Der Präsident stand auf, und alle Augen richteten sich auf ihn. Leah sah hoffnungsvoll zu ihm hinüber und betete still für ein Wunder, genauso wie sie anderen drei Krieger, die nicht Sieger geworden waren. Vielleicht war es doch möglich, auf die heißbegehrte Offiziersschule zu kommen. Vielleicht...
"Ihr habt gut gekämpft. Ich danke euch allen", sagte er. Bevor er sich setzte lächelte er den jungen Kriegern noch zu. Das war alles? Ihr habt gut gekämpft. Die Enttäuschung packte Leah wie ein Fußtritt. Wie in Trance schlich sie sich mit den anderen wieder zurück in die Waffenkammer. Sie gaben ein wirklich bemitleidenswertes Bild ab. Schrammen und andere Verletzung zierten ihre Körper, die Kleidung war ebenfalls zerrissen, ein Junge hatte nicht einmal mehr beide Schuhe an. Nur der, der gewonnen hatte stach heraus, er strahlte bis über beide Ohren und schwebte schon beinahe in die Waffenkammer.
Besorgt sah Rebekah zu Leah hinüber: "Sag mir bitte, dass du gewonnen hast. Bitte sag mir.... Oh Gott, du hast nicht gewonnen, oder?". Leah nickte nur müde und schälte sich aus ihrer Rüstung, um dann gleich in die Krankenstation zu können. Sie musste ihr Bein noch versorgen lassen. Ihre einzige Chance auf ein anderes Leben, und sie hatte es vermasselt. Immer und immer wieder kreiste dieser Gedanke in ihren Kopf, und wollte sie nicht loslassen. Die einzige Chance, die sie jemals bekommen würde, nur diese eine hatte sie gehabt.
"Du warst großartig da draußen", sagte Anna, die neben ihr ihre Rüstung abstreifte und sah besorgt auf die Wunde, die sie Leah zugefügt hatte.
"Danke, du auch. Musst du auch zur Krankenstation?", antwortete Leah und lächelte ein müdes abgekämpftes Lächeln. Sie hatte keinen Grund dem Mädchen zu grollen, die Wunde war im Kampf entstanden, da konnte so etwas passieren. Es war normal, Verletzungen von einem Kampf zu haben.
"Nein, ich habe nur ein paar Blutergüsse, nichts wildes. Aber ich kann dich trotzdem begleiten".
"Schon okay, ich finde den Weg auch alleine. Ich werde schon nicht so lange brauchen", sagte Leah und wandte sich dann an Rebekah, "Für den Fall, dass es doch etwas länger dauert, und ich noch nicht zurück bin, wenn du dran bist, wünsche ich dir jetzt schon viel Erfolg. Ich bin mir sicher, dass du siegen wirst", dann hinkte sie hinaus, wieder hinaus in den Flur. Dort warteten einige Dienstboten, genau zu diesem Zweck. Um Verwundete zum Krankenzimmer zu bringen, damit sie untersucht werden konnten. Ein junges Mädchen forderte sie stumm dazu auf, ihr zu folgen und führte Leah durch den halben Palast.
Obwohl sie auf die andere Seite des Gebäudes mussten, bekam Leah nicht besonders viel zu sehen. Anstatt prunkvolle Räume zu durchschreiten, gingen sie nur durch kahle, betonierte Gänge, ohne irgendeine Art von Schmuck. Ein blutendes und schmutziges Mädchen wollte man vermutlich nicht in die Saale mit den teuren Möbeln lassen.
Die Schmerzen in Leahs Oberschenkel, die anfangs noch erträglich waren, wurden mit jedem Schritt schlimmer. Leah versuchte zwar, sich nichts anmerken zu lassen, den Schmerz zu ignorieren hatte sie schon unzählige Male geübt, aber die Wunde war einfach zu tief. Immer wieder mussten sie anhalten und verschnaufen. Die Dienstbotin, die sie zu der Krankenstation führen sollte, stützte Leah so gut sie konnte und half ihr immer wieder, weiterzukommen.
"Wie weit ist es denn noch?", fragte Leah.
"Wir sind gleich da, da vorne noch um die Ecke, dann werden Sie es sehen. Denken Sie, dass sie das schaffen werden?", erkundigte das junge Mädchen sich besorgt, und schob sich ihren kurzen, schwarzen Haaren hinter die Ohren. Leah nickte nur stumm, der Schweiß stand ihr bereits auf der Stirn, und ihr Bein war schon beinahe taub. Nur die Wunde pochte noch. Aber sie war nicht bereit aufzugeben, dem überwältigen Drang nachzugeben, in Ohnmacht zu fallen.
Als sie endlich in Krankenzimmer angekommen waren, ließ Leah sich erleichtert auf den Untersuchungsstuhl fallen. Sie lehnte sich zurück und schloss dankbar die Augen. Leah entspannte sich einfach, und vergaß alles rund um sie herum. Alle Probleme. Sie genoss es abzuschalten. Ihr Leben war so kompliziert, so anstrengend, aber nicht in diesen Augenblick. In diesen Augenblick war es so einfach, so einfach einzuschlafen.

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Leah
Roman pour AdolescentsEine neue Ordnung bestimmt das Leben der Menschen. Europa hat sich verändert, ein Präsident in der Rolle eines Diktators schafft es die Menschen zu beherrschen, dank seiner loyalen Krieger und der zahlreichen modernen Technologie, die die Menschen z...