Kapitel 1

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"Ich vermisse dich so Ben. Warum musste man mir ausgerechnet dich weg nehmen? Seitdem du Tod bist versuche ich so zu tun, als wäre alles ok, als würde das Leben einfach weiter gehen. Und das auch ohne dich. Der Tod gehört nun mal zum Leben dazu und immer wenn ich an dich denke, Tag und Nacht, dann sollte ich für die Zeit die wir gemeinsam hatten dankbar sein. Aber.."
Ich starrte auf sein Grab, mein Blick auf den Schriftzug seines Grabsteins gerichtet. Ben Donovan. 16.12.1998 bis 15.03.2018. Ruhe in Frieden.
Ich war Zu schwach für jegliche Hoffnungen, welche er mir immer so vertraut zu flüsterte, sodass ich ohne mir weiter Sorgen machen zu müssen einschlafen konnte und er saß da, hielt meine Hand, bis sich meine Augen schlossen, so wie ich es an jenem Tag tat,als er sterbenskrank in seinem Bett lag und das letzte mal das Sonnenlicht erblickte. Ich sah ein letztes mal in deine klar schimmernden blauen Augen, die mir immer ein warmes Gefühl in meinen Bauch versetzten.

Rasch zog ich meine Jacke aus,lies mich auf den feuchten Rasen sinken und stützte mein Gesicht, welches von unendlich vielen Tränen überzogen war auf meine Hände und schloss dabei die Augen. Der kalte Wind zog an mir vorbei, streichelte meine Haut, sodass meine Armhäärchen aufstiegen und drang durch meinen nicht ganz so undichten Pullover.
Ich hasste die Wärme. Die Wärme die mir keiner so geben konnte, wie mein Bruder es tat. Die Art mit welcher sanftheit seine Stimme gegeben war wenn er mit mir redete und wie er mich mit Liebe überhäufte, so wie ich es mir immer von dem Rest meiner Familie gewünscht hatte.
Ich zog meine Beine an mich ran. Ich wollte ihn jetzt umarmen und noch einmal diese Wärme und diese Liebe spüren, die mir Hoffnung schenkte und etwas in mir frei setzte, sodass ich mich geborgen fühlte. Diese Liebe, die Hoffnungen und meine Gefühle wurden mir wie ein Schlag ins Gesicht entrissen.

Ich wischte mir mit meinem Ärmel über's ganze Gesicht die Tränen weg und sah in den Himmel. Meine Augen begannen zu Schmerzen von dem grellen Licht und ich blinzelte heftig. Die Sonne schien zwar nicht und der Himmel war von dicken Wolken bedeckt, aber dennoch war es sehr hell für mekne schwachen Augen. Leise flüsterte ich weiter:" ..Warum musstest du gehen und mich in diesem Leben allein zurück lassen, in dem Leben, wo ich nichts alleine auf die Reihe bekomme. Nicht ohne dich. Was wollte mir das Schicksal damit lehren? Ich habe doch keine Ahnung was ich tun Soll, ich würde es sich niemals hinbekommen. Ich habe dir immer zugehört, dich immer um Rat gebeten. Du warst mein Vorbild und hast mir den Weg gewiesen. Ich-ich.."
Ich machte eine kurze Pause, weil eine heiße Träne über meine Hand kullerte, auf der mein Blick lag. Irgendwie beruhigte es mich sie anzustarren und nicht nachzudenken oder zu reden. Ich saß wohl noch eine Weile einfach nur so da, denn langsam wurde es draußen dunkler.

Mit ungewohnt gebrochener Stimme verabschiedete ich mich, nachdem ich ein paar Blumen in sein Grab pflanzte und machte mich auf den Weg nach Hause. Ich drehte mich ein letztes mal zu seinem Grab und hebte meine Hand zu einem Winken an, lies es dann aber sein, als ich bemerkte, wie mich eine alte Frau bemitleidenswert anstarrte.

"Ben?Ben!Komm zurück! Das ist unfair, du kannst doch viel schneller rennen als ich!" Ich rannte ihm himterher, so schnell wie mich meine kurzen Beine tragen konnten. Ich hörte ihn nur wenige Meter von mir entfernt lauthals loslachen, bis er schließlich hinfiel, immer noch den Brief zwischen den Fingern haltend. Ich nutzte die Gelegenheit und griff nach dem Brief, der mir gewidmet war und setzte mich damit auf die freie Schaukel. Plötzlich befand sich auch schon mein genau so neugieriger Bruder wie ich es war neben mir und sprang immer wieder auf und ab.
"Jetzt mach ihn doch endlich auf! Ich kann's kaum erwarten wer meiner süßen kleinen Hailey geschrieben haben könnte." Dabei kniff er mir in meine erröteten Wangen und streifte sich dann über sein Shirt, welches etwas Dreck von seinem Sturz abbekommen hatte.
Ich zog den Brief aus dem Umschlag und las hastig alles durch. Ich stockte.
"Der Brief er-er ist von-"
Mein großer Bruder fiel mir ins Wort und hatte mir schon den Brief aus der Hand gerissen, als hätte er es gewusst.
"Jadon! Ich hätte es wissen müssen! Wie oft habe ich ihm gesagt er soll dich in Ruhe lassen! Dieser Typ versteht auch wirklich gar nichts. Gleich morgen bekommt er Schläge und wenn er auch nur einmal versu-"
" Ben! Ich schaffe das ja wohl auch selbst. Er kann mir doch sowieso nichts anhaben, solange ich dich an meiner Seite habe."
Ich sprang auf und grinste ihn an. Er tat es mir gleich und hakte sich dann bei mir ein. "Na gut, du bist ja schon groß und stark.", er lachte auf und stupste mit seinem Finger gegen meine Nase, " Es wird langsam kalt, lass uns nach Hause gehen."

Wir gingen schweigend den schmalen Fußweg entlang. Nach einiger Zeit blickte ich zu ihm auf und bemerkte, dass er in Gedanken verloren ins Nichts starrte.
"Worüber denkst du nach?" Ich lächelte ihn an und fasste nach seiner Hand. Es kam mir so vor, als hätte er sich leicht erschrocken, als ich ihn ansprach.
"Was? Ach nein, gar nichts. Nichts wichtiges."

Er sah mich nicht an, sondern umklammerte nur fester meine Hand. Ich hörte wie seine Zähne knirschten und er ein "Jadon" murmelte.

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Hey Leute!
Das war mein erstes Kapitel. Hat's euch gefallen? Wenn ja dann lasst es mich doch gern in den Kommentaren wissen. War es zu lang oder können die Kapitel immer so lang werden?

Wie auch immer, ich wünsche euch noch einen schönen Abend oder Morgen oder Nachmittag oder was auch immer^^

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