⛧⛧⛧⛧⛧⛧ Kapitel 6 ⛧⛧⛧⛧⛧⛧
Als ich über den Highway fahre und der Wind durch das offene Fenster hereinweht und meine Haare durcheinanderbringt, atme ich das erste Mal, seit das passiert ist, richtig durch. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie angespannt ich die ganze Zeit über war, obwohl es mehr als nur logisch ist. So ganz sickert immer noch nicht durch, was wirklich passiert ist, doch ich weiß, dass das nicht mehr lange brauchen wird. Ich war schon immer gut darin, schlechte Erlebnisse in meinem Leben zu verdrängen und damit schnell abzuschließen.
Die Musik, die aus dem Radio dröhnt, beruhigt mich gerade auch nicht wirklich, aber macht die Fahrt definitiv etwas erträglicher. Ich bin ziemlich froh, dass der Highway um diese Uhrzeit ziemlich leer ist, denn wenn er das nicht wäre, dann wäre es wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit, bis ich mit einem anderen Auto zusammenstoße, weil ich mich nicht richtig auf die Straße konzentrieren kann. Wieso hatte ich es für eine gute Idee gehalten, dass ich noch fahren kann? Ich bin mir sicher, dass ich gerade nicht in einem Zustand bin, in dem es schlau ist, mit einem Auto durch die Gegend zu fahren.
Ich seufze, dann setze ich den Blinker, obwohl sowieso niemand auf der Straße ist und fahre rechts ran. Dort stelle ich den Motor aus und schnappe mir mein Handy aus der Freisprechanlage. Mit diesem steige ich aus und nehme zur Sicherheit den Schlüssel mit. Mitten auf dem Highway zu stoppen birgt genug Gefahren, da brauche ich nicht noch einen Autodieb, der mir mein heiliges Baby klaut. Mir gehen hunderte von Gedanken durch den Kopf, aber was mir gerade am meisten im Kopf herum spukt, ist dieser verdammte Erzengel. Irgendwas in mir drinnen sagt mir, dass ich ihm trauen kann, aber die Vergangenheit hatte mir gezeigt, dass ich niemanden trauen sollte, den ich erst seit ein paar Minuten kenne. Dieses seltsame Gefühl des Vertrauens ergibt überhaupt keinen Sinn und das ist es, was mir am meisten Angst macht.
Mit einer Hand öffne ich den Kofferraum, während ich mein Handy entsperre und meine Kontakte durchgehe. Ich wundere mich tatsächlich, warum ich Bobby mittlerweile nicht endlich mal als Schnellwahlkontakt eingespeichert habe. Immerhin habe ich ihn schon oft in Momenten angerufen, in denen ich nicht sonderlich viel Zeit hatte, um seine Nummer zu wählen, wenn ich schnell Hilfe brauchte. Da wäre es eigentlich nur logisch, dass ich ihn als Schnellwahlkontakt einspeichere, aber jedes Mal, wenn ich mir das vornehme, mache ich es dann doch nicht.
„Hey Kleine, was gibts?", meldet er sich schon nach dem zweiten Klingeln und ich sehe mich ein letztes Mal um, bevor ich mich komplett zu meinem Notizbuch in meinem Kofferraum drehe und meine Aufmerksamkeit auf Bobby richte.
„Ich habe wahrscheinlich nicht so viel Zeit. Hast du deinen Laptop parat?" Ich weiß, dass Bobby jetzt wahrscheinlich mit den Augen rollt, als ich auf jegliche Begrüßungen und Höflichkeiten verzichte. Doch das scheint er auch als ein Zeichen zu sehen, dass ich gerade keine Zeit habe und in einer ernsten Situation bin. Denn sobald ich meine Frage ohne Begrüßung gestellt habe, verändert sich seine Stimme und er ist konzentrierter, als eben noch.
„Na klar. Was brauchst du?", fragt er mich.
„Woran erkenne ich einen Engel?" Ohne lange Herumzureden komme ich zum Punkt, denn ich würde diese Unterhaltung gerne beenden, bevor Gabriel wieder kommt. Und ich gehe davon aus, dass er das tun wird. Zumindest klang es eben, als er verschwunden ist, ja so, als würde er dort hinkommen, wo ich mich zu dem Zeitpunkt befinden werde, zu dem er fertig ist.
„Engel?" Ich höre den ungläubigen Unterton in Bobbys Stimme. Kein Wunder, wo ich doch weiß, dass die Existenz von Engeln relativ unbekannt ist. Ich frage mich bloß weshalb.
„Ja. Ich hab hier nen Typen, der behauptet ein Engel zu sein. Ich will wissen, ob seine Story stimmt." Bobby grummelt etwas undeutliches vor sich hin, dann höre ich ihn tippen. Ich bete innerlich, dass sein Computer ihn heute nicht im Stich lässt – nicht so, wie das letzte Mal, als ich schnell wichtige Informationen gebraucht habe. Das war für uns beide blöd. Für mich, weil ich beinahe draufgegangen wäre und für Bobby, weil er sich schuldig gefühlt hatte.
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Demons || Gabriel SPN
Fanfiction„Als Vater uns Erzengel schuf, da wusste er wahrscheinlich schon, dass sich nicht alle seine Kinder verstehen können und werden. Du musst wissen, dass wir Erzengel die mächtigsten Waffen des Himmels sind, nicht auszumalen, was passieren würde, wenn...