Agent im Auftrag der Liebe

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Es war ein wundervoller Tag. Zwar waren die Temperaturen immer noch im zweistelligen Minusbereich und die Schweizer Alpen waren unter einer dicken Schneedecke begraben, doch die Sonne schien unablässig vom tiefblauen wolkenlosen Himmel und ihre wärmenden Strahlen machten den Aufenthalt im Freien mehr als nur erträglich.

Die Nadelbäume in den umliegenden Wäldern wirkten, als wären sie unter einer dicken Schicht Zuckerwatte begraben und zwischen ihnen konnte man hie und da die Spuren von Wildtieren erkennen, die in diesen verschneiten Märchenwäldern auf der Suche nach Nahrung waren.

Der in der letzten Zeit frisch gefallene Schnee wirkte, als bestünde er aus Millionen kleiner Diamanten, die in dieser zauberhaften Winterlandschaft gegenseitig um die Wette glitzerten.

Jedoch war es kein Vergleich zu dem Funkeln des 0,23 karätigen Diamanten, den unsere junge Protagonistin nun schon seit längerem an ihrem linken Ringfinger trug.

Gedankenverloren stand sie an einem der großen Panoramafenster und nippte immer wieder an ihrem Tee. Seit sie nach London gezogen war, hatte die eingefleischte Kaffeetrinkerin doch tatsächlich begonnen diesem Laster der englischen Kultur zu frönen, und mittlerweile genoss sie sogar ihre nachmittägliche Tasse heißen Tee.

Nur die Sache mit der Milch erschloss sich ihr immer noch nicht.

So viel war in ihrem bisherigen Leben passiert, es hatte Höhen gegeben und auch Tiefen, deren Abgründe sie in dieser Art niemals für möglich gehalten hatte. Gutes als auch Schlechtes hatten ihren Lebensweg in den letzten Jahren geprägt und aus ihr die Frau gemacht, die sie nun war.

Stark, unabhängig, souverän und lebensbejahend.

Allerdings hatte sie diese Entwicklung zu einem sehr großen Teil einem bestimmten Menschen zu verdanken. Jemandem, von dem sie niemals gedacht hätte, ihm zu begegnen, von dem sie nicht einmal geglaubt hatte, dass er existiert. Dem Menschen, der das Yang zu ihrem Yin war, der zu ihr gehörte wie der Tag zur Nacht und das Licht zum Schatten, derjenige, der die andere Hälfte ihres Selbst war, von der sie nicht einmal geahnt hatte, dass sie ihr fehlte.

Eigentlich hatte sie vor Jahren mit dem Thema Männer abgeschlossen gehabt, und zwar ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, als sie erfahren hatte, dass ihr damaliger Freund auch ihrer besten Freundin beizuwohnen pflegte.

Kurzerhand hatte sie das Weite gesucht und war nach London gegangen. Damals war sie zum eingefleischten Single geworden, der keinerlei Interesse am anderen Geschlecht mehr hatte, mal abgesehen von einigen Schauspielern, die sie in der Sicherheit ihrer eigenen vier Wände immer mal wieder gerne anschmachtete, wenn sie einen Film mit dem jeweiligen Objekt ihrer Begierde ansah.

Eigentlich hatte sie sich früher nie so wirklich für den Typ Mensch gehalten, der irgendwann mal heiraten, oder Kinder kriegen wollen würde.

Doch dann war er so unverhofft auf der Bildfläche erschienen.

Dieser blonde Mann, mit seinen unergründlichen und so unendlich faszinierenden eisblauen Augen, der es geschafft hatte, dass sie sich in ihn verliebte, noch bevor die es wirklich realisiert hatte. Er hatte sie mit seinem Charme und seinem unvergleichlichen Humor schneller um den Finger gewickelt, als es ihr lieb gewesen war, mal abgesehen davon, dass er auch noch verboten gut aussah.

Seit über zwei Jahren war er nun an ihrer Seite und wenn die junge Frau ehrlich zu sich selbst war, wollte sie das auch, bis zu jenem Tag, an dem sie ihren letzten Atemzug tun würde.

Sie liebte ihn, mehr als jemals einen anderen zuvor. Er war eben ihre große Liebe und sie war den Mächten des Universums immer noch so unendlich dankbar, dass es sie beide zusammengebracht hatte. Auch wenn die letzte Zeit bei weitem kein Zuckerschlecken gewesen war.

Ein Recht auf LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt