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Ich rückte noch ein paar der Super Mario Sammelfiguren zurecht, die auf den Fensterbänken standen, dann begab ich mich an meinen Schreibtisch.

Es klopfte an die Tür. Geich darauf wurde sie auch schon geöffnet und ein junger Mann trat ein. Er war relativ groß und schlank und trug einen ordentlichen Anzug, welcher seine breiten Schultern noch mehr betonte. Er hatte schwarze Haare und ein Gesicht wie ein Engel.

"Ich habe nicht 'Herein' gesagt." sagte ich, wies ihn aber dann doch mit einem kurzen Nicken darauf hin, sich zu setzen, als ich seinen unsicheren Blick bemerkte. Er sah sich kurz um und entdeckte schließlich den Stuhl, welcher in der Ecke meines Büros stand, ging langsam auf ihn zu und holte ihn gefühlt noch langsamer nach vorne an den Schreibtisch. Als er sich endlich hingesetzt hatte, gab ich ihm den Umschlag.
Er sah mich verwirrt an.

"Was ist das?" fragte er.
"Na was wohl?" fragte ich zurück.
Er schaute kurz auf den Umschlag, dann zu mir, auf den Umschlag und fragte letztendlich, während er seinen Blick wieder auf mich richtete: "Die Unterlagen?"
"Naja, ein paar Lagen Klopapier werden es wohl nicht sein." meinte ich nur gelangweilt und lehnte mich in meinem Rollstuhl zurück.

"Also in dem Umschlag ist alles drin.
Das, was Sie über mich wissen müssen und die Zettel, die Sie über sich ausfüllen müssen. Kommen Sie wieder rein, wenn Sie alles ausgefüllt haben." Mit diesen Worten deutete ich auf die Tür, durch die er das Zimmer so schnell wieder verließ wie er es vor 3 Minuten betreten hatte.

Die nächste Viertelstunde verbrachte ich damit, die Tür anzustarren und zu hoffen, dass sie sich so bald wie möglich wieder öffnen würde.
Als ich schon begann ein wenig unruhig zu werden und anfing daran zu zweifeln, dass er zurück kommen würde, ging die Tür erneut auf. Er ging unsicher zum Schreibtisch, setzte sich wieder auf den Stuhl und gab mir den Umschlag mit den Unterlagen wieder.

Ich nahm ihn entgegen, öffnete ihn und blätterte gelangweilt durch die ganzen Zettel.
"Danke. Äh...", ich linste auf das erste Blatt, auf dem sein Name stand, "Seok Jin."
Er nickte.
Ich überflog gerade die ersten paar Seiten, als ich seine Stimme fragen hörte: "Haben Sie diese ganzen Figuren gesammelt?" "Nein." entgegnete ich kühl. "Hat ein Freund von mir gesammelt...sind eine Art Erinnerung an ihn" "Warum Erinnerung?" kam die nächste Frage von ihm. "Er ist vor 2 Jahren bei einem Unfall gestorben." ich sprach diese Worte, die mir so schwer vielen sie auszusprechen, so leise aus, dass ich hoffte er hätte es nicht gehört. Aber natürlich hatte er es gehört und jetzt rutschte er unruhig auf seinem Platz herum.

"Also gut." sagte ich und hoffte insgeheim, dass er sich wieder beruhigte. "Hier sind ihre Wohnungschlüssel" ich legte ein Schlüsselbund vor ihn auf den Tisch. "Der kleine runde ist für die Haustür, der Eckige ist für die Wohnungstür und der große ist für die Kellertür. Ihre Wohnung ist zwei Stockwerke direkt über uns. Die Probezeit geht 3 Wochen lang, danach werde ich entscheiden, ob Sie bleiben oder nicht. Sie können jetzt Ihre Sachen holen und sich ein wenig einrichten. Meine Sekretärin wird Ihnen gleich noch den Zeitplan geben. Ich rufe Sie dann wenn ich Sie brauche." Er nickte, bedankte sich, stand auf, stellte den Stuhl wieder in sein Eck und verließ das Zimmer.

Ich rollte aus der Hintertür meines Büros in das anliegende Wohnzimmer und versuchte mich auf das Sofa zu hieven, was allerdings schief ging. Ich vergaß die Bremse an meinem Rollstuhl fest zu ziehen und er rollte nach hinten weg, als ich mich an den Lehnen abstützte. Ich fiel nach vorne und lag schließlich mit dem Gesicht auf dem Teppichboden vor meinem Sofa. Ich blieb einfach liegen, schloss meine Augen und versuchte nicht zu weinen. Es funktionierte nicht. Ich hatte wieder versagt. Ich kam einfach nicht alleine zurecht. Gerade als ich mich wieder aufrichten wollte kam Jin ins Wohnzimmer.
"Oh Gott! Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?" fragte er bestürzt und kam auf mich zugerannt.
"Danke, mir geht's gut." entgegnete ich nur knapp und zog mich neben ihm aufs Sofa.

"Nenn mich einfach Yoongi. Ist einfacher wenn wir jetzt eh schon 24/7 miteinander auskommen müssen." fügte ich noch hinzu.
"Was? Ich dachte ich muss nur bei Ihnen sein, wenn Sie mich rufen? Äh Du..."
"Naja jedenfalls werden wir die nächste Zeit jeden Tag miteinander zu tun haben."
"Oh. Ok. Und? Was machen wir jetzt?"
"Also ich schaue jetzt meinen Lieblingsfilm. Was du machst ist mir egal." "Darf ich auch da bleiben und mitschauen?" "Von mir aus..."

Mario ~Jin&Yoongi Fanfiction~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt