Am nächsten Tag nach dem Frühstück verließ die Königsfamilie wieder die Anstalt. Innerlich atmete ich erleichtert auf. Wenigstens konnte ich jetzt nicht mehr Max über den Weg laufen, auch wenn ich meinen Ausbruch in der Nacht immer noch etwas bereute.
Aber lange konnte ich es nicht bereuen, denn es war wieder Montag und das hieß, dass wir wieder Unterricht hatten. Deswegen holten May und ich nach dem Frühstück unsere Schultaschen mit den Büchern aus unserem Zimmer.
Über die vom Morgentau noch feuchte Wiese gingen wir gemütlich zum Schulkomplex und betraten diesen durch eine Glastür. Auf den Gängen liefen schon einige Schüler herum. Miteinander redend gingen May und ich durch die Gänge, auf der einen Seite die Glasfassade und auf der anderen Seite die Türen der Klassenräume.
An unserem Klassenraum blieben wir stehen und gingen gemeinsam durch die Tür. May und ich setzten uns an unsere Plätze und packten unsere Sachen auf den Tisch. Unsere erste Unterrichtsstunde war Mathematik. Bis der Lehrer kam, quatschen wir noch ein wenig über die bevorstehenden Prüfungen, nach und nach trafen unsere Mitschüler ein.
Zusammengenommen waren wir zwanzig Schüler in diesem Kurs. Als der Lehrer endlich eintraf, begann der Unterricht. Momentan lernten wir Entfernungen auszurechnen und bestimmte Winkel, um besser treffen zu können. Ohne die Hilfe von May würde ich höchstwahrscheinlich durch jede Prüfung fallen. An sich hatte ich nichts gegen Schule. Ich lernte ja größtenteils Sachen, die ich später einmal im Kampf gebrauchen konnte.
Wieso musste der Unterricht aber so langweilig sein?
Nach dieser mir fast unendlich vorkommenden Mathestunde hatten wir zwanzig Minuten Pause, welche May und ich nutzten, um Ollie und Helemaja zu besuchen. Beide gingen zusammen in die Kurse ihres Alters, auch wenn ihr Unterricht anders aussah als unserer.
Während wir uns viel mit Themen beschäftigten, die offensichtlich etwas mit Kampf oder Überleben zu tun hatten, lernte die Stufe der beiden erst die Grundlagen. Die Themen dieser Stufe konnte ich inzwischen auch ohne Mays Hilfe verstehen. Soll nicht heißen, dass ich nichts verstand, ich fand es nur schwer, Konzentration dafür aufzubringen.
Zurück aus meinen Gedanken beobachtete ich Ollie beim Spielen mit Helemaja. Sie spielten ein Klatschspiel, was fast jeder hier kannte. Lächelnd sah ich ihnen dabei zu und wandte mich zu May um, welche mir ihre Uhr zeigte. Es war inzwischen Viertel vor Zehn. Wir mussten weiter zum nächsten Unterricht und uns umziehen. Flüchtig verabschiedete ich mich von Ollie und ging mit May schnellen Schrittes zu den Umkleideräumen, um uns für Sport umzuziehen.
Da es angenehm warm draußen war, trafen wir nach dem Umziehen auf dem Außensportplatz die anderen. Gemeinsam stellten wir uns zu Jack und Olivia. In einer Reihe stehend warteten wir auf unseren Lehrer, keiner sprach mit seinem Nachbarn. Als der Lehrer kam, liefen wir uns mehrere Runden warm, bevor wir anfingen, eine Strategieübung auszuführen. Dabei ging es darum, möglichst schnell einen Parcours mit verschiedenen Hindernissen zu durchlaufen und dabei nicht von auf uns geworfene Bälle getroffen zu werden.
Nach dieser Stunde Sport, in der ich nicht von einem Ball getroffen wurde, ging es gemeinsam mit May, Jack und Olivia wieder zurück ins Schulgebäude. Sport war eines der Fächer das von einem strengen Lehrer unterrichtet wurde, der auch vor und nach der Stunde streng auf Disziplin achtet. Sonst achteten die Lehrer größtenteils nur in ihrem Unterricht auf eiserne Disziplin und Stille, was bedeutet, dass wir vor und nach dem Unterricht miteinander reden durften. Wenn auch in einem festgesetzten Rahmen - Disziplin musste ja trotzdem sein.
Die nächste Stunde hatten alle aus dem Sportkurs zusammen. In unserem Raum angekommen, setzten wir uns auf die Tische. Stifte oder Blöcke brauchten wir hier nicht, da wir im Großen und Ganzen nur über die vergangene Sportstunde redeten. Hier wurde nur wiederholt, welche Strategien wir angewendet hatten oder welche Möglichkeiten es gab, schneller durch den Parcours zu kommen. Daher war die Stunde schnell vorbei und wir konnten zum Mittagessen gehen.

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Das Beta- Projekt
Roman pour AdolescentsIm Jahre 2246 kam der Kronprinz von Harassma in die Anstalt von Lucia. Und von da an änderte sich alles. Von hyperaufgeregten Freunden, kohlköpfigen Mitmenschen, labernden Prinzen, die einfach nicht die Klappe halten können (seine zickige Schwester)...