Ohne Titel Teil4

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Es wurde dunkel. Wir waren schon einige Zeit schweigend nebeneinander gelaufen. „Ähm. Willst du darüber reden?" sprach ich sie an. „Was gibt es da zu reden. Du kennst das doch, wenn man immer alles in sich hinein frisst, platzt man irgendwann und das kommt immer zum falschen Zeitpunkt. Nur dieses Mal war der Zeitpunkt wirklich perfekt. Meinst du ich habe etwas überreagiert als ich ihr die Kehle auf schlitzte? Vielleicht hätte ich...ach nein – ich glaube, das war unter den gegebenen Umständen doch das humanste. Schnell und fast schmerzlos. Wie lief es bei dir. Du bist verletzt." Ich berichtete kurz von meinem Kampf. Sie nickte und wirkte etwas abwesend. „Wir sollten uns für die Nacht einen Unterschlupf suchen. Hier – das habe ich bei Lukas gefunden." Sie hielt mir einen Riegel hin. Ich riss ihn an mich und riss die Verpackung auf. „Iss nur – er hatte zwei. Wie für uns bestimmt." Sie lächelte. Jetzt erst merkte ich, dass ich wirklich hungrig war.

Ich zeigte auf eine Stelle. „Schau – da ist vielleicht ein guter Platz – ich sehe einen kleinen Bach und ein Laubwald. Das bedeutet er ist im Moment dicht und es gibt viele Blätter." „Ja klingt gut. Hier – das habe ich auch von Lukas." Sie hielt mir ein T-Shirt hin. Sich selbst hatte sie ein Hemd angezogen. Wie toll sich das anfühlte – warm und kuschelig - fühlte ich mich sicher und nicht mehr so nackig wie vorher. Das gab mir noch mehr Mut um das hier zu überstehen.

Wir fanden einen tollen Platz. Am Wasser stillten wir unseren Durst. Ich hoffte, dass es nicht zu verunreinigt war und wir Durchfall bekämen – aber das war mir im Moment egal. Etwas abseits lag ein umgestürzter Baum unter dem sich eine perfekte Kuhle für uns befand. Schnell sammelten wir etwas Blätter um und ein gemütliches Lagern zu machen – soweit man von gemütlich sprechen konnte. Wir krabbelten hinein und verhielten uns erst mal still um zu lauschen. Aber es war still. „Was meinst du, wie viele es noch sind." Fragte ich Eva. „Das ist schwer zu sagen. Deine Maja – mein Mark und der Boss. Wieviel haben wir erledigt. Den Kerl am Anfang – der gehörte bestimmt zu Jens. Lukas zu der Kleinen. Du hattest die von der Älteren. Ich meine Freundin. Annette – sie muss auch noch eine Begleitung haben. Also wenigstens vier sind es noch." Noch vier. Ich war schon jetzt total am Ende. Und meist konnte man davon ausgehen, dass die verbleibenden, die besten sind. Ich erzählte Eva von meiner Befürchtung. „Maja, kann ich mir nicht vorstellen. Sie wird einfach sein. Mark – eigentlich ist er ein Weichei. Aber ich kenne ihn ja nicht wirklich. Zu Hause hat er nichts gemacht. Zwei linke Hände. Ich weiß aber nicht wie gut er im Schießen ist. Wir sollten versuchen – wie Annette – sie von fern zu erwischen. Obwohl ich Mark selbst erledigen will. Ich habe bisher noch nicht geschossen. Aber ich habe oft darüber gelesen und Videos gesehen. Ich kann die Waffe bedienen, aber ob ich auch treffe, dass bezweifle ich." „Einen Versuch ist es wert. Ich kann so eine Waffe noch nicht mal bedienen. Wir müssen auf jeden Fall noch zwei von weiten ausschalten. Gegen vier kommen wir nicht an." „Ja – das stimmt wohl. Wir versuchen es einfach. Learning by doing. Wenn ich sie verfehle – müssen wir uns was anderes überlegen – wenn wir da noch leben." Ich nickte und legte mich hin. Ich war so müde und erschöpft. Sollte ich das überleben, würde ich mindestens eine Woche nicht mehr aus der Wanne herauskommen. Jeder Muskel schmerzte und die Wunde pochte. Ich hoffte sie würde sich nicht entzünden. Ich hatte kaum fertig gedacht, schlief ich ein.

Es dämmerte und ich war tatsächlich vor Eva wach. Es beruhigte mich etwas, dass sie geschlafen hatte und nicht wieder herum gewandert war. Sie rieb sich etwas desorientiert die Augen. Sofort war sie hellwach. Ihr war wohl eingefallen wo sie sich befand und was vorgefallen war. Schnell wollte sie aus unserem Versteck. Ich hielt sie zurück. „Warte – lass uns erstmal richtig wach werden und überlegen wie wir weiter vorgehen." „Ok. Wir sollten beim ursprünglichen Plan bleiben. Wir sollten uns auf sie zu bewegen. Sie werden zwar dieses Mal vorbereitet sein – aber alles andere macht keinen Sinn. Ich muss nur näher dran. Ich kann nicht aus der Entfernung wie Annette schießen. Das ist mir zu weit." „Gut, lass uns die Dämmerung nutzen. Vielleicht schlafen sie noch, oder haben nur eine Wache." Sie sammelten sich. „Warte – das T-Shirt ist zu auffällig." Ich blickte mich um. Am Bach war genug aufgewühlter Schlamm. Schnell huschte ich hin und wälzte das T-Shirt darin. Gut, dass ich es nicht waschen musste. Schmunzelte ich.

Eine tödliche LügeWhere stories live. Discover now