Kapitel 5 - Im Delirium

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Ich wachte auf und für einen schönen kurzen Moment konnte ich mich nicht an die Geschehnisse erinnern, die in den letzten Stunden stattgefunden hatten. Für einen Moment war alles gut und ich lag wieder in meinem Van auf dem etwas zu harten Boden. Auf mich wartete ein Tag voller Arbeit. Ich arbeitete besonders viel, damit ich mir nächstes Jahr das College finanzieren konnte.

Doch als ich die Augen aufschlug, wurde ich in die grausame Realität zurück befördert. Mein Handgelenk schmerzte schrecklich, das Metall der Handschelle hatte sich tief in die Haut hinein gegraben. Und neben mir lag mein Entführer, der immer noch tief und fest schlief.

Ich zitterte und rückte automatisch so weit wie möglich an den Rand des Bettes. Noch schlief er und konnte mir nichts tun, aber das konnte sich ganz schnell ändern. Gestern hatte ich es nicht geschafft zu fliehen und heute würde ich wahrscheinlich keinen Versuch mehr bekommen. Das mein eigenes Gewissen, meine Schwäche, mir im Weg gestanden hatte, das machte mich unendlich wütend. Am liebsten hätte ich die Zeit zurück gedreht und dieses Mal hätte ich ihn wenn nötig wirklich umgebracht.

Neben mir regte er sich und ich schloss schnell die Augen, damit er nicht bemerkte, dass ich wach war. Am liebsten hätte ich ihn überhaupt nicht mehr angesehen, denn ich ertrug seinen Anblick nicht.

Ich hörte, wie er aufstand und das Zimmer verließ. Tatsächlich versuchte ich wieder einzuschlafen, leider funktionierte es aber nicht und so bemerkte ich auch, wie er das Zimmer wieder betrat und dann die Tür zum Balkon öffnete, auf den er sich offensichtlich setzte. Früher oder später musste ich ihm sowieso zeigen, dass ich wach war. 

Als er das nächste Mal vom Balkon ins Zimmer kam, hatte ich die Augen geöffnet und mich aufgesetzt. Alex sah mich kurz an, holte dann den Schlüssel für die Handschellen aus seiner Tasche und machte mich los.

"Musst du mal auf die Toilette?", fragte er mich und ich nickte. Ich rutschte vom Bett runter und folgte Alex aus dem Zimmer raus. Wir liefen den Flur entlang bis zu einer Tür, die er für mich öffnete. Dahinter offenbarte sich mir der Anblick eines kleinen Badezimmers, das aus einer Toilette, einer Dusche, die gleichzeitig auch als Badewanne funktionierte und einem Waschbecken bestand.

"Ich warte draußen", meinte er und ich betrat das Zimmer und zog die Tür hinter mir zu. Ich ging schnell aufs Klo, dann wusch ich mir die Hände. An meinem rechten Handgelenk zeichnete sich bereits ein roter Abdruck von der Handschelle ab, mein Hinterkopf pochte weiterhin dumpf und erinnerte mich an den schmerzhaften Schlag, den Alex mir verpasst hatte. Suchend schaute ich mich in dem Zimmer um in der Hoffnung vielleicht doch noch etwas Hilfreiches zu entdecken. Doch in dem Badezimmer gab es nichts außer Duschgel und Seife, jedenfalls konnte ich nichts finden, denn kurz darauf klopfte Alex energisch gegen die Tür.

"Ich komm jetzt rein."

Ich zuckte zusammen, erwiderte aber nichts und so öffnete Alex ungehindert die Tür.

"Ich hab dir mal ein paar frische Klamotten mitgebracht", verkündete er und legte mir einen dunkelblauen Dartmouth Pulli, eine schwarze Leggings, ein Paar Socken und Unterwäsche hin. Woher er die Frauenunterwäsche hatte, konnte ich mir nicht erklären, ich traute mich aber auch nicht zu fragen. 

"Willst du vielleicht duschen?", fragte er mich dann und ich nickte vorsichtig.

"Gut, ich hol dir noch ein Handtuch." Er verschwand, kam aber nach weniger als einer Minute wieder und reichte mir ein weißes Handtuch und eine Bürste. 

"Mach schnell", sagte er noch, bevor er das Zimmer wieder verließ.

Es war eine Wohltat meine dreckigen, verschwitzten Klamotten auszuziehen. Ich kletterte in die Badewanne und stellte die Dusche an. Das Wasser hatte eine unglaubliche erfrischende Wirkung. Für zwei Minuten ließ ich einfach nur das Wasser über meinen Körper laufen und ignorierte, dass es sich teilweise etwas rot färbte. Es war, als würde ich mir den Schrecken der letzten Tage ein wenig mit abwaschen. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 25, 2018 ⏰

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