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Delfí. So heißt die Verrückte, die uns um zwei Uhr morgens noch die Tür öffnet. Zumindest glaube ich, dass das ihr Name ist. Ich habe nicht genau zugehört. Ich war zu beschäftigt mich zu fragen, warum sie um zwei Uhr morgens noch perfekt angezogen und geschminkt ist, als würde sie jeden Moment in ihr Büro zu einem Meeting berufen werden.
"Mein PC steht oben. Du musst ihn nur an machen.", sagt sie zu Ámbar und kurz später lässt Ámbar mich mit Delfí im Eingangsbereich alleine zurück. Delfí hat mir sofort Essen und trinken angeboten, doch ich habe es höflich abgelehnt.
Im Nachhinein bereue ich es ihr Angebot abgelehnt zu haben. Schließlich wäre sie dann damit beschäftigt mich zu versorgen, anstelle mich prüfend abzuchecken. Ich verstehe es nicht? Ist es so ein Mädchen-Ding, dass man jeden Kerl haargenau unter die Lupe nehmen muss?

"Ich wusste nicht, dass Ámbar ein neuen Freund hat", wirft sie plötzlich in den Raum. Ich war so überrascht davon, dass ich es nicht schaffe einen ordentlichen Satz rauszubringen, der das aufklärt bevor sie weiter spricht.
"Aber sie scheint glücklicher mit dir. Ich habe sie lange nicht so strahlend gesehen, wie in dem Moment, als ihr zwei in meiner Tür standet."
Ich möchte schon etwas erwidern, doch schon wieder bin ich zu spät. Ámbar kommt die Treppe herunter.
'Oh Man, das läuft gar nicht gut. Was ist wenn sie das Ámbar erzählt und Ámbar denkt, dass ich Delfí so Hirngespenster eingepflanzt habe? Ich bin tot. Ich bin sowas von tot.'
Nervös lächle ich sie an. Ámbar hält kurz in ihrer Bewegung inne, aber nur so kurz, dass es nur wir beide bemerkten. Sie wirkt etwas verblüfft, lächelt aber zurück. Dann wendet sie sich wieder an ihre Freundin.
"Danke, du hast mir quasi das Leben gerettet. Ehrlich, du hast was gut bei mir." Sie umarmt Delfí und gibt mir einen auffordernden Blick, dass wir wieder aufbrechen.
Doch im nächsten Moment fand ich mich nur noch als Beobachter der Szene. Ich stand hinter einer Wand aus Glas, und konnte nichts machen. Ich konnte nichts dagegen tun, als Ámbar ihr Lächeln aus dem Gesicht fällt und ihre Ausstrahlung in ein mattes Grau fällt.
Ich weiß noch nicht einmal was hier gerade geschieht. Ich weiß nur, dass das Telefon klingelte und Delfí rangegangen war. Doch anhand ihres Gesichtsausdruck erkenne ich sofort, dass die Person am anderen Ende keine Angenehme sein musste. Mit zittriger Hand übergibt sie das Telefon an Ámbar. Dabei hält sie den Sprecher ab und sagt zu Ámbar: "Er hat hier schon zweimal angerufen. Du musst mit ihm sprechen. Das muss endlich aufhören."
Ich sehe Ámbar sofort an, dass ihr unwohl ist, das Telefon an sich zu nehmen. Zögerlich streckt sie ihre Hand danach aus. Delfí nickt zu einem Raum. Ámbar nickt wissentlich zurück und hält sich das Telefon an das Ohr.
"Hey, Liebling.", höre ich von ihr, ehe sie in dem Raum verschwindet. Sie zieht die Tür hinter sich zu, doch nicht ganz, sodass ich sehen kann, wie sie hin und her läuft. Der Rest des Gespräches verstehe ich nicht. Ihr Stimme ist leise, doch ich merke sofort, dass sie heftig am Telefon diskutiert. Kopfschüttelnd sieht Delfí zur Tür.
"Er kann sie aber auch echt nie in Frieden lassen." , mir ist sofort bewusst, dass Delfí über Ámbars Verlobten sprechen muss.
"Du kannst dir echt nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass du jetzt an ihrer Seite bist -"
"Ich und Ámbar sind nicht zusammen", kläre ich endlich, " Wir haben uns erst heute Nacht kennen gelernt. Und ehrlich gesagt, fliege ich auch schon morgen zurück nach Mexiko."
"Oh", sagt Delfí verblüfft, "Das wirkte gar nicht so. Ihr seht so gut zusammen aus und ich weiß nicht, ich habe einfach angenommen, dass ihr zusammen seid. Ich hatte nur so sehr gehofft, dass sie endlich von diesem Benicio-Idioten weg ist, aber da habe ich mich getäuscht. Das tut mir sehr leid." Ich winke es ab unter dem Motto, dass doch alles halb so wild sei, aber in Wirklichkeit beschäftigten mich ihre Worte. 
Sahen wir wirklich gut zusammen aus?

Ich werfe einen besorgten Blick zu Ámbar. Sie steht genau in der Lücke, sodass ich sie perfekt sehen kann. Sie fährt sich aufgebracht durch die Haare, ihre Hand verharrt und sie schließt für einen Moment die Augen.
Ámbar sieht so unglücklich und traurig aus, dass es mir weh tut und ich am liebsten zu ihr stürmen würde, sie feste umarmen würde und ihr sagen, dass alles gut wird. Doch natürlich geht das nicht.
Schließlich läuft Ámbar wieder aus meinem Blickfeld.
Erst jetzt bemerke ich, dass mich Delfí mit verschränkten Arme musterte. 'Hat sie mich schon länger so angestarrt?'Es ist mir peinlich, dass Delfí gemerkt hat, wie ich mich wieder meine Gedanken an Ámbar verloren habe. Delfí sieht von mir weg und sieht auch Gedankenverloren zu der Tür.

Can you keep a secret? #1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt