Ich sprang über eine Mauer und rannte über den Schlosshof. Die Schritte waren seit dem Kerker nicht von mir weg gewichen und er schien sogar leichten Spaß dabei zu haben. Denn als ich mich einmal umdrehte, hatte ich den schwarz Haarigen grinsen sehen. Wenn ich ehrlich war, erfreute mich die Sache auch ein wenig...
Seltsam...
,,Bleib stehen...", rief Obi und seine Stimme war näher als erwartet.
Er musste wirklich direkt hinter mir sein. Und doch war dieser Satz eher halbherzig über seine Lippen gegangen...
,,Vergiss es!", antwortete ich darauf und lief noch etwas schneller.
Ich war fast an einem größeren Baum angekommen, der in der Nähe einer etwas höheren Mauer stand, woraufhin sich ein Grinsen auf meine Lippen schlich. Ich sprang an einen etwas niedrigeren Ast und schwang mich in Richtung der Mauer. Ich landete elegant auf den Füßen und sah kurz zurück.
Fehler...
Obi schwang sich in diesem Moment hinter mit her und erschrocken sprang ich ein Stück zur Seite.
Eine Katze war er sicherlich nicht... Ein Affe trifft es eher...
,,Ok... Das hat sogar einigermaßen Spaß gemacht... Aber jetzt kommst du bitte mit... Prinz Zen möchte dir ein Angebot machen...", ein zufriedenes Grinsen zierte seine Lippen.
,,Nenn mir einen guten Grund, wieso ich mich auf diese bescheurten Adligen einlassen sollte!", zischte ich leicht gereizt und verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Du weißt so einiges nicht... Prinz Zen ist anders als die anderen Adligen... Netter... Hilfsbereiter... Menschlicher...", versuchte er auf eine seltsame Art und Weise zu erklären, dass der Prinz kein so übler Kerl ist.
Und diese Art faszinierte mich seltsamerweise...
,,Was gibt mir die Garantie, dass ich wieder frei sein kann, wenn ich dir folge?", war die einzige Frage, die mich in diesem Moment interessierte.
Freiheit... Das war alles was ich wollte...
,,Keine Sorge... Ich lebe hier zwar und vollrichte hier meine Arbeit, aber ab und zu, kriege ich die Gelegenheit, für eine bestimmte Zeit zu gehen... Außerhalb der Schlossmauern... So wie du es nennst, in Freiheit...", Obi schien beinahe zu träumen, als er seine Zeit im Schloss zusammenfasste.
,,An etwas gebunden zu sein... Nein... Sowas kann ich einfach nicht... Ich muss alleine Leben... Fernab von Menschen... Auf mich allein gestellt... Das ist es, was mich die letzten Jahre glücklich gemacht hat...", lehnte ich ab und lief langsam die Mauer entlang.
,,Du meinst, die Einsamkeit hat dich glücklich gemacht? Schwer zu glauben, findest du nicht? Findest du nicht eher, dass grade weil du so eine Angst davor hast, Menschen zu begegnen, meidest du sie lieber ganz und versteckst dich in einem Wald... Wenn du mich fragst, klingt das nicht nach Freiheit...", gespannt auf meine Antwort, legte er den Kopf leicht schief.
,,Dich hat aber niemand nach deiner Meinung gefragt...", wich ich murmelnd seiner Frage aus und sah zu Boden.
Er versteht es einfach nicht... Und er wird es auch nie verstehen...
Mein Gesicht war in Schatten gehüllt und ich hing mit meinen Gedanken fernab von dieser Zeit... Komplett verloren, in meiner Vergangenheit... Genau aus diesem Grund, bemerkte ich nicht, wie Obi sich an mir vorbei schlich und mir direkt ins Gesicht sah.
,,Also wenn dieses Gesicht symbolisieren soll, dass du in Freiheit lebst, dann scheinst du davon nicht viel Ahnung zu haben... Denn Freiheit bedeutet, dass man glücklich ist... Und du siehst nicht wirklich glücklich aus...", gab er seine Meinung von sich und riss mich mit diesen Worten zurück in die Realität.
,,Misch dich einfach nicht in Sachen ein, die dich nichts angehen... Und sag deinem Meister, danke aber nein danke! Alleine hat man keine Pflichten und muss sich nicht um andere kümmern...", ich schüttelte den Kopf und sah Obi direkt in die Augen.
,,Adios"
Mit diesen Worten, einem gefälschten Lächeln und einer angetäuschten Verbeugung, sprang ich die Mauer hinab und rannte Richtung Wald. In diesem einen Augenblick, kam mir ein Gedanke, den ich an den schwarz Haarigen hätten richten müssen... Denn mit diesem einen Gedanken, würde er sich und seine Nahestehenden beschützen... Dieser eine Gedanke, der meine sogenannte Freiheit von der Einsamkeit nicht unterscheiden ließ...
Vergiss mich einfach...
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Chikara No Aki (Akagami No Shirayukihime FF)
Fanfiction»Flink wie ein Hase, Schnell wie ein Gepard, Stark wie ein Bär und Schlau wie ein Fuchs. Sie ist ein wildes Tier und doch ist sie ein ganz normaler Mensch. Ein 16 Jähriges Mädchen mit schwarzem langem Haar und schwarzen Augen.« Viele halten es für e...