Wie lange ging das schon hier? Wie lange war der Käfig schon mein Zuhause? Warum müssen sie mir immer weh tun? Was habe ich nur falsch gemacht, dass Mama mich weg gegeben hat? Worin bestand für mich noch ein Sinn des Lebens? Ich konnte kaum mehr sprechen, kaum mehr lesen, kaum mehr schreiben. Was verlernt man nicht alles in so länger Zeit...
"Nummer 17 hat das Projekt gut überstanden und muss zur Genesung um die drei Tage ruhen. Verstanden?!", sagte der Arzt, dessen Stimme ich schon zu gut kannte. Wer war diese Nummer 17, warum nannten sie uns nicht beim Namen? "Verstanden, Doktor. Ich werde alles Nötige vorbereiten. Wann ist Nummer 26 endlich an der Reihe?", fragte die Assistentin. Nun konnte ich ihre langen, weißen Kittel erkennen, wie sie auf dem Boden hin und her schliffen und den Dreck aufsammelten. Ich seufzte leicht. Nun hatten sie schon 26 Projekte, wie sie es nannten. Ich war schon lange mitsamt zwei anderen Jugendlichen in einem Projekt eingeteilt. Nie kam es zur Sprache, dass wir kommen sollten. Ich habe die zwei anderen nur ein einziges Mal zu Gesicht bekommen, zwei Jungen mit großen Augen und pinken Lippen. Sie passten zu mir, wahrscheinlich waren wir deswegen in einer Gruppe.
"Zuerst müssen wir die Gene perfektionieren. Wir wollen doch gut Tierchen, oder?", fragte der Doktor und ich sah in Gedanken sein dreckiges Lächeln, das meistens unter einer dreckigen Laborbrille prangte. Ja, das war einer ihrer Pläne, doch niemals hatte es funktioniert. Im Halbschlaf bekam ich mit, wie sie über Artenkreuzung sagten und einen leblosen Körper über die steril weißen Fliesen zogen. Noch immer verstörten die Bilder mein Leben, was, wenn ich an de Stelle dieser Person sein würde?
"Sie haben Recht, Doktor. Was, wenn es wieder nicht funktioniert? Wir haben schon so viele Versuche gestartet und bis jetzt sind alle ausser Nummer 17 an den verheerenden Folgen gestorben. Aber Nummer 17 ist auch schwach, was ist denn, wenn er diese drei Tage nicht übersteht, hm?" Nun lachte der Doktor ein wenig und kam um die Ecke. Mit einem Auge sah ich zu ihm hinab, meine Augenlider schwer. Er streifte sein blondes Haar zurecht, weil ein paar Strähnen ihren Platz verlassen hatten. Seine blauen Augen starrten auf einen Käfig unter mir.
"Was machen wir nur mit den dreien, Miss Gallagher? Was tun, was tun...", fragte er und nun landeten seine Augen auf mir. Wie ich diese Augen hasste.
"Wir fangen mit 12 und 13 an, danach folgt 14! Aber wir brauchen noch eine Woche im anderen Labor für die Gene, würden sie gehen und sich nach den Fortschritten erkunden, Miss?" Ich sah einen platinblonden Schopf nicken und mit schnellen Schritten um die Ecke tippeln. Oh nein, ich will nicht sterben! Nein! Der Doktor sah meine Angst, die mir in den Augen geschrieben stand und kicherte dunkel.
"Na, Angst? Mach dir nichts draus', deine Eltern vermissen dich nicht, Kleiner. Schon vergessen, wie sehr sie dich hassten?" Seine Stimme kratzte in meinen Ohren und automatisch ballten sich meine Hände zu Fäusten. Ich wollte ihn schlagen und treten und alle befreien, die hier eingesperrt waren! Er hatte Recht mit meinen Eltern, die mich mit 12 auf die Straße gesetzt hatten und dem Jugendamt versichert haben, ich wäre abgehauen. Sie haben mich gefunden und zurückgebracht, bis meine Eltern mich aus 'Gründen' nicht mehr weiter erziehen konnten. Ich war im Heim, bis diese Dame mich adoptiert hat. Seitdem bin ich hier und habe jegliches Zeitgefühl verloren..
"Sagst du nichts dazu, Nummer 14? Ich habe recht, hab ich das? Du bist ein Nichtsnutz! Aber das wird sich schnell ändern, Kleiner", versicherte er mir und streichelte meine Fingerkuppen, die durch meine jetzt am Gitter geballten Hände ausserhalb des Käfigs befanden. Sein Grinsen verstärkte sich nur noch und er holte eine Gerte. Mit voller Wucht schlug er mir auf die Finger, bis sie bluteten. Ich wagte sie trotzdem nicht wegzunehmen.
"Rein damit!", brüllte er voller Wut. Nur noch ein bisschen..., dachte ich und betete zu Gott. Helf mir, Gott... Der Doktor holte zu einem weiteren Schlag aus, und es klatschte durch den ganzen Raum. Meine Finger fingen an zu zittern, doch mein Wille siegte über meinem gesunden Menschenverstand. Ich zog die Hände nicht rein, ich ließ sie hängen, den Kopf gesenkt.
"Du bist ein verlogenes Kind, Kleiner. Magst du diese Schläge? Willst du sie öfter? Das lässt sich einrichten..." Sie hörten nicht auf, die Schläge. Meine Hände waren irgendwann taub, mein Gehirn setzte aus und alles was ich noch wahr nahm, waren meine Hände, die zur Beruhigung wieder in den Käfig rutschten.
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Hybrid Love
FanfictionLouis findet einen normalen Jungen in seinem Müllcontainer. Ganz normal? Nein, der Junge ist ein Katzenhybrid!