Prolog

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Sigrid ~ Strangers

Samstag, 19. August

"Die lassen uns hier doch nie rein.", murrte Lou neben mir. Belustigt musterte ich meine beste Freundin. Genervt verschränkte sie ihre Arme und schob trotzig ihr Kinn vor. "Nicht so negativ, Miss Miesepeter", sagte ich fröhlich und wuschelte durch ihre dunkelblonden Haare. Dafür erntete ich nur einen genervten Blick und den Mittelfinger. Ach, wie nett. Als Antwort warf ich ihr nur einen Luftkuss zu. Wir standen vor einem neuen Club, der heute Eröffnung feierte. Ich hatte Lou überredet hinzugehen, da schließlich Samstag war. Außerdem hatte ich keine Lust auf noch einen Filmabend mit Leonardo DiCaprio als Jack Dawson. Das einzige Problem war nur, dass wir beide erst 17 waren und nicht in erwachsener Begleitung. Meine Hoffnung war einfach, dass eine von uns aufgrund ihres Erscheinungsbildes als volljährig durchging. Im besten Falle natürlich wir beide. "Komm schon, Emma. Wir hätten so schön Titanic schauen können.", versuchte Lou, mich umzustimmen. "Netter Versuch, du weißt genau, dass mir Titanic aus den Ohren rauskommt. Ich kann "My heart will go on" nicht mehr hören.", erwiderte ich scharf und richtete meinen Blick auf den Türsteher, der gerade eine Gruppe von Mädchen weg geschickt hat. Als ich sie näher betrachtete, würde ich sagen, dass sie in unserem Alter sein müssten. Vielleicht ein Jahr jünger. "Siehst du, die kommen auch nicht rein. Wie sollen wir das dann schaffen?", jammerte Lou wieder los. "Lass das mal meine Sorge sein. Ich garantiere dir, dass wir heute noch auf der Tanzfläche stehen werden und du dir einen Typen klären kannst.", sagte ich mit einem diabolischen Grinsen. Sie schaute mich nur misstrauisch an. "Wenn du das sagst. Ich habe dir die Chance gegeben, einen Film zu schauen. Ob nun mit Leonardo oder nicht." "Jaja. Jetzt sei still, wir sind gleich dran. Verhalte dich normal.", wisperte ich ihr zu. "Ich bin doch immer normal.", kicherte Lou. Wer's glaubt wird selig. Ich warf ihr noch einen letzten genervten Blick zu und konzentrierte mich nun vollkommen auf die Mission. Noch einmal mein Top glatt streichen und tief einatmen.

"Wie alt?", fragte der Türsteher mich, als Lou und ich am Anfang der Schlange ankamen. Er war viel größer als ich, obwohl ich mit meinen 1.80m nicht gerade klein bin. Um ihm besser in die Augen schauen zu können, musste ich meinen Kopf leicht in den Nacken legen. Neben seiner beachtlichen Größe war er breit gebaut, mit Oberarmen, die vielleicht den Umfang meines Kopfes besaßen. Zu allem Überfluss war er stark tätowiert und blickte griesgrämig drein. Man konnte nicht anders, als Respekt vor ihm zu haben. "Ich bin 18 und meine Freundin ist 17.", antwortete ich mit fester Stimme, als ich gemerkt hatte, dass er vor allem Lou kritisch betrachtete. Das Wichtigste beim Lügen war es, ruhig zu bleiben und Augenkontakt zuzulassen, meinte jedenfalls mein Vater immer. Er war der Ansicht, dass ich als Mädchen auch Bluffen können sollte. Und dazu gehörte Lügen nun mal dazu. Mit ernstem Gesicht musterte der Türsteher mich, von oben bis unten. So langsam wurde ich echt nervös. Wenn er mir nicht glaubte, wäre das nicht nur enttäuschend, es würde auch jeder mitbekommen. Nicht, dass es mir peinlich wäre, ich mag es nur nicht, zu verlieren. Ich war schon immer ein ehrgeiziger Mensch, doch es hielt sich immer in Grenzen. Hinter mir hörte ich, wie Lou nervös von einem Fuß auf den anderen trat. Das tat sie immer, wenn sie aufgeregt war. Ich wagte es nicht, mich jetzt umzudrehen und sie zu beruhigen, das würde uns nur auffliegen lassen. Nach ein paar elendig langen Sekunden, die mir wie Stunden vorkamen, nickte der Türsteher schließlich und ließ uns rein. Kaum waren wir um die Ecke zur Tanzfläche gebogen, hielt Lou es nicht mehr aus und fing laut an zu lachen. "Oh mein Gott! Ich glaube es nicht, dass er uns das echt abgekauft hat! Kannst du mich bitte mal kneifen? Ich habe das Gefühl, als würde ich träumen.", brüllte sie über die laute Musik hinweg in mein Ohr. "Aua, was soll der Scheiß?", keifte sie mich kurz darauf an, während sie sich den Ellenbogen rieb. "Du hast gesagt, ich solle dich kneifen. Als gute Freundin, hab ich deinen Wunsch erfüllt.", erwiderte ich mit einem kleinen Knicks.

my hidden demons Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt