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"Du warst echt noch nie richtig verliebt?"

Er klingt ehrlich überrascht, fast sogar ein bisschen geschockt. Irgendwie macht mich das wütend. So früh morgens bin ich einfach viel zu leicht reizbar und seine Reaktion erinnert mich an meine leibliche Mutter, die ich schon immer gehasst habe. Ihrer Meinung nach können sich Männer nicht in andere Männer verlieben, also sind schwule nur auf Sex aus. Ich weiß, dass Koda das ganz anders meint, aber diese Erinnerung kommt hoch und ich bin sofort schlecht gelaunt.

"Ja verdammt! Und ich hatte eigentlich nicht vor, irgendwas daran zu ändern! Alle heulen immer rum, wenn ihnen das Herz gebrochen wird, und das passiert doch jedes verfickte mal, wenn man sich darauf einlässt. Ich will das nicht. Wollte ich nie! Aber dann kommst du, Mister Hot-as-fuck persönlich, in dieses scheiß Restaurant, zu diesem scheiß Geschäftsessen mit meiner scheiß Familie und haust mich einfach um! Ich kann damit nicht umgehen, also musst du wieder weg, damit alles genauso wird wie früher. Ohne blöde verwirrende Gefühle, ohne ungesund schnelles Herzklopfen, ohne dieses bescheuerte kribbeln im Bauch, ohne dich in meinen Gedanken und in meinen Träumen."

Gegen Ende meiner wütenden Rede werde ich immer leiser, ich bekomme Zweifel. Es klingt so gelogen. Will ich wirklich so eine Zukunft? Und, scheiße, erzähle ich ihm hier gerade wirklich, was ich fühle? Vorsichtig suche ich Blickkontakt, Koda guckt überrumpelt und ist weniger selbstsicher, als noch vor ein paar Sekunden. Verständlich, ich hätte das selbst auch nicht von mir erwartet. Er bringt mich dazu, die Kontrolle zu verlieren. Kontrolle über mich und mein Herz. Ich bin mir nicht sicher, wie ich das finden soll.

"Blain...", stammelt er schließlich, räuspert sich und mustert mich eindringlich, plötzlich wirkt er unsicher. "Also... Dir macht die Vorstellung von einer festen Beziehung wohl ziemlich viel Angst, richtig? Vielleicht willst du ja auch nur meinen Körper. Ich meine, du findest mich ja offenbar attraktiv." Er stockt kurz und versucht ein schiefes Lächeln. "Mister Hot-as-fuck?"

Oh shit. Peinlich... Warum kann ich nicht erst denken, bevor ich meinen Mund aufmache?

"Das... naja... ähm. Ja", stottere ich leise. Dann folgt ein unangenehmes Schweigen. Nach einer gefühlten Ewigkeit schüttele ich den Kopf.

"Als... als ich dich das erste mal gesehen hab. Damals...", beginne ich zögernd und werde augenblicklich rot wie eine Tomate. „Ich war so verknallt in dich. Vom ersten Moment an. Ohne es zu wollen, es ist einfach passiert."

Koda erwidert meinen Blick jetzt hoffnungsvoll.

"Natürlich, du bist der lebendig gewordene feuchte Traum. Wie ein Gott. Das... non plus ultra, sozusagen. Ich dachte, dieses starke Verlangen nach dir würde verschwinden, wenn ich mit dir schlafe", gebe ich zu. Seine Augen werden ein wenig schmäler, als er die Augenbrauen zusammen zieht.

"Aber es ist immer noch da", flüstere ich. Der Sex hat eher alles noch schlimmer gemacht. Noch verwirrender.

"Was ist mit den Typen, die du sonst dauernd flachlegst? Ich bin nicht wie die." Er klingt verunsichert, aber auch ein bisschen sauer. In seinen Augen funkelt es wütend.

"Nein. Bist du wirklich nicht."

Ich erinnere mich an das Essen, wie ich verzweifelt aber erfolglos versucht habe, ihn gedanklich schlecht zu reden. Rationales Denken funktioniert wohl nicht bei Liebe.

"Koda, du bist so viel besser."





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Yellow in Scottish Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt