So passierte das alles

1K 55 3
                                    

Am nächsten Tag war Taddls letzte OP, es sollte geschaut werden ob alles okay ist und auch noch die letzten, zur Heilung beitragenden, Fremdkörper entfernt werden. Ab Übermorgen sollte ich dann beginnen, mit ihm ein paar Laufübungen zu machen. Die Ärzte sagten, das wenn er jetzt wieder regelmäßig das Laufen übt, könne er bald schon wieder kurze Strecken laufen.  

Taddl hatte seit gestern nichts mehr gegessen und getrunken, ich frage mich warum. Ich mein, die machen doch nur war an den Beinen, aber naja Vorschrift ist Vorschrift. Ich sollte Taddl bis in den OP Saal bringen und ihm beim Umziehen und allem helfen.

Ich brachte dieses OP-Kleid zu Taddl, der schon fertig, bis auf Unterhose, ausgezogen auf dem Bett saß und auf mich wartete. Ich musste lachen, als er das Kleid missmutig begutachtete.

„Sorry es gab keine anderen kurzen“ Das Kleid war weiß mit gelben, blauen, pinken und grünen kleinen Blüten. Auch er musste etwas grinsen.

„Okay...“ Ich faltete das Kleid aus einander und hielt es ihm so hin, das er hinein schlüpfen konnte. Ich krabbelte von hinten auf das Krankenbett und band das Kleidungsstück hinten zusammen.

„So fertig.... hier!“ ich hielt ihm ein kleines Gläschen, mit einer rot-weißen Flüssigkeit entgegen. Es war schon eine Art Beruhigungsmittel, was ihn schon Schläfrig machte. Er wusste schon wo für das war und trank es mit einem mal aus. Das dauerte jetzt noch was, bis es wirken wird und er legte sich zurück ins Bett. Still warteten wir auf das 'Ok' des Doktors, das ich ihn zum OP-Raum bringen konnte. Nach einer guten halben Stunde kam es und ich schob Taddls Bett, samt Taddl, in den ihm nur allzu bekannten Raum. Bevor wir losgefahren waren, hatte er den Wunsch geäußert das ich bei ihm bleiben soll, bis die Narkose wirkte.

„So da sind wir auch schon!“ sagte ich als wir den Raum betraten. Der Arzt begrüßte uns und eine Schwester begann schon mal seine Hand zu desinfizieren. Ich nahm seine, noch freie, Hand und hielt sie fest. Er sah mich dankend an. Ich wusste das er vor Operationen keine Angst hatte, aber es war sicher ein schönes Gefühl jemanden bei sich zu wissen bevor man weg ist. Auf jeden Fall stell ich mir das so gut vor. Die Schwester schloss die Infusion an und gleich würde er einschlafen.

„Bis gleich“ flüsterte ich ihm noch lächelnd zu. Dann vielen seine Augen zu und der Arzt beorderte mich raus. Ich wusste nicht wie lange die OP dauern würde, also setzte ich mich schon mal in den Aufwachraum und wartete auf ihn. Es verging knapp eine halbe Stunde bis sich die Türen öffneten und Taddl auf einem Bett hinein geschoben wurde.

Alles war gut verheilt und gegen die Entlassung und die ersten Schritte sprach nichts. Ich war froh. Während ich darauf wartete das er wieder aufwachte, überlegte ich wie ich eigentlich hier gelandet war. Ich erinnerte mich noch gut daran.....

Es war vor zwei Jahren, seit neustem musste man an der Schule ein Sozialpraktikum machen und daher ich keinen Bock auf laute Kinder hatte, entschied ich mich fürs Krankenhaus. Zudem war eins so fast direkt in der nähe meiner Wohnung. Aber das hat die Auswahl natürlich überhaupt nicht beeinflusst. Okay, das war der einzige Grund. Naja auf jeden Fall hab ich dort dann Taddl getroffen, die Ärzte meinen das ich in seinem Alter ein besserer Umgang wäre als wenn das immer ältere übernehmen müssten und auch für ihn sei es dann wohl angenehmer. Dann bekam ich seine Akte und las mir alles durch. Alle 50 Seiten. Ich wusste nun perfekt über seinen, von der Ärzten aufgenommen, körperliche und teils geistigen Stand Bescheid.
Am zweiten Tag meines Praktikums, traf ich das erste mal auf ihn. Er lag in seinem Bett und schaute aus dem Fenster.  
„Hey du bist Thaddeus Tjarks oder?“ er antworte nicht.
„Ich bin Ardian Bora, der neue Praktikant.“ Ich legte die Akte einfach zur Seite, nahm mir eine Stuhl und setzte mich neben ihn ans Bett. Ich schaute mich in seinem Zimmer um, überall hingen Bilder im Comicstyle, die meisten waren aber doch eher traurig, aber sie faszinierten mich. Es war die Art, wie er etwas ausdrückte auf den Bilder, war er traurig malte er keinen Weinenden Menschen, nein, er malte ein Meer im Regen. Dieses Bild faszinierte mich am meisten von allen. Es waren auch teils lustige, typische Cartoons dabei.
„Hast du das alles gezeichnet?“ er schaute mich an.
„Das sieht echt super aus!“ in ganz leichtes lächeln schlich sich auf seine Züge.
„Darf ich dich Taddl nennen?“ fragte ich ihn, er schaute mich erst verwirrt an, zuckte dann mit den Schultern und nickte einfach nur.
Von da an war ich jeden Tag da, erst immer nur 7 Stunden, doch nach der ersten Woche blieb ich immer länger. Mal spielten wir Karten, oder ich erzählte ihm was, wir hörten uns Musik an und er taute immer weiter auf. Mit mir konnte er lachen und wir waren zu guten Freunden geworden. Ich hatte ihm erzählt das ich in der Schule nie wirkliche Freunde hatte. Er hatte mir stumm versprochen mein Freund zu bleiben und ich hatte es ihm versprochen.
Von da an waren wir die besten Freunde die es gab. Doch ich vergaß das es ja nur ein Praktikum war und der letzte Tag, kam viel zu schnell. Ich hatte mich von Taddl verabschiedet und ihm versprochen ihn jeden Tag zu besuchen. Auch er war traurig, das merkte ich, aber ich werde ja wiederkommen.
Leider, daher die Schule so lang ging, konnte ich immer nur noch eine, wenn ich Glück hatte, zwei Stunden pro Tag zu ihm, immerhin war ich jetzt nur noch ein Besucher und musste mich an die Zeiten halten.  
Ein paar Wochen vor Ende des Schuljahres fragte ich, ob ich nicht wieder im Krankenhaus arbeiten könnte, als Taddls 'Schwester'. Der Arzt hatte nichts dagegen, freute sich sogar über mein Angebot, daher ihm auffiel das sich ein geistiger Zustand deutlich verbessert hatte.
Es war Freitag, der 11.6 und ich hatte meinen Abschluss. Ich freut mich schon auf morgen, da konnte ich nämlich schon anfangen bei Taddl zuarbeiten.
Am nächsten morgen war ich schon um 7 Uhr im Krankenhaus, um Taddl zu überraschen. Ich wartete in seinem zimmer das er aufwachte. Kaum eine viertel Stunde später wurde er langsam wach. Er war überrascht das ich da war. Ich erzählte ihm das, ich ab jetzt immer hier bin, was seine Freude nur noch steigerte.
Es war montag der 14.6 heute war ich etwas später dran, genau gesagt 2 Stunden, weil mein Handy nicht geklingelt hatte. Aber ich hab den Wecker doch so wie immer.....? Ich war verwirrt, immer diese moderne Technik. Schnell zog ich mich an und sprintete rüber ins Krankenhaus.
Als ich in Taddls Zimmer ankam war ich überrascht. Auf dem Tisch stand ein schön eingepacktes Geschenk und es hing eine kleine Girlande in seinem Zimmer.
'Herzlichen Glückwunsch Ardy!' stand auf dem Schild, welches er in der Hand hielt. Ich freute mich so. Aber woher wusste er das? Er drehte das Schild um. 'Habs in deiner Akte gelesen! XP' stand dort und ich musste grinsen.
„DANKEEEEEEEEEEEEE“ ich umarmte ihn und wollte ihn schon gar nicht mehr los lassen. Was ich dann aber musste.
Er deutete auf das Geschenk. Oben drauf lag eine Karte.
'Für meinen Brudi, Alles gute zum Geburtstag -Taddl'
„Brudi?“ fragte ich ihn. Er nickte und grinste.
In dem Geschenk befand sich ein Affenkuscheltier und eine menge Oreos.
„OREOS!“ meine Augen hatten sich bestimmt in Sterne verwandelt und es war offiziell, das war der schönste Tag meines Lebens und ich konnte ihn mit meinem Brudi verbringen.
Von da an Arbeitete ich nun bei ihm, wir hatten eine menge Spaß und halfen uns gegenseitig bei allen möglichen Problemen. Es war definitiv die beste Entscheidung meines Lebens hier im Krankenhaus zu arbeiten. Denn dadurch hatte ich das wichtigste Geschenk bekommen, Taddl meinen Brudi.


Ich spürte etwas was mir erst nur am Ärmel zupfte, später aber dann auch in mein Seite pikte. Mit einem quieken sprang ich auf und schaute in Taddls breit grinsendes Gesicht. Das bekommt er wieder. Irgendwann.

Ich nahm sein Bett und schob ihn wieder in sein Zimmer. Dort warteten wir noch eine halbe Stunde und dann half ich ihm wieder beim anziehen seiner normalen Klamotten. Wir unterhielten uns noch und spielten Karten.

After 3 Years - Das Leben geht weiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt