schlagartig verschwunden. Der Mann war, genau wie der Prinz, in Uniform, also ein Wachmann des Schlosses - von der Situation sichtlich amüsiert. Ich hingegen versuchte indigniert mich irgendwie zu bedecken und zog schnell die Bettdecke um meinen Körper. Ich hielt es nicht mehr aus, sprang auf, schnappte mein Kleid und die Schuhe und rannte mit der Decke umwickelt in das Badezimmer. Ich knallte Kit die Tür vor der Nase zu und drehte den Schlüssel um. Während ich mich mit Tränen der Verzweiflung in den Augen wieder anzog, versuchte ich dem Gemurmel aus Kits Schlafzimmer zuzuhören und spitzte die Ohren.

„Eure Majestät, euer Vater schickt mich! Ihr sollt sofort zum Ball kommen, um dort die Rolle des Gastgebers zu übernehmen. Dem König geht es sehr schlecht und er musste den Ball verlassen.“

Kurze Zeit herrschte Stille und ich wurde etwas unruhig. Dann endlich erklang Kits Stimme: „Es tut mir leid, aber wie Sie sehen können, stecke ich im Moment in einer ziemlich schwierigen Situation. Ich kann nicht.“

Ich biss die Zähne zusammen und das schlechte Gewissen übermannte mich: wegen mir musste Kit jetzt solche Umstände machen. Aber warum tat er nicht seine Pflicht? War ich ihm so wichtig?

„Übernehmen Sie kurz diese Funktion. Ich komme so schnell wie möglich.“

Der Wachmann war anscheinend etwas überfordert, denn er stotterte leicht als er weitersprach: „Aber... Eure Majestät! Ich darf doch nicht...“ Doch Kit unterbrach ihn: „Natürlich dürfen Sie das! Ich habe es Ihnen befohlen und jetzt GEHEN SIE SCHON!“ Ich erschrak vor der Härte in seiner lauten Stimme. Ich hätte nicht gedacht, dass Kit so einen Befehlston hat. Ich hörte wieder den Wachmann reden: „Sicher. Verzeiht mir, Eure Hoheit.“

Ich hörte den Klang der Stiefel auf dem harten Marmorboden. Langsam verhallten die Schritte und schließlich verriet mir das Geräusch der ins Schloss fallenden Tür, dass der Wachmann gegangen war.

Ich lehnte mich erschöpft mit der Stirn gegen die Badezimmertür und legte die Hand darauf. Ein dumpfer Laut erklang neben meinem Ohr, was mich vermuten ließ, dass Kit auf der anderen Seite genau das gleiche tat. Standen wir uns gegenüber, nur durch die Tür getrennt?

Cinderella FF-Was wäre wenn... Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt