Demon with Wings

Kapitel 2

Es tut mir leid für die lange Wartezeit :( Aber jetzt, One Direction Playlist aus, Ruelle an und los geht's... Viel Spaß. Feierlich zu Ehren der Premiere von Staffel drei letzte Nacht :)

"Woah Clary!", beschwerte Alec sich, "Das war jetzt schon das dritte Mal, dass du mich fast erwischt hättest! Pass besser auf." Er rieb sich den Arm. Gerade übte er mit Clary den kraftvollen aber sicheren Umgang mit Nunchakus, den asiatischen mit Ketten verbundenen Schlagstöcken und lebte dabei scheinbar gefährlicher als bei sonstigen Trainingseinheiten. Clary stöhnte auf und fasste sich an die Schläfen. "Ich- Alec, es tut mir leid. Ich bin nicht konzentriert genug dafür." Alec, der gut zwei Köpfe größer war als sie, ging auf sie zu und stemmte die Hände in die Hüften. "Doch, ich glaube sehr wohl, dass du konzentriert bist. Nur auf das Falsche. Du hast so viel Wut in dir, dass du gerade am liebsten alles und jeden kurz und klein schlagen möchtest und genau mit dieser Intention greifst du mich an. Vorschlag: wir lassen die Nunchakus erstmal ruhen und versuchen es mit dem Boxsack. Wenn du den schlagen würdest, wäre mir das lieber. Und du baust Kraft auf und Wut ab. Und später nutzen wir den Rest deines Zerstörungswunsches und fokussieren ihn auf die Verbesserung der Technik." Er streckte einen Arm aus und berührte Clary an der Schulter. Wider Erwarten zuckte sie nicht zurück und ließ sich von ihm den Arm herab streichen.

"Guten Morgen!", platzte jemand schwungvoll in den Raum, woraufhin Clary nach wie vor wütend in Richtung Boxsack trampelte und Alecs Arm leer in der Luft hängen ließ. "Morgen, Magnus.", stöhnte er und blickte Clary hinterher. "Alexander.", besorgt sah Magnus ihn an, während er mit einer ausladenden und schwungvollen Bewegung auf Alec zuschritt und den leeren Platz in dessen Arm füllte. Sein Blick glitt zu Clary, die mittlerweile erbarmungslos auf den Boxsack einschlug und trat. "So viel Wut in einer so kleinen Person.", bemerkte Magnus. Alec zuckte die Schultern. "Ihre Technik ist gut." "Alexander!", mahnte Magnus vorwurfsvoll. "Was denn?" Stöhnend verdrehte Magnus die Augen. "Und du willst Kinder?", stellte er in Frage. Dieses mal verdrehte Alec die Augen. "Was soll das denn heißen? Geh du doch und rede mit ihr. Ich habs die ganzen letzten Tage versucht. Izzy und Jace auch, aber sie lässt keinen an sich ran."

"Sieh zu und lerne vom Meister.", spielte Magnus sich auf und wollte gerade auf Clary zugehen, als diese sich im Kreis drehte und zwei schnelle Tritte abfeuerte. Er hielt mitten in der Bewegung inne und drehte sich wieder zu Alec um. "Vielleicht später." Alec schüttelte den Kopf und grinste in sich hinein. Dann blickte er über Magnus' Kopf hinweg, als sich die Tür zur Trainingshalle erneut öffnete. Vorsichtig schob Tessa ihren Kopf durch die Tür. Auch Magnus drehte sich nun um. "Tessa?", rief er überrascht, "Ich dachte, du bist wieder in London?" Er ging auf sie zu und umarmte sie fest. Tessa war eine langjährige Freundin von Magnus, die er viel zu lange nicht gesehen hatte, nachdem sie nach dem Tod ihres Ehemanns und ihrer Kinder ins Spirallabyrinth gegangen war. Seit Bruder Zacharia nicht mehr Bruder Zacharia, sondern wieder James Carstairs war, lebte sie mit ihm im Londoner Institut. "Wir leben jetzt außerhalb von London. Erstmal haben wir genug von Schattenjägern. Ich bin eine Hexe und fühle mich schon lange nicht mehr als Schattenjägerin und Jem ist jetzt kein Nephilim mehr." Langsam betrat sie die Halle und sah zu Clary. "Sie ist noch immer sauer.", erklärte Magnus, obwohl das eigentlich sehr deutlich zu erkennen war. "Und redet mit niemandem darüber.", ergänzte Alec. "Habt ihr etwas dagegen, wenn ich es versuche? Immerhin war ich ja Teil der Mission, die Jonathan hier abgeholt hat." Alec schüttelte den Kopf. "Aber er nennt sich jetzt Sebastian." 

"Nach Sebastian Verlac, ich weiß. Nur weigere ich mich, ihn so zu nennen. Er wurde geboren als Jonathan Christopher Morgenstern, als dämonenblütiger Sohn von Valentin Morgenstern, der so viel Unheil über die Herondales, meine Familie, meine Nachfahren gebracht hat. Doch Jonathan hat all dies noch übertroffen. Das himmlische Feuer mag alles Böse aus ihm herausgebrannt haben, so wie auch das Yin Fen aus Zacharia, was ihn mir zurück gab, und er mag nun gut sein. Dennoch hat er den Namen Sebastian nicht verdient, da er ihn als Maskerade benutzt hat. Und ich weiß nicht, ob ich nach allem, was passiert ist je in der Lage sein werde, ihn anders zu sehen als zuvor. Da bin ich nunmal sehr nachtragend.", erklärte Tessa und lächelte müde. 
Alec nickte verständnisvoll. Tessa war eine kleine, zierliche junge Frau, die dennoch eine solch kräftige und mütterliche Ausstrahlung hatte, dass ihm ihr wirkliches Alter, das über einhundert Jahre betragen musste, oft noch zu wenig schien, um so weise zu sein. Doch es stimmte, Tessa hatte so viel erlebt und so viel gelitten, wie kaum ein anderes unsterbliches Wesen. Da sie halb Schattenjägerin war, hatte sie nicht nur einfach eine Reihe an geliebten Menschen sterben sehen, so wie Magnus zum Beispiel. Sie hatte ihre eigene Familie, ihre Kinder, Enkelkinder und deren Kinder und noch viele mehr sterben sehen.  Und das musste sie jedes mal sehr verändert haben. 

"Okay, versuchs. Vielleicht redet sie mit dir. Komm Magnus." Alec legte einen Arm um Magnus und schob ihn aus dem Raum. "Oh Alec?", stoppte Tessa ihn noch einmal. "Ja?" "Kann ich mir deine Stele leihen?" "Sicher. Aber funktioniert das denn bei dir?" Als Antwort grinste sie nur breit, als er ihr seine Stele aus seinem Waffengürtel zog und sie ihr überreichte. "Danke."
Dann drehte er sich um und folgte Magnus, der schon aus dem Raum gegangen war. Als Tessa sich ebenfalls umdrehte und Clary ansah, zerbrach ihr Herz. Sie hatte von dem Boxsack abgelassen und war auf dem Boden in sich zusammen gesackt. Sie schluchzte leise und blickte auf ihre blutigen Hände hinab. "Oh Clary!", rief Tessa aus und lief auf sie zu. Sie wusste, dass Clary nicht wegen ihren schmerzenden Händen weinte. Sie blickte auf und sah Tessa traurig an. Langsam ließ diese sich auch auf den Boden sinken und griff nach Clarys Händen. Sie war erleichtert, als sie sie nicht wegzog, sondern Tessa gewähren ließ. Behutsam setzte Tessa Alecs Stele an der Innenseite von Clarys linkem Handgelenk an und begann zu zeichnen. "Du kannst Runen zeichnen?", fragte sie erstaunt. Tessa lächelte. "Ich habe lange als Schattenjägerin gelebt und eine tolle Ausbildung bekommen. Aber da ich auch halb Hexe bin und daher Dämonenblut habe, sind meine Runen nicht so stark wie die von Vollblutnephilim. Auch wenn ich welche aufgetragen bekomme, halten sie nicht so lange. Hier, fertig." Die beiden blickten auf die fertige Rune und beobachteten, wie sich die Wunden an Clarys Händen langsam schlossen. "Diese Rune hat sich anders angefühlt.", stellte Clary fest. "Ich zeichne sie mit ein wenig Magie und versuche, sie dadurch stärker zu machen.", erklärte Tessa.

"Denkst du, du könntest mir auf diese Weise eine Kraftrune auftragen? Ich hätte eigentlich mit Nunchakus trainieren sollen und wie du siehst, habe ich das nicht wirklich." Sie streckte ihren Arm erneut aus und Tessa zeichnete. "Okay.", Clary stand auf, "Und jetzt du." "Ich? Oh Clary, so gut bin ich nicht. Ich habe das lange nicht mehr gemacht.", protestierte Tessa lachend und stand ebenfalls auf. "Dann bekommst du eben mehr Runen, dann ist es wieder ausgeglichen." "So gerne ich auch eine Rune von der zauberhaften und 'neue Runen erschaffenden Clary Fairchild' bekommen würde, bleiben wir doch lieber gleich auf.", sagte Tessa und ließ Funken aus ihren Fingern sprühen, "Oder ich benutze ein wenig Magie." "Okay.", sagte Clary und reichte Tessa ein Nunchaku.
"Was war früher deine Waffe?" "Oh, ich hatte keine. Ich habe zwar den Umgang mit allen gelernt, meinem Mann zu Liebe. Aber am Ende war ich froh, wenn ich mich nicht mit der Seraphklinge selbst aufgespießt habe, um ehrlich zu sein. Ich war schon sehr erstaunt über mich selbst. Das schlimmste damals war allerdings, dass ich als Frau Hosen tragen musste. Sowas war damals undenkbar in der Gesellschaft.", antwortete Tessa ehrlich.
"Naja, allzu gut bin ich mit diesen Dingern auch nicht.", gestand Clary und hielt ihr Nunchaku hoch, "Na dann lass uns anfangen." "Eigentlich bin ich ja hergekommen, um mit dir zu reden.", wandte Tessa ein. Clary überlegte kurz. "In Ordnung. Nach dem Training, ja?" Tessa nickte und griff an.