Lesen

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Langsam hebe ich den Buchdeckel an, welche wie die Tür zu einem Kinosaal fungiert, und es kommt schon eine einfarbige Seite zum Vorschein. Sie scheint wie ein Vorhang das bevorstehende Schauspiel zu verschleiern und mit einem gewissen Bauchkribbeln schiebe ich den farbigen Schleier beiseite und schon sticht mir der Titel des Abenteuers in die Augen. In meinem Kopf bewegen sich schon die ersten Zahnrädchen und spinnen mit Hilfe der Vorschau, die schon auf der Rückseite des Buches platziert war, eine Idee des Inhalts zusammen.

Vielleicht wird jemand sterben.

Vielleicht werde ich weinen.

Vielleicht werde ich die Welt zwischen den Buchdeckeln nicht so schnell los lassen können.

Vielleicht ist das Buch auch ein totaler Reinfall.

Vielleicht - doch schon nehmen mich die ersten Worte in ihre Arme und ich versinke langsam aber tief in das Geschehen.

Hier können auch ganz normale Menschen Helden werden. Sie können über ihren eigenen Schatten, der sie manchmal zu verschlingen droht, springen und lockerflockig mal kurz die Welt retten. Ganz so leicht ist es nicht, aber ihr wisst was ich meine. Sie schaffen es zwar mit irgendwelchen Rückschlägen und bei irgeiner Sache wird es kein Happyend geben. Aber hey - sie schaffen es. Wenn es auch verdammt schwer war, raffen sie sich nach dem Fall wieder auf und machen weiter.

Hier können aber auch bitterböse Mörder gar nicht mehr böse sein. Denn ursprünglich wurden falsche Schlüsse gezogen, denn wer wusste denn schon seine Geschichte und wer kannte seine Gründe. Niemand - und wer kennt denn überhaupt die Wahrheit? Wahrheit ist solch ein zerbrechliches Wort. Sie ist wie ein zarter Vogel aus der Wildnis, welchen du zwischen deinen Händen hältst.

Lässt du ihn für immer bei dir, wird er irgendwann verblassen und womöglich krank werden, doch du wirst ihn immer in Erinnerung haben.

Lässt du ihn zu früh frei, könnte er sofort getötet werden, da er womöglich noch nicht bereit war.

Hältst du ihn noch an einem Füßchen fest, wird er sich den Flügel brechen oder in Panik geraten.

Natürlich solltest du bereit sein ihn loszulassen - jedoch solltest du auch achten, was das Beste ist für alle Anderen. Und was wäre wenn dir niemand zuhört - nicht zuhören möchte?

Hier können sich aber auch Hoffnungen in Ängste wandeln. Sonne in Regen. Leben in Tod. Helden in Monster. Warum sollte alles was gleich als gut gedacht war auch wirklich gut sein? Aber man lernt auch, dass egal wie besch*ssen alles erscheint, es schlussendlich doch gut wird - irgendwann.

Und dann komme ich ans Ende, welches mich entweder verloren zurück lässt, da es noch nicht vorbei ist oder weil es jetzt vorbei ist.

ShortiesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt