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Er sieht so verdammt gut aus. Wer hat ihm das erlaubt? Es sollte verboten sein, so heiß auszusehen. Da bekommt man ja schon vom anstarren Sonnenbrand. Ich spüre schon, wie mein Blut in die unteren Regionen schießt. Das ist seine Schuld! Er ist Erregung öffentlichen Ärgernisses, und zwar wortwörtlich. Damit er keine Beziehungen in Gefahr bringen und keine Hetero Männer an ihrer Sexualität zweifeln lassen kann, müsste man ihn in sein Zimmer sperren. Oder in meins. Ja, er in meinem Zimmer, in meinem Bett, das wäre schön. Oder unter der Dusche. Auf dem Küchentisch ginge zur Not auch, hauptsache, er hat nichts an.

Hat er aber, und das ist momentan wohl auch besser so. Nackt in einem  Nobelrestaurant beim Geschäftsessen unserer Eltern wäre das irgendwie komisch. Obwohl ich trotzdem nichts dagegen hätte. Ich frage mich, ob er strippen kann.

"Du sollst ihn nicht so anstarren, Blain! Das ist unhöflich", meckert meine Stiefmutter flüsternd und stößt mich unauffällig an. Wie soll ich mich auch nur annähernd normal benehmen, wenn Mister Hot-as-fuck vor mir steht und mich gleich ansprechen wird? Ich muss mich erst noch mental darauf vorbereiten, dass er seinen sexy Mund aufmachen wird. Liebend gern darf er mir zeigen, was er damit alles anstellen kann, außer nur zu reden. Ich wette, er kann eine Menge.

"Das hier ist unser ältester Sohn, Dakota", stellte seine Mutter ihn vor. Ungewöhnlicher Name. Heiß. So wie offenbar alles an ihm.

"Bitte nennt mich einfach nur Koda."

"Ist das indianisch?" fragt mein Vater interessiert nach. Heimlich verdrehe ich die Augen: nein Vater, es ist ganz eindeutig ein bulgarischer Vorname!

Mister Hot-as-fuck nickt freundlich und zeigt sein wunderschönes Lächeln. Gott, ich will ihn küssen.

"Von dem Stamm der Sioux-Indianer, und bedeutet Freund."

Kann man nur vom hören einer Stimme einen Orgasmus haben? Ich bin nämlich ziemlich nahe dran. Er klingt männlich. Logischerweise. Tief und rau. Irgendwie dunkel. Ich würde ihn nur allzu gerne stöhnen hören, am besten meinen Namen.

Dabei fällt mir ein, dass er ja noch gar nicht weiß, wie ich heiße. Das muss ich natürlich sofort ändern.

"Ich bin Blain. Das ist Schottisch und bedeutet Gelb", mache ich ihn nach.

Jetzt sieht er direkt mich an, sein Lächeln wird noch breiter und ich ignoriere die Blicke meiner Eltern, die mich eindeutig töten würden, wenn sie könnten. Koda hat mit Abstand die schönsten Augen, die ich je gesehen habe.

"Interessanter Name, Blain." murmelt er leise, mehr zu sich selbst als zu mir.

Meine Stiefmutter entschuldigt sich, anscheinend peinlich berührt, bei seiner Familie für mein Verhalten, das wohl irgendwie unangebracht war. Keine Ahnung, warum. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie mein Vater mir einen bösen Blick zu wirft, aber ich bin voll und ganz auf den schönsten Mann der Welt fokussiert, der mir gegenüber sitzt und mein starren ungehemmt erwidert. Er wirkt sowieso in allem, was er tut, sehr offen und selbstbewusst. Gefällt mir. Sehr sogar. Der Kerl ist purer Sex.

Während wir essen, bieten sich leider kaum Gelegenheiten für mich, mit ihm zu reden. Trotzdem lenkt er mich ab und schleicht sich in meine Tagtäume. Als er etwas Soße in Mundwinkel mit seiner Zunge sauber leckt, muss ich ein Seufzen unterdrücken. Ich will diese Zunge unbedingt in mir spüren.

Was ist denn bitte los mit mir? Ich kann doch unmöglich so krass untervögelt sein, dass ich solche Gedanken beim Essen habe! Das war wirklich noch nie so. Mein letzter One Night Stand ist jetzt auch schon ein paar Wochen her, aber dass ich mich dermaßen an den Sohn der Geschäftspartner meiner Eltern ranschmeiße, ist wirklich komisch.

Ich versuche, rational zu denken: mal abgesehen von den offensichtlichen, beruflichen Gründen, es nicht mit ihm zu treiben, passt Dakota auch überhaupt nicht in mein Beuteschema. Ganz und gar nicht. Ich stehe auf Twinks, also Jungs, die kleiner sind als ich. Weil die dann meistens bottom sind. Der traumhafte Kerl mir gegenüber ist aber einen halben Kopf größer und hat deutlich mehr Muskeln als ich. Also definitiv ein Top. Das ist ein Interessenkonflikt, ich bin nämlich nicht so gerne passiv. Obwohl er es bestimmt wert wäre.

Auch sein restliches Aussehen ist nicht das, was mich normalerweise anzieht. Er ist das komplette Gegenteil der Twinks, die normalerweise in meinem Bett landen. Nicht Blond und weder grün noch blauäugig, sondern auf den ersten Blick total gewöhnlich. Braune Haare, braune Augen, ziemlich durchschnittlich. Trotzdem sehe ich in ihm so viel mehr. Einzelne Strähnen seiner Haare schimmern golden im richtigen Licht. Seine Iris erinnert mich an geschliffenen Bernstein, glitzernde Punkte tanzen darin und ziehen mich in einen Bann.

Bis mir leicht gegen das Schienbein getreten wird. Meine Stiefmutter. Schon wieder.

Yellow in Scottish Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt