IV

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"Da bin ich mal gespannt...", sagte ich und war mittlerweile wieder ein bisschen interessiert daran mich über ihre armseligen Ausreden lustig zu machen.

"Er ist v- von der Ar- Arbeit, wir musste ges- gestern noch ar- arbeiten.", stotterte sie und mittlerweile war ich nicht mehr sauer sondern nur noch total amüsiert. Das war mit Abstand der grösste Müll, den sie hätte hervorbringen können. 

"Aha", meinte ich und wollte damit mein Desinteresse ausdrücken, aber ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ich hatte keine Lust mehr weiter mit ihr zu diskutieren, obwohl man eine Auseinandersetzung mit ihr nicht als Diskussion bezeichnen konnte, sie war nicht einmal kompetent genug sich den Namen ihrer Ex-Schwiegereltern zu merken, auch wenn sie die jeden Monat zum Kaffee besucht. 

Wie hatte sich Papa jemals so eine aussuchen können? So jemanden wie ihn hatte sie nie verdient gehabt.

Anstatt auf eine Antwort zu warten, fuhr ich zur Schule. Dort angekommen stellte ich mein Fahrrad in einen dafür vorgesehenen Ständer und betrat das Gebäude meinen Rucksack nur mit einer Schulter tragend. Ich lief durch den Altbau und beobachtete die gelbe Raufasertapete an der Wand des ewiglangen Flures. Die Farbe war ganz und gar nicht appetitlich, aber der, also der Appetit, war mir ja eh schon vergangen nach dem Szenario heute morgen. Als ich endlich meinen Klassenraum erreichte, hatte ich die Tapeten schon wieder vergessen und stattdessen stürmte mir gleich Ruby entgegen. Mit ihren roten lockigen Haare und den vielen Sommersprossen, sah sie aus wie ich mir eine Ruby vorstellen würde. Naja, im Nachhinein kann man das nur schwer sagen, denn die Vorstellung hatte sich schon lange in mein Gedächtnis eingebrannt, sie war immerhin schon etwas länger meine beste Freundin.

"Oh mein Gott, B!", schrie sie mir entgegen und meine ernste Miene verwandelte sich in ein Lächeln. Wenn ich sie strahlen sah, wurde mir immer irgendwie warm ums Herz. Okay, das klingt jetzt, als wäre bei mir alles wieder gut, aber das ist immer nur im ersten Moment so. Ich erwischte mich, wie ich den ganzen weiteren Morgen gute Laune gehabt hatte, beziehungsweise jedenfalls nicht an das eine gedacht hatte.

"Auch wenn ich deine Euphorie verstehen kann, könntest du bitte nicht so schreien?", fragte ich sie und wurde demonstrativ bei jedem Wort ein bisschen leiser.

"Jaja...", sagte sie und grinste frech. So kannte ich sie. 

"Fynn hat nh Freundin!", fügte sie mit enormer Spannung in ihrer Stimme hinzu. Fynn war unser bester Freund und ich gönnte ihm das wirklich von Herzen, aber was Beziehungen anging war ich momentan nicht gut zu sprechen.

Nur weil du sitzen gelassen wurdest!

Ja okay, das auch, aber meine Mutter ging mir so tierisch auf den Senkel mit ihren One-Night-Stands, dass ich irgendwie total die Schnauze voll hatte. Und obwohl das auf keinen Fall so klingen sollte, waren meine Worte mit einem negativen Klang fast schon mit Eifersucht besetzt:

"Das freut mich aber sehr... doch doch. Tatsächlich."

"Alles gut bei dir?", fragte sie fast schon besorgt.

NEIN MAN, WIESO SIEHT DAS DENN NIEMAND!

Eigentlich hatte sie es ja schon bemerkt, aber sie hatte es nicht deutlich genug ausgedrückt und da rastete ich innerlich gerne mal aus.

"Ja, alles in Ordnung.", ich wollte nicht von meinem Morgen erzählen, dafür war die Stimmung noch zu gut.

"Sicher?", hörte ich sie sagen.

"Kannst du mich bitte mal in Ruhe lassen?", entgegnete ich zickig und ging an ihr vorbei in den Klassenraum und setzte mich auf meinen Platz bewusst nicht auf diese Frage antwortend, ich wollte sie einfach nicht weiter anlügen. Ruby lief mir verwirrt hinterher und setzte sich auf meinen Tisch. 

"Wollen wir darüber reden, Süsse?", hakte sie erneut nach.

"Später vielleicht." Meine Stimme hatte sich beruhigt und ich verfiel förmlich in eine Starre. 

Einfach abwarten, bis sie es vergisst.

Das war jedenfalls der Plan.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 31, 2018 ⏰

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