Liebe im Angesicht der Wahrheit

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Sie hatte ihn >staatlich subventionierter Auftragsmörder< genannt. Auch wenn diese Aussage in gewisser Weise zutraf, es hatte ihn unsagbar geschmerzt diese Worte aus ihrem Mund zu hören.

Zwar wusste sie, dass er beim Außenministerium unter Vertrag stand, mehr noch, er hatte ihr sogar gestanden für den MI6 zu arbeiten, doch noch bevor er ihr erklären konnte, was genau er dort tat, hatte sie ihm schon klargemacht, dass sie es nicht zu wissen brauchte und es noch weniger wollte.

James hatte das akzeptiert, sie immer beschützt und behütet, vor der Wahrheit, dem, was ihm beruflich abverlangt wurde, dem, was er in Wirklichkeit tat.

Doch nun war alles anders.

Jetzt wusste sie womit er sein Geld verdiente, weshalb er immer für einige Tage oder sogar Wochen verschwand und es war ein Schock für sie gewesen, als sie die Tragweite des Ganzen realisiert hatte.

Wie um alles in der Welt hatte es nur soweit kommen können?

Niemand beim MI6 wusste von ihr. Er hatte immer peinlich genau darauf geachtet, sein Privatleben vor allem und jedem geheim zu halten und zu schützen. Und er hatte immer darauf geachtet, dass sie von all dem, was er tat, nichts mitbekam.

Niemand wusste von ihr und dem was sie beide verband, so dachte er zumindest.

Bis jetzt.

ER wusste von allem, hatte alles erfahren und nun wollte ER ihnen all das nehmen, was sie zu einem WIR machte.

ER wollte James vernichten, ihn leiden sehen und dann vielleicht auch töten, wenn ER seinen Rachegelüsten genügend nachgekommen war.

Wie um alles in der Welt hatte ER nur entkommen können?

ER war ein Terrorist, ein Schwerverbrecher, jemand, der eigentlich den Tod verdient hatte.

Vor einigen Jahren hatte James sich entscheiden müssen, ihn zu töten oder aber am Leben zu lassen. In jener Nacht, auf dieser Brücke mitten in London hatte er es für die richtige Entscheidung gehalten, doch nun, im Nachhinein betrachtet, wäre es besser gewesen, er hätte ihn einfach erschossen.

Eine einzelne Kugel hätte all das verhindern können.

Damals hatte er ihm widerstanden, diesem Wunsch, diesem inneren Drang nach Rache. Doch dieses Mal würde 007 seinen Gefühlen freien Lauf lassen und sein Gegenüber vernichten.

Auch wenn seine Hände mit einem Kabelbinder fest aneinander gebunden waren, er seine Waffe nicht mehr hatte und seine Gegner mehr als nur in der Überzahl waren, James Bond würde sie bekämpfen, bis zu seinem letzten Atemzug, und die Frau retten, die er mehr liebte als alle anderen jemals vor ihr.

„Wissen sie, meine Liebe, es ist gar nicht so schwer einen Menschen zu töten", begann ER an die junge Frau gewandt und schien schon beinahe von ihrem konsternierten Blick überrascht zu sein, „ach, hat ihnen das James etwa noch nicht erzählt? Einfach durchatmen, zielen und abdrücken.

So einfach ist das."

Ernst Stavro Blofeld, aka Franz Oberhauser, hob seinen Arm und richtete die schwarze Pistole in seiner Hand auf die junge Frau ihm gegenüber. Mit einem feinen Lächeln hatte der Österreicher registriert, dass sein so verhasster Ziehbruder erkannt hatte, dass es sich dabei um seine eigene Walter PPK 9mm kurz handelte.

„Schon irgendwie poetisch, nicht wahr James.

Deine Verlobte stirbt durch deine eigene Waffe.

Hat schon irgendwie etwas von Shakespeare."

Ein Recht auf LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt