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Enttäuscht von mir selbst und wütend auf meine Dummheit und Unfähigkeit mit Menschen umzugehen lag ich mal wieder die ganze Nacht wach.
Gegen vier Uhr morgens hörte ich jemanden an meinem Zimmer vorbei laufen. Kurz darauf vernahm ich Klappern und das knisternde Geräusch, das entsteht, wenn man etwas anbrät aus der Küche. Nach ein paar weiteren Minuten hörte ich erneut Schritte vor meiner Zimmertür. Dann war wieder alles still. Ich wusste nicht, was Jin so früh morgens in der Küche gemacht hatte, aber in dem Moment war es mir auch ziemlich egal.

Nach weiteren drei Stunden, als es längst Zeit war, dass Jin mich wecken kam lag ich immernoch wach in meinem Bett. Ich hatte mich seit gestern Abend keinen Millimeter bewegt.
Mittlerweile war es fast acht Uhr und Jin war noch immer nicht aufgetaucht. Mit einem Seufzen rollte ich mich vom Bett und zog mich mühsam auf meinen Rollstuhl. Vorsichtig fuhr ich aus meinem Zimmer, den Flur entlang und in die Küche.
Auf meinem Platz stand ein Teller, der mit einer umgedrehten Schüssel abgedeckt war. Auf der Schüssel klebte ein kleiner, gelber Post-it. Sofort wusste ich was los war. Ein Post-it und vorgekochtes Essen, das könnte nichts gutes bedeuten. Kraftlos rollte ich mich bis an den Tisch und nahm mit zittrigen Händen den kleinen Zettel in die Hand. In Ordentlicher Schribschrift standen zwei Sätze auf dem Zettel:

Ich brauche etwas Zeit für mich.

Es tut mir leid.

Langsam ließ  ich den Zettel wieder sinken. Ich hatte es also wirklich vermasselt. Jin war weg und ich wusste nicht einmal wohin er gegangen war, wie lange er weg sein würde oder ob er überhaupt wieder zurück kommen würde. Ohne dass ich es bemerkte lief mir eine Träne über die Wange.
Mit weiteren Tränen in den Augen hob ich die Schüssel an und betrachtete das Essen, was Jin mir gekocht hatte.
Es sah unglaublich lecker aus und man konnte genau sehen, wie sorgfältig er beim Kochen vorgegangen war. Die Erkenntnis, dass er sich selbst bei der Art, wie er alles angerichtet hatte Mühe gab, machte mich noch trauriger und wütender.
Weinend aß ich alles auf und dachte darüber nach, was ich jetzt machen sollte.
Ich könnte ihn natürlich anrufen, aber wahrscheinlich würde er nicht abnehmen. Eine Adresse hatte ich nicht, schließlich wohnte er ja bei mir und die alte Wohnung hatte er gekündigt. Mir blieb also nichts anderes übrig, als immer wieder zu versuchen ihn anzurufen und zu hoffen, dass er doch ans Telefon ging. Aber natürlich ignorierte er jeden meiner Anrufe.

Mittlerweile war es später Nachmittag. Ich saß auf dem Sofa und versuchte zum wiederholten Male Jin anzurufen. Nach einigen langen Sekunden, als ich schon fast wieder auflegen wollte, hörte ich dann doch tatsächlich ein Knacken und ein kraftloses "Was willst du?". Mein Atem stockte, als ich seine Stimme hörte. "Jin, bitte... was auch immer der Grund für dein Verschwinden ist, bitte komm bald wieder... Ich brauche dich." Ich versuchte so stark wie möglich zu klingen und wartete geduldig auf eine Antwort, doch alles, was ich als Antwort erhielt, war das Tuten des Handys, als er auflegte.
Enttäuscht ließ ich meine Hände in meinen Schoß fallen. Wütend blickte ich einfach nur stumm an die Wand vor mir, bis ich mich irgendwann lustlos zur Seite fallen ließ und reglos liegen blieb.
Ich wollte nichts mehr tun. Ich war einfach zu deprimiert. Wegen allem. Er hatte mich alleine gelassen und mich ignoriert und das schlimmste daran war, dass es meine Schuld war. Und jetzt konnte ich ihn auch nicht wieder zurück holen. Ich wüsste nicht wo er war und mit mir reden wollte er ganz offensichtlich auch nicht. Ich hätte keine Chance. Ich musste auf ihn warten. Ich müsste einfach so lange alleine zurecht kommen, bis er vielelicht irgendwann wieder hier aufkreuzen würde, falls er überhaupt jemals wieder zurück kommen sollte. Aber an die Möglichkeit einfach jemand neues einzustellen, wollte ich keinen einzigen Gedanken verschwenden. Zu sehr hatte ich mich bereits an Jin gewöhnt. An seine Gegenwart, seine Hilfsbereitschaft, sein Essen, die Art, wie er mich bemutterte und sich immer um mich sorgte. Ich hatte es wirklich genossen. Auch wenn ich die meiste Zeit so abweisend zu ihm war, hatte ich es genossen. Doch das fiel mir erst jetzt auf, nachdem er nicht mehr da war.

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Hiii... naaa, wer ließt das hier noch alles?

Übrigens wegen dem Drama in der Story gerade: ich gebe zu, es tut mir vielleicht ein bisschen leid, aber ich werde deshalb nicht schlecht schlafen.

Mario ~Jin&Yoongi Fanfiction~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt