Kapitel 1

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𝔅ellatrix hangelte sich mit einem Jauchzen an den Straßenlaternen durch die verregnete Winkelgasse. Unter normalen Bedingungen würde hier noch ein reges Treiben herrschen, selbst jetzt in der Nacht, doch die Gasse war komplett leer.

Natürlich bis auf Bellatrix und ihre ganz in Schwarz gehüllte, schlanke Schwester. Der war allerdings überhaupt nicht zum Lachen zu Mute. Narzissa war jedes Mal besonders angespannt, wenn es in die Nähe vom Dunklen Lords ging und das hatte auch gute Gründe. Lord Voldemort traute Narzissa Black nicht. Sie hatte kein Mal bekommen und er akzeptierte sie auch nur in seinen Reihen, weil Bellatrix schon jetzt eine so wertvolle Mitstreiterin für ihn war. Bei den Gedanken an seinen durchbohrenden Schlangenblick schauderte Narzissa. Es war immer ein unbehagliches Gefühl, als könnte er ihre Seele lesen.

Als die zwei Blackschwestern in dem Industriegebiet Londons ankamen und sich vor dem Regen unter die Autobahnbrücke zu den anderen gesellten waren sie bis auf die Haut nass. Bellatrix grummelte unzufrieden etwas von "Apparieren bei Regen, Versammlungen hier, hässliche Muggelgegend" und "gehört verboten!" und starte den jämmerlichen Versuch ihre dunkle Lockenpracht zu trocknen. Narzissa war währendessen von der Masse an schwarz gekleideten Gestalten - mit und ohne Maske - angetan. Sie war zwar schon öfters auf Versammlungen gewesen, aber keiner glich der heutigen. Die Gruppe war dieses Mal größer, lebendiger und ausgelassener, fast so, als gebe es etwas zu feiern. Als erstes fiel der aufmerksamen Balcktochter auf, dass der Großteil von Lord Voldemorts Gefolge wohl tatsächlich männlich war und die wenigen Frauen, die den Mut hatten sich ihm auch anzuschließen wie Männer aussahen. Alecto Carrow beispielsweise - Narzissa hatte sie bei dem letzten kleinen Treffen kennengelernt - hatte absolut keinen Geschmack für Mode und kleidete sich immer so leger, dass es aussah als wäre ihr Körper absolut formlos. Sie selbst hingegen musste mit ihrem hellen rosafarbenen Mantel, der ihr eine aufreizend definierte Taille verlieh wohl auffallen wie ein Papagei unter Raben.
Die andere Besonderheit der Versammlung war zudem die geringe Anwesenheit richtiger Todesser. Überall liefen ausgemerkelte Zauberer in abgenutzten Umhängen herum, die absolut nichts von der Pracht der Todesser bei sich trugen. "Zissa! Hör auf so zu starren!", rügte sie Bellatrix plötzlich. Narzissa zuckte zusammen. "Ich starre nicht!", verteidigte sich die Blonde. Bellatrix überhörte diesen Kommentar einfach und zog Narzissa an ihrer Hand in einen Kreis Todesser.

Die kleine Gruppe bestand aus fünf anderen Leuten außer Narzissa und Bellatrix. Die jüngere Schwester erkannte unter den Kapuzen die eigentlich feinen, aber wilden Gesichter von Rodolphus und Rabastan Lestrange, sowie ihrem Vater Robert Lestrange Sr.. Freundlich lächelte sie die Drei an, obwohl sie gar nicht lachen wollte. Schließlich war Bellatrix mit Rodolphus verlobt und die Lestranges würden in Zukunft ein Teil ihrer Familie sein. Rodolphus und Bellatrix. Das war irgendwie schon belustigend. Die zwei Todesser waren wie Feuer und Wasser. Einer musste immer besser sein als der andere. Es war ein ewiger Wettkampf um den Thron, den niemand für sich entscheiden konnte. Aber Liebe war das ganz klar nicht.
Neben den drei Lestranges waren da auch noch zwei fremde Männer in der Runde zu sehen. Gerade wollte Narzissa frahen, wer die beiden Herren den seien, da kam der Ältere der beiden ihr zuvor und reichte ihr die Hand. "Aaran Avery Sr., es freut mich Sie kennenzulernen", die Stimme des blonden Manns war ganz kratzig, sowie die von Muggeln, wenn sie zu viel von dieser Art Rauch inhalierten, und dennoch schwang unerwartet viel Freundlichkeit darin mit. Aaran Avery Sr.. Das war der Mann, der vergangenes Jahr den gesamten mütterlichen Part der Weasley-Familie im Alleingang ausgerottet hatte. Das war der Mann, der mit Voldemort nach Hogwarts gegangen war. Das war der Mann, an dem so unendlich viel Blut klebte und er schüttelte ihr einfach mit einem Lächeln die Hand. Fasziniert und zugleich etwas angewidert nickte Narzissa ihm zu, bevor er sie wieder losließ. Die Blacktochter strich sich möglichst unauffällig über ihre Hände. Zum Glück hatte Aaran Avery Handschuhe angehabt. Narzissa wurde es ganz anders beim Gedanken die Haut eines solchen Mörders anzufassen.

《Wenn sie wüsste...》

Gefühllose Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt