Eine Liebe wie Feuer und Eis

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Die Luft war klirrend kalt und bei jedem seiner ruhigen Atemzüge bildeten sich kleine Dunstwölkchen, die im nächsten Moment schon wieder verschwunden waren. Es war kalt, sogar sehr kalt. Vielleicht hätte er sich besser seine Jacke angezogen, doch nun konnte und wollte er sich keinen Millimeter mehr bewegen. Sofort wäre diese unerbittliche frostige Kühle durch die feinen Maschen seines sonst so warmen Pullovers gekrochen.

Minus zwanzig Grad waren eben nicht zu verachten, auch wenn man, so wie hier in den Bergen, mit einem unvergleichlichen Ausblick belohnt wurde.

Der Ort, der sich harmonisch in das schmale Tal zu seinen Füßen schmeichelte, wurde von einigen orangegelben Straßenlaternen erhellt und ab und zu konnte man schon das eine oder andere Licht in den Fenstern der Häuser erkennen. Auch hier in diesem Bergidyll gab es eben Menschen, die früh auf mussten um ihrer Arbeit nach zu gehen. Schließlich war das hier kein gewöhnliches kleines Bergdorf und James hatte diesen Ort mit Bedacht gewählt, denn vor ihm lag die schwierigste Aufgabe, der er sich jemals stellen musste.

Obwohl die Sonne noch nicht wirklich aufgegangen war, erhellte sich langsam der Himmel und immer mehr dieses unbeschreiblichen Bergpanoramas kam zum Vorschein. Auch dieser unvergleichliche und in seiner Art so einzigartige Berggipfel am Ende des Tals war nun wieder zu erkennen, wie er sich tapfer dem nun nicht mehr ganz so schwarzen Nachthimmel entgegenreckte.

Kein Wunder, dass es immer wieder Menschen gab, die ihn zu erklimmen versuchten. Das Matterhorn faszinierte jeden, der es zu Gesicht bekam und auch James konnte sich dem nicht entziehen. Dennoch war die Kälte hier draußen kaum auszuhalten, so ging der Agent der Doppelnull-Sektion des MI6 wieder zurück ins Haus und verschoss die große Glastür, die hinaus auf die Terrasse führte, sorgfältig hinter sich ab.

Vor etwas mehr als einer Woche war er mit seiner Verlobten hier in Zermatt angekommen.

Die letzte Zeit war für beide nicht leicht gewesen. Nach diesem Vorfall mit Ernst Stavro Blofeld, aka Franz Oberhauser, hatte die junge Frau einige Zeit im Krankenhaus verbringen müssen. Dieser Steinhardt hatte sie übel zugerichtet.

Die Gehirnerschütterung hatte ihr viel Ruhe abverlangt und auch die angeknacksten Rippen waren schmerzhaft gewesen, mal abgesehen von den vielen Schrammen und Blutergüssen die ihren ganzen Körper geziert hatten.

Zwar war alles gut verheilt, dennoch machte sich James Sorgen um sie, obwohl sie von ihren körperlichen Wunden schon fast vollständig genesen war, würden ihr die Narben auf ihrer Seele vermutlich ewig bleiben.

Seit das alles passiert war, hatte sie sich verändert. Sie war nun viel ruhiger und in sich zurückgezogen. Immer wieder hing sie ihren eigenen Gedanken nach und auch James ließ sie kaum noch an sich heran.

Früher waren sie beide einfach nur glücklich gewesen, doch nun war da dieser undefinierbare Graben zwischen ihnen, den die junge Frau nicht überwinden wollte und James nicht konnte, weil sie es einfach nicht zuließ.

Sie liebte ihn immer noch, davon war der MI6 Agent überzeugt, und er würde ihr nicht von der Seite weichen, ganz egal wie lange es dauern würde, bis sie die Schatten verlassen hatte, die sich seit jener Nacht ihrer bemächtigt hatten.

Eines Tages würde sie wieder zu der Frau werden, die sie einst gewesen war.

Stark, unabhängig, souverän und lebensbejahend.

Und er würde an ihrer Seite bleiben, ganz egal wie lange es auch immer dauern würde.

Sie war eben die Eine.

Seine große Liebe und der einzige Mensch, der für ihn wirklich zählte.

Commander James Bond, Agent der Doppelnull – Abteilung des MI6, stand an der großen Fensterfront im Wohnzimmer und blickte auf diesen beeindruckenden Gipfel, der sich nun immer mehr am Himmel abzeichnete, während die Sonne langsam im Osten aufging und die letzten noch vorhandenen Wölkchen in ein zartes rosa tauchte.

Ein Recht auf LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt