Für Immer Himmelblau [Niall Horan]

Kapitel 10. "Küss das Mädchen, Niall!"

„Liege ich falsch, Niall?" Immer wieder tönte dieser Satz durch Nialls Kopf. Lag sie falsch?

„Schatz, ich bin zuhause!" Ava warf ihren Mantel über den Haken im Flur und kickte ihre Schuhe von den Füßen. „Ich hasse das Fliegen in der Business class! Ich kann nicht schlafen wenn ständig neben mir auf einen armen Laptop eingehämmert wird! Tipp tipp tipp tipp- so bekommt doch keiner ein Auge zu! Und kaum wird es für einen Moment still, lackiert sich eine ältere Dame die Nägel und alles beginnt nach Nagellack zu riechen - ach was sag ich: zu stinken!" Sie warf ihre Tasche auf das Sofa und ließ sich daneben fallen.

„Ich habe dich vermisst", lächelte sie. „Ich bin zwar nur vier Tage hier, aber es konnte mir keiner nehmen her zu fliegen und-"

„Ava, wir müssen reden." Sagte Niall und fuhr sich durch die Haare.

Sie verstummte und sah ihn ausdruckslos an. „Was ist los?" Fragte sie skeptisch während sich Niall aufsetzte und seine Ellenbogen auf seine Knie stützte. Er atmete tief ein und aus und suchte nach den passenden Worten. Ava kannte ihn besser. „Wie heißt sie?" Fragte sie leise und Niall fuhr sich erneut durch die vollkommen zerzausten Haare. Es war nicht so als ob sie diese Situation kannte. Er hatte sie nie betrogen. Sie wusste es einfach. Sie sah es an der Weise wie sich seine Augenbrauen zusammenzogen und hörte es an der Art wie er atmete.

„Maeve", antwortete er fast tonlos. Ava zog scharf die Luft ein. „Habt ihr-?"

„Nein, es ist nichts passiert", es tat ihm in der Seele weh Ava so zu verletzen. „Hast du sie geküsst?" Fragte sie leise weiter. Niall schüttelte den Kopf. „Wir sind nur Freunde", sagte er und Ava vergrub das Gesicht in den Händen.

„Das kann echt nicht wahr sein", als sie aufsah liefen einzelne Tränen über ihre Wangen. „Du bist der beste Kerl den irgendeiner abkriegen könnte, weißt du das? Es gibt Typen die keinen Ton sagen, obwohl sie ein Mädel direkt da gevögelt haben wo du sitzt und du-" sie sah ihn an und wischte sich eine Träne von der Wange.

Niall schüttelte den Kopf. „Ich bin weit weg von einem guten Kerl." Sagte er mit fast tonloser Stimme. Ava saß ihm gegenüber und sah ihn nur an. „Liebst du sie?" Fragte sie leise. Er sagte nichts.

Ava schloss die Augen, während ihr immer mehr Tränen die Wangen hinab rannen. Sie war ganz ruhig. Nicht aufgebracht oder wütend. Es wäre übertrieben zu sagen sie hatte es kommen sehen, aber sie war alles andere als dumm. Niall war nicht der einzige der in den letzten Wochen viel über diese Beziehung nachgedacht hatte.

„Hast du je darüber nachgedacht, dass das was wir haben", sie schluchzte leise „wirklich gut ist, aber einfach nicht für immer?" Fragte sie. „Ich meine, kannst du dir uns beide vorstellen, mich im Brautkleid und dich am Traualtar? Kannst du dir vorstellen, dass wir einmal zu dritt aus dem Krankenhaus nach Hause kommen?" Sie lächelte traurig.

„Das wollte ich", er nahm traurig ihre Hand, „Ich wollte das, wirklich."

„Ich weiß." Sagte sie und drückte leicht seine Hand. „Aber sind wir mal ehrlich, das wäre nie passiert. Du hättest mich nicht gefragt- ich meine: wir sind seit drei Jahren zusammen, hast du je darüber nachgedacht mich zu fragen?" Das hatte er. Aber er hatte es nie als etwas in naher Zukunft betrachtet. „Und kannst du dir mich wirklich mit einem Baby vorstellen, Niall? Oder wie ich den Haushalt schmeiße? Sind wir mal ehrlich. Wir sind nur für den Moment gut füreinander. Das hier hat keine Zukunft. Ich glaube das war uns beiden klar." Sie lächelte traurig, als er vorsichtig seinen Kopf an ihren lehnte.

„Es tut mir leid," flüsterte er. „Es tut mir so leid." Sie nickte und schluckte leise. „Mir auch, ich wünschte mir wäre eher bewusst geworden, dass das hier alles eine Illusion ist. Ich dachte ich hätte realisiert dass es nicht für immer ist. Das hatte ich auch. Aber mir war nicht klar dass diese andere Zukunft, die in der du mich nicht zum Flughafen fährst oder mitten in der Nacht anrufst, weil du die Zeitzonen verwechselt hast, so bald kommt." Es war nicht böse gemeint. Sie war nur traurig. Und er war es auch.

„Das wars jetzt, oder?" Fragte er leise.

„Ja, ich fürchte das wars jetzt."

„Ich liebe dich." Sagte er ehrlich und sie musste lächeln.

„Ich weiß." Sie strich mit ihrem Daumen über seinen Handrücken. „Ich liebe dich auch."

***

„Du hast sie wirklich nicht geküsst?" Fragte sie am nächsten Morgen als Niall ihr einen der Pancakes reichte, die er selbst zubereitet hatte. Pancakes und Spagetthi, wohl das einzige was er kochen konnte. Er hatte die Nacht auf dem Sofa verbracht und Ava das Bett überlassen. Keiner von ihnen hatte wirklich schlafen können.

Niall schüttelte den Kopf und trotz der Traurigkeit leuchteten seine Augen bei dem Gedanken an sie. „Sie geht mit Harry aus." Sagte er leise.

„Du solltest sie küssen." Sagte Ava, schob sich ein Stück des Pancakes in den Mund und Niall lachte auf. „Das ist nicht so einfach! Du verstehst das nicht. Sie geht mit Harry aus."

„Ist Harry in sie verliebt?"

Niall zuckte mit den Schultern.

„Also 'nein'," meinte Ava.

„Ist sie in Harry verliebt?"

Wieder ein Schulterzucken.

„Dann heißt auch das 'nein', du wüsstest wenn die beiden in einander verliebt wären und das würde dich noch viel unglücklicher machen als du es bereits bist." übersetzte die Blondine ihren Exfreund.

„Weiß Harry, dass du sie magst?" Fragte Ava weiter.

Sie bekam ein erneutes Schulterzucken zur Antwort. „Ich schätze schon." Gab er zu.

Ava lächelte. „Dann verstehst du nicht. Denn dann ist es genau so einfach." Sie lächelte. „Du solltest sie küssen." Wiederholte sie. Niall schüttelte noch immer den Kopf.

„Tu mir den Gefallen, Niall, sei mal nicht der gute Kerl. Sei mal mutig. Mach den ersten Schritt. Erobere dir deine Prinzessin!"

Er hob fragend die Augenbrauen. „Du meinst wirklich...?"

Ava lächelte gutmütig. „Küss das Mädchen, Niall!"

Und so endete dieses Kapitel mit zwei Menschen, die wohl füreinander sterben würden, aber nie für immer glücklich miteinander leben könnten.