Für einen Hut war Gapes Heißluftballon ziemlich schnell. In weniger als einer halben Stunde überquerte er das Meer und steuerte auf einen schmalen Küstenstreifen zu, an dem wieder Land begann.
Das Meer schimmerte in hoffnungslosen Grautönen, die Sonne war hinter einem bewölkten Himmel verschwunden und ein eisiger Wind trieb uns voran.
Die ganze Zeit über kniete ich bei Amy und versuchte, ihre Wunde zu heilen. Ich wusste nicht woran es lag - der Hoffnungslosigkeit, der Wut oder ein Ergebnis aller gemischter Gefühle - aber ich konnte Amys Wunde nicht heilen, nur den Schmerz etwas lindern und eine Entzündung vermeiden.
Auf dem Weg hatte Gape und erklärt, dass Camey und Ayk gemeinsam mit Mason und den anderen überlebenden Rebellen aufgebrochen waren, das nächste naheliegende Rebellenversteck zu warnen und von mir und Amy zu berichten.
Sobald Gape den schweren Heißluftballon auf der Küste niederließ, legten wir Amy vorsichtig in den nassen Sand.
"Lasst mal sehen ... ", Tyson kniete sich zu ihr. "Das wird gleich,", versprach er mit sanfter Stimme und begann, sie zu heilen. Er schien dabei mehr als das dreifache meiner Kraft zu benutzen.
"Du bist wahnsinnig Stark.", schloss ich, und klang dabei etwas misstauischer als ich wollte. Als er darauf nichts erwiderte fuhr ich fort. "Ich habe noch nie davon gehört, dass ein Engel solch eine Stärke besitzt. Dass er Stark genug ist, es sogar mit einem Monster wie Alec aufzunehmen!"
Jetzt sah er mich streng an. "Rede nicht so über Alec."
Mit der Reaktion hatte ich micht gerechnet.
Dann nahm er die Hand von Amys Schulter. Kein Zeichen mehr einer Verletzung! Selbst wenn ich die Stärke aufbrachte, andere zu heilen, blieb noch eine kleine Narbe - oder wenigstens eine gerötete Stelle zurück.
"Warum? Er hat sich selbst zerstört, zerstört diese Welt - und er will mich und Amy umbringen! Er macht die Menschen zu grausamen Schatten, die er dann nutzt um weitere Menschen und Wesen umzubringen! Er ist ein Monster. Er ist ein Schattenauge."
Meine Worte schienen ihn rasend zu machen. Seine Augen waren ein einziger Ausdruck der Wut, als Gape sich schnell entschloss einzugreifen: "Juna.", sagte er im ruhigen Ton, "Das ist Tyson. Er ist einer der ersten und ältesten Engel."
Mir verschlug es fast die Sprache. Der ersten und ältesten Engel!?
"Aber ... er ist noch so jung?", brachte ich stotternd hervor. Ich wollte mich ganz bestimmt ncht mit so einem hohen Wesen anlegen.
"Das ist bei ihnen so. Sie sollen für die Welt beständig bleiben und sind so mit dem ewigen Leben beschenkt worden." , erklärte Gape.
"Du hast keine Ahnung, wer Alec ist. Oder wer er vorher war!", sagte Tyson streng und ein Schatten regte sich in seinen grünen Augen. "Er war vorher jemand anderes?", fragte ich.
Ein Mensch? Endete so ein Mensch, wenn man es nicht schaffte ihn von seinem Dämon zu befreien!?
Unauffällig lugte ich zu Amy rüber. Sie wirkte unendlich niedergeschlagen. Konnte aus ihr so etwas wie Alec werden? Ich schluckte. Bitte nicht.
"War er ein Mensch?", wollte ich wissen. Tyson schüttelte den Kopf. "Er war ein Engel. "
Meine Augen weiteten sich. "Er war ein ... !" , keuchte ich und schüttelte heftig den Kopf. "Das kann nicht sein! Wie konnte er dann so enden!?" Tyson lächelte traurig. "Er war genauso ein Engel wie ich ... geschaffen um diese Welt zu beschützen, gesegnet mit der Unsterblichkeit. Er ist mein Bruder."
Ein Gefühl der Übelkeit breitete sich in mir aus. Bitte lass das nicht wahr sein! Ich spürte, wie Gape mir auf die Schulter klopfte. "Ich weiß, du hast dir das nicht ausgesucht ... aber es ist, wie es ist. Und so musst du es auch hinnehmen."
Das half jetzt überhaupt nicht weiter! Wenn Alec nicht nur der mächtigste Magier von allen, sondern auch noch unsterblich war, wie sollte man ihn dann besiegen!?
"Was ist mit ihm passiert??", fragte ich dann.
"Zeth. Um an die Macht zu kommen, wollte er einen der mächtigsten Wesen ganz Airsea an seiner Seite haben: Einen der hohen Wächterengel. Aber ihm war klar, dass wir ihn sofort vernichten würden, hätten wir seinen Plan nur angehört. Also holte er sich eines der drei Schattenaugen. Sie sind wahnsinnig schwer zu beschaffen - dafür musste er wahrscheinlich seine Seele verkaufen. Die Schattenaugen sind eingesperrt in einer Münze. Um ihn frei zulassen, zerbricht man sie. Setzt man sie wieder zusammen, wird auch das Schattenauge wieder hineingesperrt. Zeth hat eines freigelassen - in Alec. Und dafür wird er bezahlen!!"
Ich sah ihn an. "Also ist Alec noch zu retten?? Man findet beide Teile dieser Münze und er wird von dem Schattenauge befreit und ist wieder ganz er selbst??"
Tyson schüttelte den Kopf, Tränen glänzten in seinen Augen. "Alec ist nicht mehr zu retten. Ohne das Schattenauge wird er sterben, weil dann nichts mehr von ihm übrig ist. Mein kleiner Bruder existiert schon lange nicht mehr." , er wandte den Kopf ab.
Ich konnte einfach nicht die Worte dafür finden, wie Leid es mir tat.
"Die Münze ... Gape, dein Ring ... ", stattdessen drehte ich mich zu ihm um. Er sah mich irritiert an.
"Das ist er! Das ist ein Teil der Münze!", Tysons Augen weiteten sich.
"Das .... klasse.", Gape rieb sich den Hinterkopf. "Und Zeth besitzt den zweiten?"
"Nein. Er hat das zweite Teil gut versteckt. Niemand sollte in der Lage sein, sie zu vervollständigen."
"Wenn wir es finden ...", setzte ich an, " ... wir könnten Alec damit besiegen!"
Tyson nickte vorsichtig. "Und Zeth."
Erleichtert atmete ich auf. Es gab also Hoffnung.
"Ich denke, ich werde mich dann hinlegen - und ihr solltet das auch!", gähnte Gape.
Amy war fest auf Scenics Brust eingeschlafen. Der Anblick sorgte für ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen, als ich mich dann neben Sukey in den kalten Sand setzte. Er starrte besorgt in das weite, graue Meer. Hinter uns raschelte pfeifend der Wind durch die Bäume und wehte mir nervige Haarsträhnen ins Gesicht. "Was hast du?", fragte ich ihn. Ohne mich anzusehen, antwortete er: "Irgendetwas stimmt nicht. In der Luft liegt eine Spannung, als würde die ganze Welt den Atem anhalten und auf eine hereinbrechende Katastrophe warten."
Nachdenklich legte mich hin, und schlief kurz darauf ein, ohne etwas ruhiges zu träumen.
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Hunters of Hell - Jäger der Schatten
FantasíaEs wird Zeit, die düstere Seite von San Francisco kennenzulernen: Die Straßen gehören den sogenannten Skills, die Wälder den Archern und die Skyler sind das Auge der Stadt. Dort beginnt er, der Kampf zwischen Engeln und Dämonen, 2 Welten treffen au...