Kapitel 3

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"Alles klar, Juna ... du siehst gut aus!" , murmelte ich und versuchte meinem Spiegelbild Mut zu machen.

Meine langen, blonden Locken fielen über das schwarze Top, für das ich mich heute mal entschieden hatte. Dazu trug ich eine dunkle Jeans und schwarze Stiefel. Der Eindruck, den ich bei Amy hinterlassen wollte, war mir einfach viel wichtiger als das Bild, das Nico von mir haben könnte.

Kurz kontrollierte ich mein Aussehen von hinten und warf dann einen Blick auf die Uhr - Viertel vor zehn.

Meine Tante hatte natürlich keinen blassen Schimmer von meiner Verabredung, aus dem einfachen Grund, dass sie mich sonst eingeschlossen hätte, um mich davon abzuhalten.

Leise schlich ich die Treppen hinunter zur Haustür.

Auf halbem Weg, noch am Treppenabsatz, hatte ich mir die Stiefel ausgezogen, da die kleinen Absätze einfach wahnsinnig laut klapperten.

Unten angekommen zog ich sie auf umständliche Weise wieder an, wobei ich fast Sarahs goldenes Schmuckkästchen von der Kommode neben mir stieß. Was auch immer sie darin aufbewahrte, sie hing sehr daran. Als kleines Kind hatte ich mal einen neugierigen Blick reingeworfen, aber nix als gewöhnlichen Schmuck gefunden, der wohl einfach ziemlich kostbar sein musste. Seit dem hegte ich kein großes Interesse mehr dafür.

Bei meinem nächsten Schritt aber stieß ich mit der Hüfte dagegen und es fiel doch runter.

Ich fuhr herum und streckte meine Hand danach aus. Anstatt es aufzufangen, leuchtete meine Handfläche auf und es erstarrte mitten in der Luft.

Scharf stieß ich die vor Schreck angehaltene Luft wieder aus und stellte das Schmuckkästchen zurück.

Missmutig betrachtete ich das Zeichen auf meiner Hand, das nun wieder langsam verblasste.

Sobald es verschwunden war, hatte ich keine Erinnerung mehr daran, wie genau es nochmal ausgesehn hatte.

In solchen Momenten machte ich mir einfach selbst Angst, und ich wollte von den ganzen anderen unentdeckten Fähigkeiten gar nichts wissen.

Leise knackte das Türschloss unter meiner Hand und lautlos schob sich die Haustür darunter auf.

Als mein Fuß den ersten Schritt nach draußen wagte, wusste ich genau, dass es nun kein Zurück mehr gab.

Doch irgendwie verspürte ich keine Angst, sondern eine dunkle Vorfreude.

***************

Jetzt sollte es micht mehr weit sein - Ich musste im Prinzip nur geradeaus gehen, anstatt bei der ersten Ecke einzubiegen, wie ich es jeden Tag machte um zur Schule zu kommen.

San Francisco war bei Nacht nicht gerade sehr belebt in diesem Stadtviertel, obwohl es sich sehr nahe an der Innenstadt befand.

Es lag eine seltsam drückende Stille in der Luft, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Ein ungutes Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus und versuchte meinem Verstand einzureden, umzudrehen.

An den Straßenseiten standen keine normalen, bewohnten Häuser, nur leere, zum Verkauf gestellte Läden oder lahmgelegte Firmen.

Trotzdem hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden, und zog den Mantel enger um meine Schultern.

Ich sah instinktiv nach oben, als im selben Moment die Laterne über mir explodierte. Ein hohes klirren, nach dem Glassplitter und Funken auf mich hinabregneten - und ich begann zu rennen.

Wurde ich jetzt verfolgt? Aber von wem oder was denn?

Die Augen zusammengekniffen rannte ich einfach weiter, bis ich gegen jemanden prallte.

Hunters of Hell - Jäger der SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt