Tag 2 Teil 1/4

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Tag 2

Samstag, 17. Dezember

9:17 Uhr

Keith wachte auf und sah, dass Lance gegen seine Schulter sabberte.

Es war kein schöner Anblick—der Junge war halt nie ein schöner Schläfer. Er schlief immer mit weit aufgerissenem Unterkiefer, an seiner Lippe ein hängender Faden Sabber, und das Schnarchen pulsierte durch seinen Mund und durch die Nase.

"Scheiße,", murmelte Keith mit verschlafenen Augen, während er eine schmerzende Stelle an seinem Nacken rieb. Es gab keinen Zweifel, dass der Schmerz von seiner schrecklichen Schlafposition gekommen war und Keith beschuldigte direkt Lance dafür.

Lance schnarchte gegen Keiths Schulter und verhinderte jeden Versuch, den Keith bei der Flucht gemacht hätte. Nach Keiths viertem Versuch gab er schließlich auf und schob Lance offiziell kräftig von seiner rechten Seite. Lance gurgelte ein paar unzusammenhängende Worte, als sein Körper gegen den Kellerteppich flog und Keith nur kicherte, als Lance weiter schnarchte.

Die Vorstellung der Familie Sanchez - eine Familie von Fremden - Würde irgendjemand Keith's zerstrubbelte Schlaf-Frisur sehen, hätte ihm vorher allein der Gedanke Angst gemacht. Das hätte es normalerweise auch getan, wären da nicht die ebenso peinlich aussehenden Frisuren von Cleo und Benji. "Morgen,", sagte Cleo mit ihren Cheerios im Mund, während Keith die Treppe runterkam. "Na, war es gemütlich auf der Couch zu schlafen?"

Keith rieb seine Augen. "Nicht wirklich. Lance legt sich einfach überall drauf, sogar auf meiner Schulter lag er."

Benji kicherte und stellte sein Glas Orangensaft ab. "Das ist halt die Strafe dafür, wenn man gemein ist."
Keith hätte geantwortet, obwohl er sich seltsamerweise nicht in seiner derweiligen Position wohl fühlte. Das war Lance's Bruder, Lance's bester Freund, Lance's Geschwister. Es würde sich komisch anfühlen, wenn Keith an den Neckereien teilnahm.
"Deine Haare sind großartig. Übrigens." Cleo lächelte wieder zu Keith auf, diesmal mit einem Mund voller Milch. Sich unbehaglich fühlend strich Keith geistesabwesend mit den Fingern durch sein Haar und spürte die Steifheit, die die Sofakissen geformt hatten.
"D-Danke?", Stotterte Keith, nicht sicher, wie er sich verhalten sollte. Es war anders, als Lance da war - Lance maskierte Keith immer, indem er so enthusiastisch war. Keith konnte an der Seitenlinie stehen und lächeln, beobachtete die Familienereignisse, ohne jemals teilnehmen zu müssen. Aber ohne Lance? Da fühlte er sich verletzlich. Und da stand Keith in seinen zerknitterten Kleidern vom Vortag ganz allein in der Küche.

"Du musst keine Angst haben, weißt du."

Keiths Augen weiteten sich bei Cleos Worten und er fühlte, wie sich seine Schultern anspannten.
"Das musst du wirklich nicht", fuhr sie fort und stand auf, um ihre Schüssel in die Spüle zu stellen. "Wir werden dich hier nicht verurteilen. Ich weiß, dass es merkwürdig ist, die Familie deines Freundes zu treffen, aber wir beißen nicht. "
"Manchmal. Manchmal beißen wir nicht. "
Cleo warf Benji einen bösen Blick zu, der ihn nur in seinen Arm locken ließ.
"Was ich versuche zu sagen ist-"

Benji stand auf, schnitt Cleo's Worte ab und legte eine feste Hand auf Keiths Schulter.

"Mach dir keine Sorgen, Mann. Cleo hat Recht - wir verurteilen nicht. Wir sind nur froh, dass du Lance glücklich gemacht hast." Mit einem festen Druck auf Keith's Schulter stieß Benji sich ab und nahm seine Schüssel, um sie neben Cleo's in der Spüle zu legen.
Keith biss sich auf die Lippe und sah zu, wie Benji mit nur zwei Stufen auf einmal in sein Zimmer stieg.
Er wusste, dass Benji's Worte beruhigend sein sollten. Und es stimmt - sie beruhigten Keiths Ängste ebenso, wie seine Ängste vor Missbilligung. Dennoch konnte Keith nicht anders, als Schuldgefühle zu verspüren. Sie logen diese Familie an, und das Schlimmste war, dass Keith es weiter machen wollte.
Sobald Benji gegangen war, zeigte Cleo Keith in der Küche. Sie wies ihn darauf hin, wo er Tassen für Wasser und den Müslischrank bekommen konnte; Sie zeigte ihm sogar die Schublade des Kindes. Dies war eine "spezielle" Schublade, die nur von Josie und ihren jüngeren Cousins ​​benutzt wurde. Es enthielt viele Dinge; Plastikschalen mit Ninja-Schildkröten, Teller mit Disney Prinzessinnen, sogar eine große Tasse mit Prinzessin Leia auf der Vorderseite. Einige sahen alt aus, die Bilder auf dem Plastik schienen langsam mit jeder Verwendung zu verblassen. Ein Teller fiel Keith besonders auf, und er zeigte sofort darauf.

"Was ist das für einer?"

Cleo bemerkte den Teller und schnaubte. Es war ein weißer Teller, obwohl die ursprüngliche Farbe offensichtlich zu einem dünnen Gelb geworden war. Der Teller war mit Markierungen bedeckt, alles Zeichnungen eines Kindes.
"Meine Mutter denkt, dass sie wirklich schlau sei, oder? Aber sie ist es nicht, sie hat in ihrem Leben kein Kleid genäht oder Grußkarten gemacht. Wie auch immer, als wir Kinder waren, hat sie versucht, sich neues Handwerk für uns auszudenken. Einer von uns zeichnete auf einen Teller, was irgendwie komisch ist. Wie auch immer, dieser ist Lance's."
Keith hob eine Augenbraue und nahm den Teller aus der Schublade, um ihn zu untersuchen. Die Zeichnung war schrecklich, wahrscheinlich, als Lance fünf oder sechs war. Es war ganz blau, die Linien dünn und zittrig.
Nachdem er den Teller untersucht hatte, wurde Keith klar, dass die Zeichnung aus zwei Personen bestand: einem kleinen Jungen und einem älteren Mädchen. Ihre Körper waren rund und ihre Arme schlichte Linien, die Keith an Kartoffelmenschen erinnerten. In der Ecke des Tellers war eine kleine Notiz, eine Handschrift, die offensichtlich Rosa gehörte. 'Sophia und ich' von Lance Sanchez

6 Jahre alt

März, 2001

Keith schluckte und merkte, wie wertvoll der Teller in seinen Händen war. Er stellte den Teller wieder sanft ab.
"Jedenfalls", fuhr Cleo fort und schob die steile Schublade zurück. "Du solltest Lance aufwecken. Ich habe gehört, ihr zwei seid heute Babysitter?"

Dirty Laundry | A Klance Fanfiction | GermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt