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Verschlafen und mit schrecklichen Kopfschmerzen wachte ich am nächsten Tag auf. Ich saß immer noch auf dem Sofa, wo ich anscheinend gestern Abend eingeschlafen war. Mein Nacken war total verspannt und als ich mich etwas mehr aufrichtete, knackte es irgendwo in meinem Rücken. Kraftlos versuchte ich irgendwie unfallfrei in meinen Rollstuhl zu kommen, doch das blöde Teil musste ja mal wieder wegrollen, weil ich die Bremse vergessen hatte und ich landete unbequem auf dem Boden. Völlig am Ende mit den Nerven setzte ich mich auf und lehnte mich gegen das Sofa. Mein verzweifelter Blick ging zur Decke und ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Heulend saß ich auf dem Wohnzimmerboden und bemitleidete mich selbst. Wie konnte es denn überhaupt so weit kommen, dass ich mich so sehr absacken ließ, nur weil Jin weg war? Mochte ich ihn denn so sehr, dass ich nichts anderes mehr wollte, als ihn wieder bei mir zu haben? Ja, das tat ich. Ich musste mir tatsächlich eingestehen, dass ich ihn sehr gern hatte. Wie er sich um mich kümmerte, wie er sich freute, wenn ich mal nicht so verbissen war. Seine aufgeweckte Art und wie er sich über jede noch so kleine, unbedeutende Geste freute. Und ich musste auch zugeben, dass der Abend, an dem wir im Park an dem schönen Teich saßen, einer der schönsten Abende meines Lebens war. Ich hätte gelogen, wenn ich weiterhin behauptet hätte, dass ich dem älteren gegenüber rein gar nichts empfand. Als ich vor ein paar Tagen in der Nacht sein Geständnis gehört hatte, seine zittrige Stimme und sein leises Schluchzen... ja, ich bin mir sicher, dass in diesem Moment auch ein kleiner Teil meines Herzens gebrochen war. Hätte ich doch nur schneller reagiert. Hätte ich ihn direkt darauf angesprochen... Doch jetzt war es zu spät. Und ich war einfach nur enttäuscht von mir selbst. Ich hoffte zwar immernoch, dass er bald wieder kommen würde, wirklich daran glauben tat ich aber eigentlich kaum noch.

Die nächsten Tage verliefen nicht anders. Ich saß die meiste Zeit alleine in meinem Zimmer und dachte nach. Ich weinte nicht mehr, das kam mir dann doch zu elendig vor. Essen Tat ich selten. Meine Sekretärin brachte mir zwei mal am Tag ein Tablett mit Essen auf mein Zimmer. Wenn sie dann wieder kam um das Geschirr zu holen, musste sie meistens die Hälfte des Essens wieder mitnehmen.
Es lag nicht daran, dass ich keinen Hunger hatte. Eigentlich hatte ich sogar ziemlich viel Hunger. Es war nur... Ich hatte mich so sehr an Jins Essen gewöhnt, dass mir anderes essen einfach nicht mehr schmeckte. Ich wollte nur noch sein Essen.
Nachts konnte ich kaum schlafen und in meinen Rollstuhl kam ich auch nicht mehr alleine. Zum einen, weil ich zu sehr geschwächt war, zum anderen fehlte mir die Übung.
Ich hatte ja auch keinen Grund mein Zimmer, geschweige denn mein Haus zu verlassen.
Mein Leben war langweilig geworden. Ich tat nichts und fühlte mich auch wie ein Nichts. Ich war alleine. Es war niemand da, der mich den ganzen Tag nervte, niemand, der sich über meine Unordentlichkeit aufregte. Es war niemand da, der mir meine geliebte Pizza klaute und einfach den Fernsehsender wechselte, niemand, der mir einfach so eine Massage anbot oder sich generell den ganzen Tag um mich kümmerte.

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Das Kapitel ist zwar etwas kürzer, aber wenn ich es so lang gemacht hätte, wie die anderen, dann wäre es einfach nur langweilig geworden... Ich bin nicht so zu 100% zufrieden mit dem Kapitel, aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem. <3

Mario ~Jin&Yoongi Fanfiction~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt