Als ich wach wurde, war es stock dunkel. Jetzt musste ich überlegen was ich machen würde. Wenn ich weiter ginge, bestand die Gefahr, dass ich mich verletze. Aber im Dunkeln konnten mich die Jäger nicht sehen. Ich dachte mir, dass ich die Frauen eh aus den Augen verloren hatte. Darauf würde ich also jetzt schon keine Rücksicht mehr nehmen. Ich war jetzt schon auf mich gestellt. Egal. Ich würde das überleben. Ich würde meine Familie wieder sehen. Schnell stand ich auf, schüttelte die Blätter von mir runter und lief weiter. Da fiel ein Schuss und traf den Baum neben mir. Wa-as? Die hatten Nachtsichtgeräte? Ich fiel auf die Knie und schlug mich ins Dickicht. Verdammt. Verdammt. Ich musste versuchen mich zu tarnen. Toll. Was sollte ich machen? Bisschen Geäst in meinen BH und Slip stecken. So ein Mist. Schon wieder fiel ein Schuss und ich hörte einen Schrei. Wieder eine erwischt. NEIN, NEIN, NEIN. So dürfte das nicht enden. Ich dachte an meinen Mann und meinen kleinen Sohn. NEIN. Für sie würde ich überleben. Ich legte mich flach und versuchte wieder zurück in mein Blätterversteck zu kommen. Ich musste bis zum Morgen warten – bis zu Dämmerung. Dann würde ich mir was neues Überlegen. Vielleicht finde ich die anderen noch – mittlerweile waren wir ja wohl nur noch zu dritt.
So lag ich nun in meinem Versteck und die Zeit verstrich quälend langsam. Der Wald im Dunkeln hatte in meiner Vorstellung schon ausgereicht mir Gänsehaut zu verursachen. Jetzt, wo ich so in meinem Blätterversteck lag und alle Sinne bis zum Bersten angespannt waren, hörte ich die seltsamsten Geräusche. Tiere, die im Dunkeln nach Essen suchten. Ich überlegte, was so im heimischen Wald unterwegs war. Wildschweine, Füchse, Hirsche. Dann die kleinen Tiere. Mäuse, Ratten. Ich hatte wirklich Angst. Nie hätte ich gedacht, dass man in solch einer Situation voll aufnahmefähig wäre. Ich hätte erwartet, dass man sich zu einer Kugel zusammen rollt und einfach abwartet. Aber nein – je mehr Angst ich hatte umso entschlossener wurde ich. Meine Aufmerksamkeit lag bei 150%. Ich nahm alles wahr und mein Gehirn war in ständigen Überlegemodus. Wie konnte ich das überleben. Ich musste auf jeden Fall eine bessere Position finden um mich verteidigen zu können. Ob ich die anderen beiden Frauen finden würde? Wann würde es denn endlich dämmern?
Ich musste doch eingeschlafen sein. Ein lautes Tröten, das ich von den Fuchsjagden kannte, lies mich auffahren. Schnell kauerte ich wieder in meinem Blätterhaufen. Hoffentlich hatte mich keiner gesehen. Da keine Schusssalve auf mich niederging, hatte ich wohl Glück gehabt. Man war ja schon mit Kleinigkeiten zufrieden. Dann kam eine Durchsage. „Ladys – einen wunderschönen guten Morgen. Ich hoffe ihr habt einigermaßen gut genächtigt?" Im Hintergrund hörte ich die anderen lachen und ich meinte Majas grelles Gekicher zu erkennen. Eine Welle des Hasses durchlief mich. Mit dir – beste Freundin – werde ich besonders abrechnen. Erneut wurde meine Aufmerksamkeit durch das Megaphon abgelenkt. „Drei von euch leben noch – das ist gar kein schlechter Schnitt. Wir hatten schon kürzer Spaß. Ich muss euch bestimmt nicht erklären, dass es heute weiter geht. Meine Rekruten sind ganz heiß sich ihre Sporen zu verdienen. Deswegen. Auf auf ihr hübschen. Ich lasse euch wieder eine Stunde um richtig wach zu werden und euch zu sammeln. Waidmanns Heil."
Gut – ich vertraute ihm. War das eine gute Entscheidung. Was sollte ich machen. Ich erhob mich und sprintete schnell tiefer in das Dickicht. Ich blickte an mir herunter – ich war zu auffällig. Jetzt war es hell und keine Nachtsichtgeräte würden mich sehen. Hoffentlich hatten sie keine Wärmebilderkennung, dann bin ich aufgeschmissen. Ein bisschen Hoffnung brauche ich, sonst kann ich liegen bleiben.
Ich musste mich tarnen. Ich war zu auffällig. Meine weiße Unterwäsche und meine weiße Haut, die stachen sofort überall heraus. Ich blickte mich um und fand eine Sule. Perfekt. Die Wildschweine, der Nacht hatten mir ein schönes Bad eingelassen. Schnell ließ ich mich hineinplumpsen und wälzte mich. Da hatte ich doch meinen Spa – ein schönes Schlammbad. Meine Haut würde es mir danken, wenn ich das überleben würde.
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Eine tödliche Lüge
Mystery / ThrillerVanessa wollte eigentlich nur mit Maja einen schönen Spa-Luxus-Urlaub genießen. Aber Maja hatte was anderes vor. Plötzlich steht Vanessa in Unterwäsche im Wald. Mit ihr noch vier weitere Frauen. Ihr Spa Urlaub entpuppte sich als Jadgausflug und sie...