Kapitel 10: Psycho..

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Stumm saßen Draco und ich auf seinem Bett. Die Geschichte mit Ron hatte uns beide ziemlich mitgenommen. Auch wenn Draco ihn hasste, empfand er anscheinend trotzdem so etwas wie Mitleid für ihn.
Nach einiger stand er auf. „Tee?", fragte er trocken. Ich nickte. „Welche Sorte?" Ich nickte. Wirklich zugehört hatte ich nicht. Ich bekam das Bild von Ron nicht aus meinem Kopf. Ich liebte Draco, ich wollte ihn und ich schämte mich nicht dafür, aber ich hätte es Ron von Anfang an wissen lassen müssen.
„Hermione, welche Sorte?"
„Hmmm?", nuschelte ich gedankenverloren.
„Hermione.. ich merke wie sehr dich das mit Ron beschäftigt.." Schuldbewusst schaute ich ihn an. „Tut mir leid, Draco."
„Hey.. Es ist ok, dass du noch an ihm hängst." Er lächelte. Ich war so froh, dass er Verständnis zeigte. Ich hatte befürchtet er würde es mir vorwerfen.
Das was er als nächstes sprach, überraschte mich sehr. Ich wusste, wie sehr er seinen Stolz überwinden musste, als er schließlich sagte: „Ich denke du solltest zu ihm gehen und das mit ihm klären. Auch wenn er ein dummes Wiesel ist hat er das hier nicht verdient." Ich nickte. Draco hatte Recht.
Mein Draco.

Als ich sein Zimmer verließ und den Flur entlang lief, dachte ich darüber nach wie es nun weiter gehen sollte.
Würden Draco und ich eine Beziehung haben? Falls es so komme würde: Wie sollte ich es Harry, Ginny und vorallem Ron beibringen? Wie würden sie reagieren? Wäre ich für sie eine Verräterin? Wie würden Dracos Freunde reagieren? Und was war mit seinen Eltern?!
Soviele Fragen und auf keine von ihnen wusste ich eine Antwort. Weiteres Nachdenken blieb mir allerdings erspart als ich mein Zimmer, in dem Ron auch wohnte, erreichte. Die Tür stand offen und als ich den Raum betrat, sah ich, dass all seine Sachen verschwunden waren.
Nur ein einzelner Zettel lag auf dem Bett.

Liebe Hermione oder sollte ich
lieber sagen „Granger"?
Wenn du diesen Zettel hier findest,
ist es wahrscheinlich schon zu spät.

Eine unschöne Ahnung bahnte sich den Weg in meinen Kopf..

Wenn du diesen Zettel findest,
bin ich gerade dabei mich um-
zubringen. Das hier ist so etwas,
wie mein Abschiedsbrief.

Ich schluchzte auf.

Du kennst mich besser als jede
andere Person, ausgenommen Harry,
und ich bin dir dankbar, dass du
mir, wenn auch nur für eine
kurze Zeit, deine Liebe geschenkt
hast. Ich denke daran zurück, wie
alles begonnen hat. Du und ich
gegen den Rest der Welt.

Jetzt heulte ich endgültig.

Wenn du mich nicht mehr
lieben willst oder kannst, dann
verstehe ich es.. aber ich werde es
nicht einfach so hinnehmen.
Ich möchte mein Leben mit dir leben
oder gar nicht, und da du für
mich entschieden hast, stehe ich jetzt
an dem Punkt mich  selbst
für's „gar nicht" zu entscheiden.
Mein Wunsch war immer, dass du
glücklich bist und jetzt bist du es..
nur leider nicht mit mir.
Ich wünsche dir Glück mit dem
Frettchen, auch wenn es jetzt
wahrscheinlich angebrachter ist
Draco zu sagen. Ich hoffe du kannst
irgendwann an meinem Grab
stehen und mir verzeihen, dass
ich dir so ein schlechter Freund war.
                  In Liebe Ron.

Das warst du nie.", flüsterte ich leise, während die Tränen stumm mein Gesicht entlang liefen.
Ich strich mit meinem Zeigefinger über den Text und sie Tinte verwischte leicht.
Warte mal?! Die Tinte verwischte?! Das bedeutete sie war noch frisch! Ron musste ganz  kurz vor mir das Zimmer verlassen haben! Er konnte noch nicht weit sein!

Im Bruchteil einer Sekunde war ich aus dem Zimmer gestürmt. Ich schaute nach links und rechts. Von links war ich gekommen, wäre er in die Richtung gegangen, wäre er mir entgegen gekommen. Ich rannte nach rechts.
„Ron!", schrie ich. „Ron!... Ron!... RON?"
Immer wieder schrie ich seinen Namen. Keine Antwort. Von Tränen geblendet rannte ich weiter. Links, rechts, rechts, wieder links, Treppe hoch, rechts und links. Erschöpft blieb ich stehen. Ich würde ihn nicht finden, wenn ich nur willkürlich herum rannte.
Wohin würde er gehen? Er wollte wahrscheinlich, dass ich ihn fand, also: Wohin würde er gehen? Die Bibliothek. Ich rannte so schnell ich konnte. Links, links, links, Treppe hoch, rechts, Treppe hoch, rechts, rechts, links. Ich rüttelte an der Tür. Sie war fest verschlossen. „Alohomora." Es rührte sich nichts. Hier konnte Ron nicht sein.
Was gab es noch für Möglichkeiten?..
Klassenraum. Der Klassenraum, in dem ich Ron das erste Mal so richtig auf die Nerven gegangen bin.

*Flashback*
„Ron, stopp, stopp, stopp, sonst stichst du noch jemandem das Auge aus! Außerdem hast du die falsche Betonung. Es heißt Wingardium LeviOsa, nicht LeviosA."
*Flashback Ende*

Wieder rannte ich los. Links, Rechts, vier Treppen runter, links. Auch dort zog ich an der Tür. Ebenfalls verschlossen. Kraftlos sackte ich zu Boden. Erneut war ich den Tränen nahe.
Ich denke daran zurück, wie alles begonnen hat.
Wie alles begonnen hat.. Wie hat den alles begonnen? Er meinte doch wohl nicht.. Nein! Nein.. Das war doch nicht möglich..
Von einem Funken Hoffnung erfasst, rannte ich los, so schnell, wie meine Beine mich trugen. Ich lief etliche Treppen nach unten und bog gefühlt tausend Mal um eine Ecke.
Als ich das Mädchenklo der Maulenden Myrthe erreichte, war der Eingang zur Kammer des Schrecken bereits geöffnet. Er war also wirklich hier.

Als ich nach einigen Minuten in die Kammer gelangte, war Ron bereits da und das Bild, was sich mir bot, raubte mir den Atem.
Er kniete mit dem Rücken zu mir direkt vor dem Maul des Basiliskenskeletts. Sein T-Shirt hatte er ausgezogen und in der Hand hielt er einen Basiliskenzahn, von dem noch das Gift tropfte.
In dem Moment verfluchte ich mich innerlich, dass ich ihm mal erzählt hatte, dass das Gift eines Basilisken nicht trocknen konnte und für immer seinen flüssigen Aggregatzustand behielt.
„Ron.."
Erschrocken drehte er sich um. Er sah furchtbar aus! Er hatte tiefe, dunkle Augenringe, seine Lippen waren zersprungen und unter seinem linken Auge prangte ein langer Schnitt.
„Oh mein Gott, Ron! Was ist passiert?"
Er reagierte nicht. Er schaute wie durch mich hindurch, als wäre er in einer Art Rausch.
Langsam hob er seinen rechten Arm und ließ in wieder sinken, sodass der Zahn, den seine Hand angespannt fest hielt, nur wenige Millimeter über seiner Hauptschlagader schwebte. Aus meinen Augen liefen Tränen, aus Furcht.
„Ron, tu das nicht."
Nun schaute er mich an. Sein Gesicht war ausdruckslos, doch seine Augen sprachen für sich. Er wollte das nicht tun, aber er sah keine andere Lösung mehr.
„Ron..", flüsterte ich sanft mit tränenerstickter Stimme. Ich ging langsam ein paar Schritte näher an ihn heran. Nun stand ich nur noch etwa ein Meter von ihm entfernt. Ich streckte meine Hand aus.
„Ron, hör mir zu.", sagte ich ruhig, auch wenn ich mich gerade nicht so fühlte, „Ron. Nimm meine Hand. Du musst das nicht tun. Du darfst das nicht tun!" Er zeigte keinerlei Reaktion. Ich trat noch heinen Schritt näher, die Hand weiterhin ausgestreckt. Rons Arm begann zu zittern. Ich war mir sicher, dass er den Zahn fallen lassen würde, aber stattdessen rammte er ihn sich tief in den Unterarm, mitten in die Hauptschlagader..

when hostility becomes love. [DRAMIONE]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt